Im Interview mit Frank Schmidt, dem Trainer des sensationellen FC Heidenheim, wird deutlich, wie stark die Mannschaft auf den Erfolg in der Bundesliga fokussiert ist. Heidenheim reist am Freitag als Tabellenführer zum BVB nach Dortmund. Auf die Frage, was der BVB befürchten sollte, entgegnet Schmidt schmunzelnd: „Es wäre schöner, wenn Sie gesagt hätten, der 1. FC Heidenheim fährt nach Dortmund.“ Er betont, dass die Punkte und nicht die Platzierung in der Tabelle entscheidend sind. Mit bereits sechs Punkten in zwei Spielen macht er klar, dass der Klassenerhalt oberstes Ziel bleibt.
Das derzeitige Standing in der Tabelle scheint Schmidt nicht zu beeindrucken. „Natürlich gefällt sie mir“, sagt er zur Tabellenführung, „aber sie ist uninteressant. Nach acht bis zehn Spieltagen erkennt man eine Tendenz.“ So sieht der Trainer das gesamte Bild und bleibt realistisch in seinen Erwartungen. Er spricht über die familiäre Atmosphäre innerhalb des Vereins, die es ihm ermöglicht, auf Kurzschlussentscheidungen zu verzichten und stattdessen einen langen Atem zu haben.
Stabilität und Zusammenarbeit im Verein
Ein wichtiger Faktor für den Erfolg des FC Heidenheim sei das enge und vertrauensvolle Miteinander innerhalb des Vereins. Schmidt hebt hervor: „Es ist ein Vorteil, dass sich hier alle lange kennen, dass es kurze Entscheidungswege gibt und sich alle als Dienstleister für den Klub sehen.“ Diese familiäre Umgebung, in der Profifußball und eine professionelle Herangehensweise Hand in Hand gehen, fördere einen einzigartigen Teamgeist.
Der Coach, der seit über 6200 Tagen im Amt ist, hebt hervor, dass er sich in seiner Position nie gelangweilt hat. „Mir war auch noch nie langweilig hier“, stellt er fest. Zudem hat Schmidt klare Bekenntnisse zu seinem aktuellen Arbeitsplatz abgelegt und ausgeschlossen, in naher Zukunft woanders hinzugehen, auch nicht zu größeren Clubs wie Bayern München. „Max Eberl hat mir prophezeit: Du gehst in Heidenheim in Rente. Und das kann gut passieren“, sagt er augenzwinkernd.
Das Training des Teams findet häufig im Schlossberg statt, und obwohl es meist öffentlich ist, sorgt sich Schmidt nicht um mögliche Spione. „Wir haben das Selbstbewusstsein, dass unser intensiver Fußball auch funktioniert, wenn man ihn kennt“, erklärt der Trainer. Die Mannschaft habe sich mittlerweile einen Namen gemacht und entwickle sich kontinuierlich weiter.
Unter Schmidts Leitung hat der FC Heidenheim auch in der vereinsinternen Wirtschaftlichkeit einen bemerkenswerten Weg eingeschlagen. Der Verein ist darauf bedacht, Transfererlöse zu erzielen, was sich sowohl auf die Spieler als auch auf die Trainer auswirken kann. Schmidt selbst hat jedoch keine Ambitionen, den Verein zu verlassen: „Wenn es nach mir geht, kann man sich auf meine Zusage verlassen, dass ich hier keinen im Stich lasse.“ Der Trainer hat einen Vertrag bis 2027.
Familienwerte im Sport
Ein weiteren faszinierenden Punkt, den Schmidt während des Interviews macht, ist seine Perspektive auf die Summen im Fußball. Seine Frau und Töchter arbeiten im Pflegebereich, was ihm hilft, den Wert menschlicher Arbeit zu schätzen: „In dem Moment, in dem ich das versuche, habe ich verloren.“ Er sagt, er wolle seinen Spielern ein Vorbild sein und darauf hinweisen, dass es auch in der Welt des Sports wichtig sei, soziale Verantwortung zu übernehmen.
Auf die Frage, ob ihn die Fußballwelt erkannt hat, antwortet Schmidt mit einem Lächeln: „Meine Frau und ich waren zum 20. Hochzeitstag auf den Malediven. Da gehen wir zum Frühstück und schon ruft einer: Da ist er!“ Diese Anekdote zeigt, dass der Trainer weit über die Grenzen Heidenheims hinaus bekannt geworden ist.
In Bezug auf die Zukunft des Vereins ist Schmidt optimistisch. Er lobt die Entwicklung junger Spieler wie Paul Wanner, der von Bayern München nach Heidenheim ausgeliehen wurde. „Es ist eine Ehre und eine Bestätigung, dass wir uns einen Namen gemacht haben“, äußert Schmidt. Er sehe Wanner als großes Talent, das eine Chance im deutschen Fußball verdienen solle.
Die Fans des FC Heidenheim können sich zudem auf interessante Begegnungen in der Bundesliga freuen, einschließlich der Partie gegen Chelsea im November. „Alle reden von Chelsea, es geht aber auch gegen fünf andere Gegner“, sagt Schmidt schmunzelnd.
Das Interview mit Frank Schmidt zeigt nicht nur seinen sportlichen Ehrgeiz, sondern auch die Menschlichkeit, die er in seine Rolle als Trainer einbringt. Seine Sichtweise auf das Zusammenarbeiten im Team und die sozialen Aspekte des Fußballs macht deutlich, wie wichtig ihm Werte sind, die über den reinen Wettbewerb hinausgehen. Der Weg von Heidenheim in die Bundesliga ist ein beeindruckendes Beispiel für harter Arbeit und Hingabe.