Im neuen Roman von Iris Wolff mit dem Titel „Lichtungen“ entblättert sich eine Geschichte über zwei Reisende – Kato, eine Künstlerin, die für ihre Straßenbilder bekannt ist, und Lev, dessen Hintergrund zunächst unklar bleibt. Die Unsicherheiten in der Beziehung, ob sie gemeinsam oder ehemals ein Paar waren, ziehen sich durch die Handlung und beschäftigen den Leser. Die Autorin versteht es meisterhaft, über Gefühle, Gedanken und Erinnerungen zu erzählen, wodurch die Handlung zwischen den Zeilen eine tiefe Dimension erhält.
Wolff nutzt einen besonderen Erzählstil: Die Geschichte entfaltet sich in neun Kapiteln, die rückwärts erzählt werden. Dies erzeugt einen einzigartigen poetischen Fluss, der den Leser in die Vergangenheit der beiden Protagonisten entführt. Die Erzählung spielt in unterschiedlichen Orten, unter anderem in Zürich und entlang der französischen Küste. Diese Rückblicke verknüpfen persönliche Erlebnisse mit historischen und politischen Anknüpfungspunkten, was dem Werk Tiefe und Kontext verleiht.
Rückblick auf Kreuzungen
Die Protagonisten Lev und Kato haben sich in ihrer Jugend in Rumänien begegnet, und das Band zwischen ihnen hält bis in die Gegenwart. Über 252 Seiten hinweg springt die Handlung durch die Zeit und lädt den Leser ein, die facettenreiche Beziehung über unterschiedliche Lebensphasen hinweg zu erkunden. Ein eindrucksvolles Zitat, das den entspannten Fluss ihrer Reise beschreibt, lautet: „Sie hatten sich treiben lassen, manchmal auch Tage getrennt voneinander verbracht.“ Diese ruhige Erzählweise schafft eine Atmosphäre, in der tiefere Emotionen und Gedanken Raum finden.
Lev, der seine Wurzeln in Rumänien hat, bringt die Geschichte mit seinem persönlichen Erbe in Verbindung. Die Einflüsse der politischen Vergangenheit des Landes, wie die Kommunistische Revolution, kommen durch Geschichten von Lev und Kato zur Sprache. Ein aufschlussreicher Moment beschreibt eine Frau, die ein Kofferradio mit auf den Acker nimmt, um Wildschweine abzuhalten, was humorvoll durch Levs Kommentar „Hoffentlich nicht Radio Freies Europa!“ ergänzt wird. Hier und an anderen Stellen verwebt Wolff persönliche Schicksale mit der globalen historischen Erzählung.
Ein Buch voller Ruhe
Iris Wolff, 1977 in Siebenbürgen geboren und heute in Freiburg im Breisgau wohnhaft, hat sich mit ihren Werken häufig mit Themen wie Freiheit, Geschichte und dem Zufall beschäftigt. Ihr jüngstes Buch strahlt, trotz des komplexen Themas, eine bemerkenswerte Ruhe aus, die den Leser in eine nachdenkliche Stimmung versetzt. „Lichtungen“ wurde als eines der Nominierten für den Deutschen Buchpreis vorgemerkt, dessen Verleihung am 14. Oktober in Frankfurt am Main stattfinden wird. Auf der Shortlist sind neben Wolffs Roman auch Werke von namhaften Autoren wie Clemens Meyer und Ronya Othmann.
Die Art und Weise, wie Wolff Geschichten verarbeitet und Emotionen vermittelt – von der ruhigen Erzählweise bis hin zu den tiefen historischen Kontexten –, wird mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Ihre Stimme in der zeitgenössischen Literatur ist einzigartig und vielversprechend, und die Ankündigung ihrer Nominierung für den Deutschen Buchpreis verstärkt das Interesse an ihrem Werk und ihrer Perspektive.
Um mehr Informationen zu Iris Wolff und ihrem neuen Buch „Lichtungen“ zu erhalten, besuchen Sie den Artikel auf www.ksta.de.