Wenn es um den Kauf von Obst und Gemüse geht, scheint der Preis nicht mehr die höchste Priorität für Verbraucher zu haben. Laut einer aktuellen Umfrage der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Heilbronn stehen Faktoren wie Qualität und Frische an erster Stelle. Ungefähr zwei Drittel der Befragten bewerten diese Kriterien als entscheidend, während Aspekte wie die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung dicht gefolgt sind. Der Preis wird erst an vierter Stelle berücksichtigt.
Der Professor für Lebensmittelhandel an der DHBW, Stephan Rüschen, erläutert, dass die Qualität von Obst und Gemüse für die Kunden wesentlich unkonstanter ist als bei Produkten wie Nutella oder Coca-Cola. Daher legen die Käufer besonderen Wert darauf, dass ihre frischen Produkte auch tatsächlich frisch sind. Dennoch spielt der Preis eine nicht unerhebliche Rolle: Rund die Hälfte der Befragten gibt an, Aktions- und Werbepreise zu beachten.
Verbraucherinteressen im Fokus
Ein zentraler Aspekt, den Rüschen beobachtet hat, ist die wachsende Sensibilität der Kunden gegenüber Lebensmittelverschwendung. Verbraucher möchten möglichst wenig der Produkte, für die sie Geld ausgegeben haben, wegwerfen. Hier zeigt sich ein zunehmendes Bewusstsein für die Thematik, das auch mit einem nachhaltigen Einkauf verknüpft ist. Viele Verbraucher achten darauf, Obst und Gemüse in angemessenen Mengen zu kaufen und möglichst wenig Verpackungsmaterial zu verwenden. Zudem spielt die regionale Herkunft eine wichtige Rolle für die Kaufentscheidung.
Interessanterweise ist das Thema CO2-Abdruck ein weniger häufig genanntes Kaufkriterium. Nur jeder dritte Befragte betrachtet diesen Aspekt bei seiner Kaufentscheidung. Diese Erkenntnis überrascht Rüschen, da die Lebensmittelproduktion einen erheblichen Teil des CO2-Ausstoßes verursacht. Der Professor merkt an, dass es für Verbraucher schwierig ist, den CO2-Abdruck von Lebensmitteln zu vergleichen, da adäquate Kennzeichnungen oder Siegel fehlen.
Nachhaltigkeit im Rückgang
Zusätzlich zeigt eine andere Umfrage der DHBW, dass das Bewusstsein für Nachhaltigkeit beim Einkauf sinkt. Während vor zwei Jahren rund 50 Prozent der Konsumenten bereit waren, für nachhaltige Produkte auf Komfort zu verzichten, sind es aktuell nur noch 30 Prozent. Dieses Signal könnte auf eine allmähliche Erosion der Prioritäten beim Einkauf hinweisen, wo Nachhaltigkeit an Bedeutung verliert.
Insgesamt illustriert die Umfrage eindrucksvoll, wie sich die Kaufentscheidungen der Verbraucher verändern. Während Qualität und Frische weiterhin entscheidend bleiben, müssen Hersteller und Händler zunehmend auch die Bedürfnisse der Konsumenten im Hinblick auf die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung und nachhaltige Verpackungen berücksichtigen. Die Entwicklungen im Konsumverhalten könnten erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Lebensmittelbranche haben, da die Käufer nach Produkten suchen, die sowohl ihren Qualitätsansprüchen genügen als auch verantwortungsbewusst bereitgestellt werden.
Für eine detaillierte Betrachtung des Falls, siehe den Bericht auf www.shz.de.