Aalen. In der deutschen Sprache gibt es zahlreiche Nuancen, die mitunter für Verwirrung sorgen. Ein besonders kontroverses Thema ist der sogenannte „Deppenapostroph“, der in Schildern und Firmennamen immer häufiger auftaucht. Vielleicht haben auch Sie schon einmal den Kopf über Schilder wie „Oli’s Grillimbiss“ oder „Anja’s Friseursalon“ geschüttelt? Dieser Apostroph wird oft als Zeichen sprachlicher Unkenntnis wahrgenommen.
In der deutschen Sprache ist der Apostroph im Genitiv eine heikle Angelegenheit. Historisch gesehen war die Verwendung nur dann korrekt, wenn der Name auf einen s-Laut endete. Ein Beispiel dafür wäre „Klaus’ Werkstatt“, wohingegen „Oli’s Grill“ als fehlerhaft galt. Doch eine entscheidende Wendung nahm die Diskussion um den Deppenapostroph im Juli 2024: Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat seine Haltung geändert und die Verwendung des Apostrophs in bestimmten Fällen quasi legalisiert.
Der Rechtschreibrat und der Apostroph
Die Entscheidung des Rates basiert auf der Beobachtung, dass der Apostroph mittlerweile so häufig auf Firmenschildern verwendet wird, dass er von vielen als korrekt angesehen wird. „Die Verwendung des Apostrophs zur Abgrenzung des Genitiv-s bei Eigennamen ist möglich, wenn die Gesamtkonstruktion ein Eigenname ist“, heißt es offiziell. Dies stellt eine grundlegende Abkehr von den bisherigen Regeln dar und gibt damit weiteren Raum für sprachlichen Gestaltungswillen.
Ein interessante Facette dieses Phänomens ist, dass die Schwelle für die Verwendung des Apostrophs gesenkt wurde. Während die Verwendung des Deppenapostrophs lange Zeit als stilistisch fragwürdig galt, kann er nun als akzeptiert gelten, was Sprachpuristen in ihrer Reinheit ihrer deutschen Sprache herausfordert. An dieser Stelle könnte man sagen, dass die eigentlichen „Deppen“ nicht die Verwender sind, sondern die, die die Sprache als ein unveränderliches Gut betrachten.
Beispiele aus der Praxis
Bei der Recherche zu diesem Thema stieß ich auf eine amüsante Seite namens Deppenapostroph.info, wo verschiedene Beispiele für den falschen Gebrauch des Apostrophs gesammelt wurden. Darunter finden sich unter anderem „Handy’s“ in einem Media-Markt in München oder „Anana’s aus Costa Rica“ bei Kaiser’s. Sogar Aldi in der Schweiz hat sich in die Liste eingetragen, indem sie „Mehr für’s Geld“ anbieten.
Es wird deutlich, dass der Umgang mit der Sprache, insbesondere hinsichtlich der Regeln zur Apostrophnutzung, Ausdruck eines kontinuierlichen Wandels ist. Sprache lebt, sie verändert sich, und was gestern als falsch galt, könnte schon morgen als richtig interpretiert werden. Dies stellt für viele Menschen eine Herausforderung dar, die sich an die altbewährten Regeln gewöhnt haben.
Wird der Deppenapostroph also zum neuen Normal? Die Kluft zwischen traditioneller Rechtschreibung und der praktischen Anwendung im Alltag könnte sich weiter vergrößern. In einer Zeit, in der sich die Gesellschaft ständig wandelt, scheint es nur folgerichtig, dass auch unsere Sprache sich in gewisser Weise anpasst. Vielleicht sollten Sprachpuristen und Kritiker des Deppenapostrophs einen Moment innehalten und sich fragen, ob nicht auch diese Entwicklung einen Platz in der Sprache verdient hat.