Bodenseekreis

Ethische Entscheidungen im Krankenhaus: Leben oder Sterben?

Im Helios-Spital in Überlingen wird über Leben und Tod entschieden! Ein Ethik-Arbeitskreis trifft sich, wenn die Situation extrem ist – etwa nach einem schweren Unfall, der die Lebensqualität eines Patienten unwiderruflich beeinträchtigt hat. Hier kommen Ärzte, Angehörige und Seelsorger zusammen, um über die besten Behandlungsmöglichkeiten zu diskutieren. Die Vorsitzende, Elsie Fickenscher, selbst ehemalige Ärztin, erklärt, dass diese Beratungen zwischen einem und fünf Mal pro Jahr stattfinden. Der Ethik-Kreis wurde 2008 auf Initiative des Klinikpersonals gegründet, um die Autonomie der Patienten zu wahren und sie über ihre Behandlungsoptionen aufzuklären.

Entscheidungen unter Druck

In diesen kritischen Momenten stehen vier zentrale Prinzipien im Fokus: nicht schaden, Wohltun, Autonomie und Gerechtigkeit. Fickenscher schildert einen besonders emotionalen Fall: Eine Schlaganfallpatientin, die nicht mehr richtig sprechen oder schlucken konnte. Das Gremium befürwortete zunächst eine Magensonde zur künstlichen Ernährung, doch das fühlte sich nicht richtig an. Die Patientin wollte nicht sterben, aber auch keine Sonde. Letztendlich entschieden sie sich, ihr Essen mit dem Löffel anzubieten – eine Entscheidung, die den Widerspruch zwischen medizinischer Notwendigkeit und dem Willen der Patientin auflöste.

Die Treffen des Ethik-Arbeitskreises sind nicht nur eine Pflichtübung; sie sind eine emotionale Achterbahnfahrt! Regelmäßig treffen sich die Mitglieder, um akute Fälle zu besprechen und Fortbildungen anzubieten. Ortwin Engel-Klemm, Klinikseelsorger, betont die Bedeutung der seelischen Unterstützung: „Wir suchen nach dem, was die Menschen am Leben hält.“ Oft sind es Familie, Glaube oder persönliche Ziele, die den Patienten Kraft geben. Diese Gespräche sind nicht nur für die Patienten wichtig, sondern auch für das Pflegepersonal, das die emotionalen Lasten der Schicksale trägt. Fickenscher besucht regelmäßig die Intensivstation, um den Mitarbeitern beizustehen – denn auch sie brauchen Unterstützung in diesen schweren Zeiten.

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Quelle/Referenz
suedkurier.de

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