Im Landkreis Bodenseekreis fand eine feierliche Veranstaltung anlässlich des Tages der Deutschen Einheit im Gwandhaus in Hagnau statt, die von langer Tradition geprägt ist. Der Festabend wurde von der Jugendkapelle des Musikvereins „Harmonie“ Lippertsreute unter der Leitung von Oliver Keller umrahmt, die die Gäste mit einem mitreißenden Medley aus den achtziger Jahren begeisterte.
Landrat Luca Wilhelm Prayon hieß die Delegation aus dem polnischen Partnerlandkreis Tschenstochau herzlich willkommen. Diese war nach einer fünfzehnstündigen Anreise in Hagnau angekommen. Zu den Gästen zählten Landrat Krzysztof Smela sowie die Vorstandsmitglieder Anna Dziewior und Beata Wójcik, Leiterin des Berufsschulzentrums in Tschenstochau. Im Saal befand sich auch eine illustre Versammlung lokaler Persönlichkeiten, darunter Kreisräte und mehrere Bürgermeister, der Oberbürgermeister von Überlingen, Jan Zeitler, sowie verschiedene Ex-Abgeordnete und der Polizeipräsident Uwe Stürmer.
Die Rede des Landrates
In seiner Ansprache betonte Prayon die Bedeutung der Feier zur Wiedervereinigung und erinnerte an die dunklen Zeiten der deutsch-deutschen Geschichte. Er wies darauf hin, dass der ehrliche Blick von Freunden essenziell sei, insbesondere in der aktuellen politischen Lage. Landrat Krzysztof Smela erläuterte in seiner Rede, wie die Polen die deutsche Wiedervereinigung wahrnehmen. Übersetzt wurde seine herzliche Begrüßung von Magdalena Linnig aus dem deutsch-polnischen Freundeskreis, die auch Smelas Erinnerungen an die 25-jährige Partnerschaft der beiden Landkreise vortrug.
Smela äußerte, dass die Wiedervereinigung zu unterschiedlichen Meinungen geführt habe, insbesondere bezüglich der polnischen Grenze und Deutschlands Einfluss in Europa. Inzwischen sei jedoch größtenteils Einigkeit darüber erzielt worden, dass die Wiedervereinigung für Polen vorteilig war. Deutschland habe zur EU-Integration Polens und damit auch zum Übergang zur Marktwirtschaft beigetragen. Heute sei Deutschland nicht nur der wichtigste Handelspartner, sondern auch ein bedeutender Investor in der polnischen Wirtschaft.
Die wirtschaftlichen Beziehungen haben besonders für die Metall- und Stahlindustrie in Tschenstochau neue Möglichkeiten geschaffen. Smela betonte, dass der Abschluss der Partnerschaft mit dem Bodenseekreis eine entscheidende Entscheidung für den Landkreis Tschenstochau gewesen sei, und die dort gesammelten Erfahrungen von unschätzbarem Wert seien. Trotz bestehender Herausforderungen im Verhältnis zwischen Deutschland und Polen sieht er die Partnerschaft als blühend und zukunftsorientiert an.
Ein bedeutsamer Moment des Abends war die Überreichung eines Ordens aus dem ukrainischen Partnerkreis Kolomyia an den ehemaligen Landrat Lothar Wölfle. Anna Dziewior übergab ihm diese Auszeichnung als Dank für den finanziellen Beitrag des Bodenseekreises, der nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine geleistet wurde. Diese Geste unterstreicht die enge Verbindung und die Solidarität zwischen den Partnerlandkreisen.
Der Abend klang mit angeregten Gesprächen aus, bei denen die Gäste die Möglichkeit hatten, ihre Gedanken und Perspektiven zu teilen. Die Veranstaltung förderte den Austausch und stärkte die Bindungen zwischen den Anwesenden sowie den beteiligten Landkreisen. In Zeiten geopolitischer Spannungen, wie der russischen Aggression gegen die Ukraine, wird die Bedeutung solcher Partnerschaften und des Zusammenhalts innerhalb der NATO umso deutlicher.
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