Im vergangenen Jahr erblickten in Baden-Württemberg insgesamt 98.419 Kinder das Licht der Welt. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes sind von diesen 23.977 Kinder geboren worden, deren Eltern nicht miteinander verheiratet waren. Dies entspricht einem Anteil von 24,4 Prozent nichtehelicher Geburten und stellt im Vergleich zu den letzten drei Dekaden eine fast dreifache Steigerung dar. Interessanterweise ist dieser Wert jedoch im Vergleich zum Jahr 2016, als der Anteil den bisher höchsten Wert erreichte, leicht zurückgegangen.
Baden-Württemberg ist im bundesdeutschen Vergleich das Bundesland mit dem kleinsten Anteil an nichtehelichen Kindern. Im Gegensatz dazu befinden sich Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern an der Spitze, wo fast 58 Prozent beziehungsweise 56 Prozent der Kinder von unverheirateten Frauen zur Welt gebracht werden.
Gesellschaftliche Veränderungen beeinflussen Geburtenzahlen
Der Anstieg nichtehelicher Geburten kann auf tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen in den letzten Jahrzehnten zurückgeführt werden. Während in 1980 noch 75 Prozent der 30- bis 34-Jährigen verheiratet waren, sind es heute nur noch 39 Prozent. Diese Veränderungen sind zum Teil das Ergebnis einer erhöhten Bildungs- und Erwerbsbeteiligung von Frauen, die zunehmend wirtschaftlich unabhängig werden.
Innerhalb des Bundeslandes zeigen sich signifikante regionale Unterschiede, was den Anteil nichtehelicher Geburten angeht. Freiburg im Breisgau führt diese Statistik an, denn hier waren im vergangenen Jahr mehr als ein Drittel der Eltern bei der Geburt ihres Kindes nicht verheiratet. Im Gegensatz dazu liegt der Anteil im Landkreis Böblingen mit etwa 17 Prozent sogar unterhalb der Hälfte des Wertes von Freiburg.
Bereits im Jahr 1990 zeichnete sich ein ähnliches Bild ab: Böblingen verzeichnete einen der niedrigsten Anteile nichtehelicher Kinder, während Freiburg im Breisgau das höchste Niveau erreichte. Seitdem haben sich die regionalen Unterschiede jedoch erheblich verringert. So betrug der Anteil nichtehelicher Kinder im Landkreis Böblingen noch 1990 mehr als ein Viertel des Wertes von Freiburg.
Die Reduktion der regionalen Unterschiede lässt sich laut Einschätzung des Statistischen Landesamtes auch als eine Angleichung der Lebensstile zwischen Stadt und Land interpretieren. Diese tendenzielle Anpassung könnte auf die zahlreichen Umzüge der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten zurückzuführen sein. Ergebnis ist, dass ein deutliches Stadt-Land-Gefälle nicht mehr zu beobachten ist, obwohl der Anteil nichtehelicher Geburten in den Stadtkreisen nach wie vor überdurchschnittlich bleibt.