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Von Mais zu Blühbrache: Christoph Blattmanns blühendes Experiment in Gundelfingen

Landwirt Christoph Blattmann in Gundelfingen hat seine Maisfelder in eine blühende Brache umgewandelt, um durch staatliche Förderungen von 1.000 Euro pro Hektar jährlich ökologisch nachhaltiger zu wirtschaften und das Artensterben zu bekämpfen, während er gleichzeitig das Risiko in der Landwirtschaft vermindert.

In Gundelfingen, direkt im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, hat Landwirt Christoph Blattmann einen bemerkenswerten Schritt unternommen. Statt der typischen Maiskultur, die er einst anbaute, hat er nun eine vielfältige Blühbrache angelegt. Über 40 verschiedene Pflanzenarten, darunter heimische Blumen wie die blühenden wilden Möhren und leuchtenden Klatschmohn, zieren jetzt seine Felder. Diese Veränderung ist nicht nur eine Frage des persönlichen Engagements für die Natur, sondern auch eine ökonomische Entscheidung.

Bisher hatte Blattmann seine Erträge vor allem mit Mais erwirtschaftet, den er als Futtermittel benötigte. Vor etwa anderthalb Jahren stellte er jedoch seinen Milchviehbetrieb ein, was ihm die Möglichkeit eröffnete, seine Felder alternativ zu nutzen. Auf etwa zwei Hektar seiner insgesamt elf Hektar großen Fläche hat er diese Blumenwiese angelegt. „Es ist schon eigenartig, denn man könnte auch wertvolle Lebensmittel anbauen“, erklärt Blattmann. Doch die zunehmenden Herausforderungen durch heißen Sommer und schwierige Erntebedingungen machen die Blühbrache für ihn zu einer attraktiven Option.

Ökonomische Vorteile der Blühbrache

Ein entscheidender Vorteil für Blattmann ist die finanzielle Unterstützung vom Land. Für die Pflege seiner Blühbrache erhält er jährlich etwa 1.000 Euro pro Hektar. Diese Förderung übersteigt die Beträge, die er aus einer klassischen Getreide- oder Maisernte erzielen würde. Es ist also nicht nur eine umweltschonende Maßnahme, sondern auch eine wirtschaftlich rentable Entscheidung. „Es ist weniger Risiko und weniger Aufwand damit verbunden“, meint er weiter.

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Die Blühbrache stellt eine Form der Landwirtschaft dar, die den Erhalt der Biodiversität fördert. Reinhold Treiber, Biologe und Leiter des Landwirtschaftserhaltungsverbandes Breisgau-Hochschwarzwald, unterstützt solche Projekte und möchte mehr Landwirte motivieren, ähnliche Flächen anzulegen. Bislang werden im gesamten Landkreis erst 40 Hektar derartiger Flächen gefördert, während die gesamte landwirtschaftlich genutzte Fläche rund 53.000 Hektar beträgt. Treiber hebt hervor, dass aus ökologischer Sicht etwa sechs bis zehn Prozent der Fläche brach liegen sollte, um gefährdeten Arten wie Wachteln und Auerhühnern eine Überlebenschance zu geben.

  • Blühbrache: Wichtig für die Biodiversität
  • Über 30 Prozent der Wildbienen und Schmetterlinge sind bedroht
  • Gesetzliche Vorgaben könnten die Zahl der Blühflächen erhöhen

Die Erklärung für diese wichtige Umweltmaßnahme liegt auch in der alarmierenden Statistik: Über 30 Prozent der Heu- und Fangschrecken sowie viele Wildbienenarten und Schmetterlinge sind entweder ausgestorben oder gelten als gefährdet. In Anbetracht dieser Tatsachen wirken die Blühbrächen wie die von Blattmann einer weiteren Gefährdung entgegen. Die lokale Bevölkerung zeigt sich erfreut über das bunte Farbenspiel auf den Feldern; es ist ein Anblick, der auch das Image der Landwirtschaft positiv beeinflusst.

Langfristige Perspektive für Blattmann

Der Vertrag von Christoph Blattmann für diese spezielle Nutzung seiner Flächen läuft noch für drei bis fünf Jahre. Nach dieser Zeit plant er eventuell, wieder auf Weizen umzusteigen. Die Entscheidung, die Felder jetzt in eine Blühbrache zu verwandeln, zeigt jedoch, wie flexibel Landwirte auf sich verändernde Bedingungen reagieren können. Mit einem einmaligen Samenmix von nur sechs Kilogramm, der die Grundlage für seine blühende Landschaft bildet, hat er bereits zahlreiche Pflanzen zum Erblühen gebracht, die nur minimale Pflege benötigen.

Blattmanns Entscheidung spiegelt sich auch in einem größeren Trend innerhalb der Landwirtschaft wider, hin zu nachhaltigeren Anbaumethoden. Die Frage bleibt, wie viele Landwirte ihm folgen werden. Der Erfolg des Projektes könnte die Zukunft der Landwirtschaft im Breisgau-Hochschwarzwald und darüber hinaus entscheidend beeinflussen.

Hintergrund der Blühbrache

Die Idee der Blühbrache ist eng mit umweltpolitischen Zielen verbunden, die den Erhalt der Biodiversität fördern. Landwirtschaftliche Flächen bieten oft einen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, die durch intensive landwirtschaftliche Praktiken bedroht sind. Um dem entgegenzuwirken, setzen viele Landwirte auf Blühbrachen. Diese Flächen werden nicht für die Produktion von Lebensmitteln oder Futtermitteln genutzt, sondern dienen als Rückzugsorte für Nützlinge und als Lebensräume für bedrohte Arten. Der europäische und nationale Förderrahmen unterstützt diese Ansätze, indem Landwirte finanzielle Anreize erhalten.

In Deutschland sind die ökologischen Herausforderungen besonders ausgeprägt. Der Verlust an Biodiversität wird häufig mit der Intensivierung der Landwirtschaft in Verbindung gebracht. In verschiedenen Regionen werden Programme initiiert, um nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden zu fördern und verloren gegangene Lebensräume zu regenerieren. Initiativen wie die von Christoph Blattmann in Gundelfingen sind Teil einer größeren Bewegung hin zu mehr ökologischer Landwirtschaft.

Aktuelle Statistiken zur Biodiversität

Aktuellen Berichten zufolge nimmt die Vielfalt von Pflanzen und Tieren in landwirtschaftlich genutzten Flächen erheblich ab. Laut der Landesanstalt für Umwelt sind bereits über 30 Prozent der heimischen Insektenarten bedroht. Diese Statistik unterstreicht die Notwendigkeit von Projekten wie Blühbrächen, die als Pufferzonen fungieren und den Rückgang von Arten eindämmen sollen. Zudem belegen Zahlen, dass 75 Prozent der Kulturpflanzen von der Bestäubung durch Insekten abhängig sind, was die Wichtigkeit eines gesunden Ökosystems für die Landwirtschaft verdeutlicht.

Zusätzlich zeigen Umfragen unter Landwirten in Deutschland, dass etwa 60 Prozent der Befragten angeben, dass sich ihre Ansichten zur Biodiversität in den letzten Jahren nachhaltig verändert haben. Ein wachsender Teil der Landwirte erkennt die Notwendigkeit, neben der reinen Lebensmittelproduktion auch ökologische Aspekte zu berücksichtigen, um die langfristige Nachhaltigkeit ihrer Betriebe zu sichern.

– NAG

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