Im Rems-Murr-Kreis zeichnen sich besorgniserregende Entwicklungen im Gesundheitswesen ab. Die Notfallpraxis am Gesundheitszentrum in Backnang steht möglicherweise vor der Schließung. Erst im letzten Jahr wurde der ärztliche Bereitschaftsdienst am Rems-Murr-Klinikum in Schorndorf eingestellt, und nun könnte eine weitere Notfallpraxis auf der Strecke bleiben.
Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) plant offenbar, die Anzahl der Notfallpraxen im südwestdeutschen Raum weiter zu reduzieren. Laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur sollen sogar 17 zusätzliche Standorte betroffen sein. Bereits im laufenden Jahr waren acht Praxen dauerhaft geschlossen worden, darunter die am Krankenhaus in Schorndorf. Die Backnanger Notfallpraxis könnte nun ebenfalls gefährdet sein, da eine neue Regelung für die Erreichbarkeit in Aussicht steht. Offizielle Details zu diesen Planungen werden jedoch erst in der kommenden Woche auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben.
Politische Reaktionen
Die Backnanger SPD-Landtagsabgeordnete Simone Kirschbaum hat die Situation bereits kritisch kommentiert. In einem selbst als „Brandbrief“ bezeichneten Statement äußert sie ihr Entsetzen über die vermeintlichen Pläne, innerhalb von weniger als zwei Jahren 30 Prozent aller allgemeinen Notfallpraxen in Baden-Württemberg zu schließen. „Das wäre ein nie dagewesener Kahlschlag in der ambulanten Versorgung“, so Kirschbaum, die erst kürzlich das Mandat von ihrem gesundheitlich angeschlagenen Vorgänger Gernot Gruber übernommen hat.
Bereits bei der ersten Schließungsrunde im vergangenen Jahr konnte sich der Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) nicht zu einem Eingriff durchringen, was Kirschbaum als schwere Versäumnis wertet. Sie fordert erneuten Druck auf die KV und verlangt den sofortigen Stopp der Pläne.
Ein gebrochenes Versprechen?
Der Hintergrund dieser Sorgen sind frühere Versprechen, denen zufolge nach der strittigen Entscheidung im Jahr 2008 zur Schließung mehrerer Krankenhäuser in Backnang und Waiblingen eine qualifizierte Notfallversorgung im Raum Backnang erhalten bleiben müsse. Kirschbaum hinterfragt, ob dieses Versprechen nun gebrochen wird, und nennt entsprechende Überlegungen einen Skandal.
Inmitten dieser angespannten Situation bleibt abzuwarten, welche konkreten Vorschläge die Kassenärztliche Vereinigung präsentieren wird und wie die politische Diskussion darüber verlaufen wird. Die Notwendigkeit einer stabilen und verlässlichen ambulanten medizinischen Versorgung ist für die Bürger im Rems-Murr-Kreis von großer Bedeutung.
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