Die diesjährige Wahl zum Jugendwort des Jahres hat einen klaren Sieger hervorgebracht: „Aura“. Laut der Abstimmung des Langenscheidt-Verlags wurde der Begriff bei der 76. Frankfurter Buchmesse als das beliebteste Ausdrücke unter Jugendlichen gekührt. Die Auszeichnung, die am Puls der Zeit ist, zeichnet sich durch eine besondere Bedeutung aus, die weit über eine einfache Definition hinausgeht. Das Wort beschreibt eine besondere Ausstrahlung oder das Charisma einer Person und zeigt auf, wie Jugendliche Sprache oft kreativ umdeuten und kontextualisieren.
Während „Aura“ als positiver Begriff gilt, hat der zweite Platz der Wahl für einige Kontroversen gesorgt. Der Begriff „Talahon“, der sich von „Tahal lahon“ ableitet und junge Männer beschreibt, die sich mit gefälschten Luxusklamotten präsentieren, sorgt für gemischte Gefühle. Der Begriff wurde im Laufe des Jahres häufig in den sozialen Medien thematisiert und hat zu Debatten über kulturelle Stereotype und Migration geführt. Auch wenn „Talahon“ eine Vielzahl von Bedeutungen mit sich bringt, gibt es eine klare Verbindung zu ethnischen Identitäten, was einige kritische Stimmen hervorrief.
Die Rolle der sozialen Medien
Soziale Medien haben einen erheblichen Einfluss auf die Jugend- und Sprachkultur. „Aura“ hat sich besonders im Sportkontext etabliert, wo Athleten und Trainer oft beschrieben werden, als würden sie eine besondere Ausstrahlung haben. Der Begriff trat erstmals 2020 in einem Artikel der „New York Times“ auf, der den niederländischen Fußballspieler Virgil van Dijk thematisierte. Seither hat „Aura“ in der Jugendsprache starke Wurzeln geschlagen, wobei es manchmal auch in humorvollen Kontexten genutzt wird. Man spricht dann von einer „Minusaura“, beispielsweise wenn jemand einen peinlichen Moment erlebt – ein humorvoller Umgang mit Eigenschaften, die in der Gesellschaft oft als negativ angesehen werden.
Der Langenscheidt-Verlag hat festgestellt, dass Jugendliche selbst oft mit solchen Begriffen spielen, indem sie sie humorvoll und ironisch verwenden. Dieses Spiel mit Sprache zeigt nicht nur Kreativität, sondern auch ein tiefes Verständnis für gesellschaftliche Normen, die sie ständig hinterfragen.
Eine neue Ära der Abstimmung
Interessant ist, dass die Wahl des Jugendworts seit 2020 von Jugendlichen im Alter zwischen 11 und 20 Jahren allein durchgeführt wird. Dies stellt einen bedeutenden Wandel dar, da in der Vergangenheit eine Jury die Auswahl getroffen hat, was häufig für Verwirrung sorgte. Jugendliche haben somit die Möglichkeit, ihre eigene Sprache und ihre Ausdrucksweise direkt zu beeinflussen. Die Zahl der teilnehmenden Stimmen ist im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent gestiegen, was ein weiteres Zeichen für das Engagement der Jugend zeigt.
Das Jugendwort des Jahres gibt es seit 2008, und die Auswahl hat stets das beständig wachsende Sprachgefühl der Jugendkultur reflektiert. In den ersten Jahren wurden oft Worte wie „Gammelfleischparty“ gewählt, während im letzten Jahr „goofy“ von den Jugendlichen favorisiert wurde. Das riesige Interesse an der Abstimmung zeigt, wie relevant diese Art der Sprachwahl für die jungen Menschen ist. Auch dieser Ansatz ermöglicht eine Art von Identitätsbildung innerhalb der Jugend, da sie dadurch in der Lage sind, sich selbst und ihre Kulturen über die Sprache auszudrücken.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass „Aura“ nicht nur ein Wort ist – es ist ein kulturelles Phänomen, das das Zusammenspiel von Identität, Sprache und Jugendkultur reflektiert. Die Wahl und die Diskussion um die Begriffe bieten interessante Einblicke in das Denken unserer heutigen Jugend. Details über die Wahl und die dahinterstehenden Entscheidungen sind auf www.schwarzwaelder-bote.de nachzulesen.