Aalen ist eine Stadt, die mit ihrem Rathaus ein interessantes architektonisches Dreifaltigkeits-Drama inszeniert. Auf der einen Seite steht das historische Rathaus, dessen Ursprünge ins 14. Jahrhundert zurückreichen, und auf der gegenüberliegenden Seite lockt ein Café im Alten Rathaus, das seit 1575 in den Aufzeichnungen vermerkt ist. Dazwischen erhebt sich ein architektonischer Koloss: das neue Rathaus aus dem Jahr 1975. Dieser Bau verkörpert den Brutalismus, eine Stilrichtung, die durch massive, oft unfertige Betonflächen geprägt ist und hingegen stark polarisiert.
Oberbürgermeister Frederick Brütting, der die Leiter der Stadtverwaltung hält, beschreibt das Rathaus als einen „Fremdkörper“, der in die traditionelle Landschaft der Stadt eingreift. Trotz dieser Rücksicht sehen er und viele andere auch die Vorteile des Gebäudes. Es bietet Bürgern neue Räume und spiegelt die Dynamik einer schnell wachsenden Stadt in den 1970er Jahren wider, die fest an den Glauben an Fortschritt und Modernisierung glaubte. Als Zeichen dieser Entwicklung war dieser Betonbau seinerzeit absolut im Trend.
Gesprächsstoff im Stadtbild
Die controversen Debatten um den Bestand oder Abriss des neuen Rathauses sind mittlerweile abgeschlossen, und die Entscheidung für eine Sanierung wurde getroffen. „Wir bräuchten wieder ein Gebäude von dieser Größe“, erklärt Brütting und fügt hinzu, dass der Erhalt aus ökologischen Gründen und der räumlichen Flexibilität Sinn macht. Die Stadtverwaltung sieht hierin eine Möglichkeit, auch symbolisch ein Zeichen für die Zukunft zu setzen.
In das Sanierungskonzept fließen neue Ideen ein, um das Rathaus besser in das Stadtbild zu integrieren. Geplant sind unter anderem eine Begrünung des Geländes, ein neuer Zugang im Süden und eine offenere Gestaltung des Erdgeschosses, die das Gebäude einladender gestalten soll. Brütting betont, dass vor allem die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger und der Mitarbeiter im Vordergrund stehen. Flexible Büroflächen und moderne technische Ausstattung sollen die Effizienz und das Wohlbefinden im Rathaus fördern.
Ein Blick in die Zukunft
Eine weitere spannende Neuerung ist die Idee, die Transparenz der Kommunalpolitik zu erhöhen. Mit einer besonderen Gestaltung der Fensterscheiben der Fraktionsräume wird eine Verbindung zu den Gemeindeordnungen geschaffen, um den Bürgern die Arbeit des Gemeinderates näherzubringen. „Wir wollen die Kommunalpolitik noch sichtbarer machen“, erklärt Brütting.
Der Oberbürgermeister hat sein ganz persönliches Highlight im neuen Rathaus gefunden: die Dachterrasse im siebten Stock. Sie bietet nicht nur einen atemberaubenden Blick über die Stadt, sondern dient auch als Ort der Erholung für ihn. Über den neu gestalteten Sitzungssaal äußert er sich ebenfalls positiv und hebt dessen gelungene Gestaltung hervor.
Das Aalener Rathaus, mit seiner Kombination aus brutalistischer Architektur und historisch bedeutenden Nachbarn, bleibt ein zentrales Element der Stadtgeschichte. Es zeigt auf eindrucksvolle Weise den Konflikt zwischen Tradition und Moderne auf und sorgt für anhaltende Diskussionen, während die Stadt Schritt für Schritt in die Zukunft geht. Weitere spannende Einblicke in die laufenden Entwicklungen und die Bedeutung des Rathauses für die Stadt finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.staatsanzeiger.de.