Biberach

Stürmische Debatte um Naturschutzgebiet Südsee: Bürger fühlen sich übergangen!

Am 20. September fand die erste Sitzung des Obersulmetinger Ortschaftsrats statt, die für viel Aufregung sorgte. Das Hauptthema war die bevorstehende Ausweisung des Naturschutzgebiets „Südsee-Kingenbühl“ in der Gemarkung Obersulmetingen. Weder der Ortschaftsrat noch Vertreter aus der Landwirtschaft, dem örtlichen Fischereiverein oder Natur- und Vogelschutzvereinen waren vorher informiert worden, was zu Unmut führte. Viele Bürger fühlten sich übergangen, da das Naturschutzprojekt anscheinend ohne ihre Beteiligung vorangetrieben werden sollte, obwohl sich viele von ihnen seit Jahren für den Erhalt des Südsees einsetzen.

Die Situation wurde jedoch während der Sitzung des Umweltausschusses am folgenden Montag deutlicher. Klaus Knoblich und Jürgen Jebram vom Regierungspräsidium Tübingen waren eingeladen, um den aktuellen Stand des Verfahrens zu erläutern. Es wurde klargestellt, dass man sich noch am Anfang des Prozesses befindet. Dies stieß bei den Anwesenden auf Erleichterung, da Bedenken geäußert wurden, dass sie vor vollendete Tatsachen gestellt würden.

Lebensraum für zahlreiche Vogelarten

Das Regierungspräsidium plant die Ausweisung des Südsees und seines Uferbereichs als Naturschutzgebiet. „Dieser künstlich geschaffene See hat sich seit dem Ende der Kiesförderung zu einem wertvollen Lebensraum für viele Vogelarten entwickelt“, erklärte Jebram. Rund 96 Vogelarten, darunter Enten und Watvögel, finden am Südsee einen Brut- oder Rastplatz. Beispielsweise wurden Graugänse in großen Zahlen gesichtet, die vom reichhaltigen Nahrungsangebot profitieren.

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Das 51 Hektar umfassende Gebiet ist geprägt durch eine große Wasserfläche und zwei kleinere Gewässer am Nordostufer. In den letzten zwei Jahren wurden aufwendige Umgestaltungen vorgenommen, um neue Kiesflächen zu schaffen, die hauptsächlich durch Eselbeweidung und maschinellen Einsatz erstellt wurden. Diese Arbeiten kosteten die Gemeinde rund 174.000 Euro.

Ökologische Bedeutung des künstlichen Gewässers

Trotz seiner künstlichen Entstehung hat der Südsee eine erhebliche ökologische Bedeutung. Zugvögel nutzen diesen Ort als Rastplatz auf ihrem Weg zwischen dem Donautal und dem Bodensee. Das Land hat Interesse daran, solche Gebiete zu schützen und dafür Mittel bereitzustellen, wie Jebram feststellte.

Die Diskussion über abgeschlossene Tatsachen wurde auch von Knoblich adressiert: „Wir stehen ganz am Anfang der Ausweisung des Naturschutzgebiets“, betonte er. Künftig sollen verschiedene beteiligte Kommunen und öffentliche Träger in den Diskussionsprozess einbezogen werden, um sicherzustellen, dass jede Stimme Gehör findet.

Regeln und Einschränkungen im Naturschutzgebiet

Die Ausweisung des Naturschutzgebiets bringt zahlreiche Einschränkungen mit sich. So werden Baden, Tauchen und das Fahren mit Booten im Schutzgebiet verboten. Obwohl viele dieser Regeln bereits vorher galten, werden für die Fischerei strengere Vorschriften eingeführt. Von derzeit 20 Angelplätzen sollen zwei gestrichen werden, und Fischer dürfen nicht mehr den südlichen Teil des Sees befahren. „Die Fischerei kann fast unverändert beibehalten werden“, sagte Jebram.

Für die Landwirtschaft gelten ebenfalls neue Regelungen, da der Einsatz von Pestiziden im Schutzgebiet untersagt ist. Dennoch behalten bestehende Einrichtungen wie der Beobachtungsturm weiterhin ihre Genehmigungen. Bedenken von Anwohnern und Landwirten bezüglich der zukünftigen Nutzung des Gebiets wurden ernst genommen, und es wurde versichert, dass Anpassungen an der Schutzverordnung möglich sind.

Die Diskussion zeigte auch, dass viele Bürger nicht genau wussten, dass es sich um einen Entwurf handelt. Martin Heinz, ein Stadtrat in Obersulmetingen, äußerte seine Sorgen über die Vereinbarkeit des Naturschutzgebiets mit bestehenden Freizeitangeboten, ohne dass das Gespräch abschließend entschieden wurde. Jebram betonte, dass Verbote nur für das explizit geschützte Gebiet gelten.

Einige Politiker, darunter Fabian Deubler von der Freien Liste, unterstützen den Naturschutz und sprachen sich dafür aus, dass landwirtschaftliche Flächen von der neuen Verordnung nicht unnötig betroffen werden. Unterschiedliche Standpunkte wurden in der Sitzung gehört, wobei der Konsens lautete, dass der Schutz des Südsees wichtig sei, um Regionen wie diese für zukünftige Generationen zu erhalten.

Die Vertreter des Regierungspräsidiums betonten die Wichtigkeit des langjährigen ehrenamtlichen Engagements in der Region und die positive Nutzung, die durch Fischer und Jäger gewährleistet wird. Man sehe kein großes Problem bei einer vernünftigen Nutzung, die gleichzeitig den langfristigen Schutz des Gebiets nicht gefährdet.

„Ein geschützter Raum für unsere Natur ist dringend notwendig, und wir sollten bestrebt sein, diesen Entwurf abzuschließen“, betonte die SPD-Politikerin Martina Miller. Der Prozess zur endgültigen Ausweisung wird nun in die Wege geleitet, wobei zunächst die kommunalen und öffentlichen Träger in den Dialog einbezogen werden sollen. Wann genau der Südsee offiziell zum Naturschutzgebiet erklärt wird, bleibt ungewiss, aber die ersten Schritte sind bereits gesetzt – von insgesamt fünf, die für eine endgültige Genehmigung erforderlich sind.

Für weitere Informationen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.schwaebische.de.

Quelle/Referenz
schwaebische.de

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