Es gibt eine beeindruckende Persönlichkeit im Seniorenzentrum in Fulda, die zeigt, dass das Alter keine Grenzen für kreative Energie kennt. Helmut Harm, 97 Jahre alt, erfreut sich an seinem Hobby, der Modellbaukunst, und hat damit nicht nur ein Ventil für seine Kreativität gefunden, sondern auch ein bemerkenswertes Talent entwickelt, das ihn zu einer wahren Inspiration macht.
Vor etwa anderthalb Jahren zog der gebürtige Esslinger nach Fulda, um näher bei seiner Tochter Sabine Harm zu leben. Er genießt die Zuwendung seiner Familie im AWO-Seniorenzentrum in Ziehers-Nord. „Es war eine Weile ruhig, aber das Leben bietet für mich immer noch viele spannende Herausforderungen“, erzählt er mit einem Lächeln auf den Lippen. Denn in seinem kleinen Atelier sind große Meisterwerke entstanden, die auf besondere Weise die Geschichten der Gebäude darstellen, die er nachbaut.
Eine Liebe zu Holz und Papier
Helmut Harm war schon als Kind von Holzarbeiten fasziniert. Diese Leidenschaft begleitete ihn durch sein Berufsleben als Bauingenieur, doch die wahre Entdeckung seiner Begeisterung für den Modellbau kam erst mit seiner Pensionierung. „Meine Frau hat damals eine Anzeige des Verlags Schreiber in der Zeitung entdeckt. Sie suchten Tester für ihre neuen Modellbau-Bögen. Sie meinte, das wäre genau das Richtige für mich“, erzählt er, während er in Erinnerungen schwelgt.
In den mehr als 40 Jahren, die er dem Modellbau gewidmet hat, hat Harm über 250 Modelle gebaut. Burgen, Schlösser, Flugzeuge – keine Herausforderung ist ihm zu groß. Besonders stolz ist er darauf, dass heute etwa 75 Prozent der Exponate im Schreiber-Museum in Esslingen aus seiner kreativen Hand stammen. „Es braucht nur eine Schere und Klebstoff“, gibt er Einsteigern den Rat. „Und viel Geduld“, fügt seine Tochter schmunzelnd hinzu.
Harm hat im Laufe der Jahre seine eigene Technik entwickelt, mit der er zum Beispiel einfache Modelle in nur wenigen Tagen abschließt. Bei komplizierteren Vorlagen lässt er sich mehr Zeit – manchmal bis zu einer Woche. „Wenn man das so lange macht, dann weiß man, wie man es anpacken muss“, sagt er stolz und genießt die fröhliche Unterstützung seiner Familie, besonders wenn es darum geht, neue Modellbaubögen zu besorgen.
Sein Zuhause ist mittlerweile voll von Modellen, die von seiner Hingabe zeugen. Ob es das Schloss in Ludwigsburg ist oder ein entzückendes kleines Flugzeug, jedes Stück erzählt eine Geschichte. „Das sind nicht nur Modelle, das sind Teile meiner Erzählungen“, sagt er und blickt auf seine Werke.
Innovationen mit Leidenschaft
Helmut Harm lässt sich immer wieder neue Ideen einfallen, die über die ursprünglichen Baupläne hinausgehen. „Beim Ausräumen des alten Hauses fanden wir beispielsweise viele Handventilatoren. Mein Vater hat sie als Propeller für seine Modellflugzeuge genutzt“, erzählt seine Tochter voller Stolz. Seine Kreativität sprüht vor Leben, und diese Innovationskraft hat es ihm ermöglicht, die gewöhnlichen Modellbau-Bögen in etwas Einzigartiges zu verwandeln.
Seine Werke sind nicht nur Hobbys, sie sind auch das Resultat seiner tiefen Wissbegierde. Zu jedem Gebäude, das er nachbaut, hat Harm auch die entsprechenden Geschichten und historischen Hintergründe parat. „Ich finde, dass jedes Bauwerk eine eigene Seele hat, die man beim Nachbauen erwecken kann“, erläutert er engagiert.
Harm hat nicht nur die technischen Fähigkeiten, sondern auch einen unermüdlichen Enthusiasmus, der ihn jung hält. „Damals gab es noch fünf Mark für das Testen der Modellbögen“, erinnert er sich lächelnd. „Aber die Freude an der Herstellung war die beste Belohnung.“ Sein Lebensmut und seine Leidenschaft für den Modellbau inspirieren nicht nur die Menschen in seinem Umfeld, sondern hinterlassen auch einen bleibenden Eindruck in der kreativen Gemeinschaft.
So wird das Seniorenzentrum in Fulda nicht nur zu einem Ort des Rückzugs, sondern auch zu einem Zentrum kreativer Schaffenskraft, in dem Helmut Harm weiterhin mit seinen Modellen und Ideen glänzt. Es bleibt spannend zu sehen, welche Meisterwerke der 97-Jährige als Nächstes schaffen wird.
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