Die Jugendkriminalität im Landkreis Biberach weist ein gemischtes Bild auf, denn während die Gesamtzahl der Straftaten bei Jugendlichen rückläufig ist, gibt es hinsichtlich bestimmter Delikte besorgniserregende Trends. Im vergangenen Jahr registrierten die Behörden etwa 800 Straftaten, was einen kontinuierlichen Rückgang im Vergleich zu etwa 1000 Fällen im Jahr 2019 darstellt. Besonders alarmierend ist der Anstieg von Diebstählen, deren Fallzahlen von rund 150 auf knapp 250 stiegen. Zudem könnte die Zunahme von Körperverletzungen in diesem Jahr die Zahlen des Vorjahres übertreffen.
Jessica Neidlinger, Sachgebietsleiterin im Landratsamt, betonte die Zunahme von Sexualdelikten, von denen 2022 rund 60 registriert wurden, wobei über 80 Prozent dieser Taten den Besitz von pornografischen Inhalten betreffen. Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz blieben ebenfalls relativ häufig, mit über 50 Verstößen in den letzten zwei Jahren.
Die Rolle der Jugendgerichtshelfer
Die Jugendgerichtshelfer spielen eine entscheidende Rolle im Umgang mit den jungen Straftätern. Sie stehen sowohl während als auch nach den gerichtlichen Verfahren zur Seite und unterstützen die Jugendlichen sowie deren Familien. Zu ihren Aufgaben gehört nicht nur die Vorbereitung auf die Verhandlung, sondern auch die Aufklärung über die möglichen rechtlichen Konsequenzen. Außerdem vermitteln sie wichtige Jugendhilfen und soziale Dienstleistungen wie Suchtberatung.
Nach dem Ende der Gerichtsverfahren helfen die Jugendgerichtshelfer bei der Umsetzung von Auflagen, die häufig in Form von gemeinnützigen Arbeitsstunden bestehen. Je nach Fall können Jugendliche zwischen fünf und 60 Stunden gemeinnütziger Arbeit leisten. Zusätzlich werden soziale Trainingskurse, Antiaggressionstrainings und Täter-Opfer-Ausgleiche angeboten, um den Jugendlichen alternative Wege zur Konfliktlösung aufzuzeigen.
Fokus auf Prävention
Eine neue Maßnahme, die ins Spiel kommt, ist die sogenannte Betreuungsweisung, die zusätzlich bei schwereren Delikten oder bei Wiederholungstätern in Betracht gezogen wird. Diese Kombination aus sozialpädagogischer Betreuung und rechtlichen Folgen soll helfen, den Jugendlichen eine individuelle Perspektive zu geben, um ihre Taten aufzuarbeiten und Wege aus der Krise zu finden. Das Jugendamt erwartet nur wenige Fälle pro Jahr, meist fünf, die in dieses Programm aufgenommen werden.
Auf die besonderen Bedürfnisse von Kindern unter 14 Jahren wird ebenfalls eingegangen. Trotz ihrer strafrechtlichen Unmündigkeit werden deren Taten erfasst und der Staatsanwaltschaft gemeldet. Edith Klüttig, Leiterin des Kreisjugendamts, berichtete, dass an einer Einbindung dieser Altersgruppe in spezielle Trainingsprogramme gearbeitet wird. Eltern zeigen ein wachsendes Interesse an solchen Angeboten, was die Notwendigkeit unterstreicht, frühzeitige Interventionen zu ermöglichen.
Landrat Mario Glaser war optimistisch und verwies darauf, dass die Entwicklung der Jugendkriminalität genau beobachtet wird. „Wir wollen nichts beschönigen, aber es gibt keinen dramatischen Anstieg bei den Fallzahlen“, erklärte er. Trotz der Herausforderungen und der Notwendigkeit zusätzlicher Ressourcen in der Jugendhilfe bekräftigte er das Engagement des Landkreises, effektiv zu handeln, um die Situation weiter zu stabilisieren.
Das Jugendamt hat in der Vergangenheit proaktiv auf diese Probleme reagiert und diverse Programme ins Leben gerufen, um den jungen Straftätern positive Alternativen zu bieten. Die Kombination aus rechtlicher Begleitung, sozialpädagogischer Unterstützung und Elternarbeit steht im Fokus, um die Jugendlichen nachhaltig von weiteren Straftaten abzuhalten. Die Jugendarbeit in Biberach zeigt damit, dass präventive Maßnahmen und Unterstützung Hand in Hand gehen müssen.
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