In Zeiten unzähliger Krisen ist es für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, resilient zu bleiben. In einer umfassenden Untersuchung haben die Hochschule Aalen und die Kreissparkasse Ostalb den Resilienzmonitor Ostalbkreis veröffentlicht, der die Widerstandsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) analysiert. Diese Unternehmen sehen sich Herausforderungen wie dem Ukraine-Krieg, Energieknappheit und gestörten Lieferketten gegenüber. Wie können sie nicht nur überstehen, sondern auch gestärkt aus dieser Situation hervorgehen?
Der Begriff Resilienz bezieht sich auf die Fähigkeit eines Unternehmens, auf unerwartete Störungen zu reagieren und sich an diese anzupassen. Professor Holger Held und Doktorand Jakob Weber, die die Studie durchführten, definierten Resilienz als Schlüsselfaktor für das Überleben und die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Laut Held kann eine gute Resilienz dazu beitragen, dass Firmen nicht nur Krisen überstehen, sondern auch gestärkt daraus hervorgehen.
Die Teilnahme an der Untersuchung
Insgesamt 102 Unternehmen aus verschiedenen Branchen haben im Mai diesen Jahres an der Untersuchung teilgenommen und einen detaillierten Fragenkatalog bearbeitet. Alle Teilnehmer sind KMU mit weniger als 500 Beschäftigten oder einem Jahresumsatz zwischen 0,5 und 50 Millionen Euro. Ein wichtiger Aspekt der Untersuchung war die Methodik, die sich an den Resilienzkriterien des Fraunhofer Instituts orientiert.
Die Forscher haben Resilienz in elf Kategorien gemessen, darunter Krisenmanagement, Kundenzentrierung und Unternehmenskultur. Diese Kategorien wurden weiter in insgesamt 55 Einzelbereiche unterteilt, um ein umfassendes Bild der Widerstandsfähigkeit der Unternehmen zu erhalten.
Ergebnisse der Studie
Die Resultate der Studie zeigen, dass die Unternehmen unterschiedlich auf die Resilienz-Skala reagieren. Während die theoretischen Werte zwischen 0 und 100 liegen, erzielten die teilnehmenden Firmen Werte von 43 bis 93. Der Durchschnittswert für die Ostalb-KMU liegt bei 70. Professor Weber betont, dass sieben Prozent der Unternehmen als gefährdet eingestuft werden, da ihre Resilienz-Werte unter 50 lagen.
Interessanterweise zeigen Dienstleister einen höheren Resilienz-Score mit einem Durchschnitt von 72, während die Industrie- und Handwerksunternehmen lediglich bei 66 liegen. Besonders stark schneiden die Firmen in den Kategorien Leadership und Unternehmenskultur ab, wo Aspekte wie Transparenz und schnelle Entscheidungsfindung bewertet werden.
Allerdings gibt es auch Bereiche, in denen Verbesserungsbedarf besteht. Die Teilnehmer schneiden in der Kundenzentrierung und im Personalmanagement weniger gut ab. Nur 51 Prozent verfügen über eine schriftlich fixierte Unternehmensstrategie, und lediglich 29 Prozent nutzen das Feedback ihrer Mitarbeiter aktiv. Trotz dieser Schwächen zeigen positive Erkenntnisse, wie die Praxis flexibler Arbeitsmodelle, die 65 Prozent der Unternehmen etabliert haben.
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass größere Unternehmen tendenziell eine höhere Resilienz aufweisen. Kleinstunternehmen, die 87 Prozent der Firmen im Ostalbkreis repräsentieren, verzeichnen die niedrigsten Werte. Diejenigen, die jedoch in der Kundenzentrierung stark abschneiden, zeigen folglich auch die höchste Resilienz.
Der Resilienzmonitor bietet nicht nur eine Analyse, sondern auch praxisnahe Handlungsempfehlungen für die Teilnehmenden. Für Unternehmen, die in der Kundenorientierung schwächeln, wird geraten, systematische Prozesse zur Erfassung und Auswertung von Kundenfeedback zu implementieren. Zudem ist es wichtig, eine klare Vorstellung davon zu entwickeln, wie sich Kundenbedürfnisse im digitalen Zeitalter ändern können.
Im Personalbereich sollten Unternehmen Methoden einführen, um die Zufriedenheit und das Feedback ihrer Mitarbeiter kontinuierlich zu überprüfen. Eine flexible Personalstruktur ist entscheidend, um auf kurzfristige Änderungen reagieren zu können. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Resilienz der Schlüssel für die Zukunft von KMU ist, um in einem unbeständigen wirtschaftlichen Umfeld erfolgreich zu sein.
– NAG