Leichte Sprache: Verständliche Kommunikation für alle Heidelberger

Leichte Sprache: Verständliche Kommunikation für alle Heidelberger

Heidelberg zeigt, wie wichtig Verständlichkeit in unserer sofortigen und informationsreichen Welt ist. Oft sind die Texte, die wir im Alltag lesen, alles andere als klar. Ob es sich um offizielle Schreiben, Anleitungen oder Gesetzestexte handelt – vielen Menschen fällt es schwer, solche Formulierungen zu verstehen. Daher hat sich die Idee der „Leichten Sprache“ etabliert. Diese Methode hilft dabei, Texte so zu formulieren, dass sie leichter zu begreifen sind.

Laut der Barrierefreien-Informationstechnik-Verordnung sind Behörden seit 2011 verpflichtet, Informationen in Leichter Sprache anzubieten. Diese Texte werden von spezialisierten Übersetzern erstellt, die „normale“ Texte in eine leicht verständliche Form übertragen. Steffen Schwab, ein erfahrener Übersetzer im „Büro für Leichte Sprache“ der Lebenshilfe Heidelberg, erklärt, dass er bei der Übersetzung spezifische Regeln befolgt. Eine zentrale Regel verlangt, das Wichtigste an den Anfang zu stellen und Doppeldeutigkeiten zu vermeiden. Worte müssen klar und deutlich sein, damit sie nicht missverstanden werden können.

Die Herausforderungen der Übersetzung

Diese Übersetzung ist keine einfache Aufgabe. Viele Begriffe benötigen zusätzliche Erklärungen, und Schwab muss oft mit Testlesern arbeiten, um sicherzustellen, dass die Texte auch wirklich verständlich sind. Beispielsweise wurde bei einer Erklärung über das Ehrenamt festgestellt, dass der Ursprungstext zu abstrakt war. Die Klärung, dass „Menschen dafür nicht bezahlt werden“, war notwendig, um Missverständnisse zu vermeiden. Schwab betont, dass es wichtig ist, die Rückmeldungen ernst zu nehmen und gemeinsam Lösungen zu finden. „Sie müssen verstehen“, sagt er, „dass es darum geht, dass sie meine Fehler finden.“ Dies ist ein wesentlicher Teil des Übersetzungsprozesses, der zur Qualität der Texte beiträgt.

Bezüglich der sprachlichen Klarheit ist es wichtig, dass die gleichen Begriffe für dasselbe Objekt verwendet werden. Schwab hat auch seine eigenen Erfahrungen gemacht, die ihm gezeigt haben, dass eine klare und konstante Wortwahl entscheidend ist. „Ich bin ein großer Fan von Wiederholungen“, sagt er. Diese Vorgehensweise erleichtert den Lesefluss und das Verstehen der Texte.

Christiane Maaß, Professorin für Medienlinguistik, hebt die Bedeutung der Leichten Sprache hervor. Besonders in Fachbereichen, wo komplexe Sprache auf Laien trifft, kann eine solche Einfachheit entscheidend sein. In Krankenhäusern beispielsweise ist es wichtig, dass Patienten Anweisungen und Informationen klar verstehen, da dies unmittelbare Auswirkungen auf ihre Gesundheit haben kann.

Leichte Sprache als Kommunikationswissenschaft

Maaß und ihr Team in Hildesheim untersuchen laufend, wie Leichte Sprache noch verständlicher gestaltet werden kann. Ihre Forschung zeigt, dass Wörter wie „Grunderwerbssteuer“ für viele schwer nachvollziehbar sind. Sie schlägt vor, solche Begriffe anders zu schreiben, um die Lesbarkeit zu verbessern. Neuere Vorschläge wie die Verwendung des Mediopunkts könnten dabei helfen, komplexe Wörter zu entschlüsseln und die Verständlichkeit zu erhöhen.

Die Anwendung von Leichter Sprache findet nicht nur in der Verwaltung Anwendung, sondern auch zunehmend in der Wissenschaft, Kultur und Medien. Maaß beobachtet einen stetigen Zuwachs an Interesse in verschiedenen Bereichen, was zeigt, dass die Diskussion um Barrierefreiheit und Verständlichkeit an Bedeutung gewinnt. In Deutschland ist man jedoch im Vergleich zu Nordeuropa, das in dieser Hinsicht bereits viel weiter entwickelt ist, noch nicht am Ziel. Dort sind Lese- und Unterrichtsmaterialien in Leichter Sprache schon seit Jahrzehnten gang und gäbe.

Ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird, ist die Widerstandsfähigkeit der Öffentlichkeit gegenüber Leichter Sprache. Obwohl die Texte klarer und einfacher sind, fühlen sich manche Menschen manchmal beleidigt, weil ihnen unterstellt wird, sie könnten komplexe Inhalte nicht verstehen. Schwab und Maaß sind sich der Sensibilität dieses Themas bewusst und arbeiten aktiv daran, das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Leichter Sprache zu schärfen, um ein größeres Akzeptanzniveau zu erreichen.

Trotz des fortschreitenden Einsatzes von Technologien wie Künstlicher Intelligenz zur Textbearbeitung, bleibt der menschliche Übersetzer unersetzlich. Beide Experten sind sich einig, dass die Technik zwar als Unterstützung genutzt werden kann, jedoch die zwischenmenschliche Interaktion, das Verständnis und der persönliche Kontakt für die Qualität der Übersetzungen entscheidend sind. Schwab verwendet KI-gestützte Werkzeuge hauptsächlich zur ersten Textgenerierung, während der eigentliche Übersetzungsprozess mit den Testlesern bleibt, was durch die Technologie nicht ersetzt werden kann.

Die Diskussion von Regeln und Standards für die Leichte Sprache wird weiterhin angeheizt und bleibt ein wichtiger Bestandteil der öffentlichen Debatte. Schwab und Maaß hoffen, dass die Akzeptanz in der Gesellschaft stetig wächst, damit mehr Menschen von besseren, verständlicheren Informationen profitieren können. Ein Ratgeber des Netzwerks Leichte Sprache gibt praktische Anleitungen, wie Texte gestaltet werden sollten, um diese Zielgruppe optimal zu erreichen. Hierzu zählt die Verwendung von einfachen Ausdrücken, das Vermeiden von Abkürzungen und das Nutzen klarer und kurzer Sätze.

Mehr zu den Herausforderungen und der Entwicklung der Leichten Sprache in Deutschland findet man in einer ausführlichen Analyse bei www.rnz.de.

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