In Bad Tölz kündigt sich ein schmerzhafter Verlust für die lokale Handelslandschaft an. Peter von der Wippel, dessen Vater vor 42 Jahren das beliebte Sportgeschäft „Sport Peter“ gegründet hat, wird das Geschäft zum Jahresende schließen. Diese Entscheidung nutzte er, um einen eindringlichen Appell an die Stadt zu richten, sich aktiv um die Attraktivität als Einzelhandelsstandort zu bemühen.
Auch wenn das Aussterben von Geschäften in Bad Tölz bisher nicht so drastisch wie in anderen deutschen Städten zugenommen hat, sind die leeren Schaufenster längst kein Einzelfall mehr. Von der ehemaligen Edeka-Filiale bis zu kleinen Bekleidungs- und Kunstgeschäften zeigt sich ein besorgniserregendes Bild. Der Branchenmix in der Innenstadt leidet, und Initiativen zur Belebung des Handels sind dringend nötig. Der Verlust von „Sport Peter“ wird als alarmierendes Signal wahrgenommen, das auf tiefere Probleme hinweist.
Herausforderungen für den stationären Handel
Von der Wippel nennt verschiedene Gründe für die Schließung seines Geschäfts, darunter die steigenden Energiekosten, hohe Pachten und die zunehmende Konkurrenz durch den Online-Handel. Es wird für kleine Einzelhändler immer schwieriger, ihr Geschäft rentabel zu führen. „Ein Haus mit 50 Millionen Euro Jahresumsatz ist da eher ein Störfaktor“, erklärt er und zeigt auf die Probleme, die aus der ungleichen Wettbewerbsfähigkeit resultieren.
Diese Herausforderungen werden durch lokale Faktoren verstärkt, wie etwa ständige Baustellen, die den Zugang zur Innenstadt erschweren. „In den letzten Jahren war es nicht immer attraktiv, nach Bad Tölz zu fahren. Parkplatzprobleme und mögliche Strafzettel sind nur einige der Herausforderungen, mit denen Kunden konfrontiert werden“, so von der Wippel. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Kundenfrequenz, sondern auch auf die Bereitschaft der Einzelhändler, neue Geschäfte zu eröffnen.
Andreas Munkert, Vorsitzender des Unternehmervereins „Wir für Tölz“, äußert sich optimistisch über die Möglichkeiten zur Belebung des Handels in der Stadt. Er hebt hervor, dass Bad Tölz über eine wunderschöne Innenstadt verfügt, die jedoch nicht automatisch attraktive Geschäfte anzieht. „Wir müssen alle daran arbeiten, um gemeinsam etwas zu erreichen“, sagt Munkert. Die Zusammenarbeit zwischen Einzelhändlern, Stadt und Hauseigentümern sei entscheidend.
Um die Attraktivität der Innenstadt zu verbessern, ist eine kollektive Anstrengung erforderlich. Es gehe darum, ein starkes Netzwerk zu bilden, in dem alle Akteure an einem Strang ziehen. Von der Wippel hat dazu klare Ideen: „Wenn sich jeder nur alleine auf sein Geschäft konzentriert, funktioniert das nicht. Die Stadt sollte das Citymanagement stärker in die Pflicht nehmen. Und die Hauseigentümer müssen darauf achten, wer in ihre Geschäfte kommt, um die Attraktivität der Innenstadt zu steigern.“
Die Rolle des Citymanagements wird von der Tölzer Citymanagerin Sandra Herrmann als Vermittler hervorgehoben. Sie fordert, dass alle Beteiligten – von den Hauseigentümern bis zu den Einzelhändlern – ihren Teil zu einer lebendigen Innenstadt beitragen. Der Erfolg hängt auch vom Konsumverhalten der Bürger ab. Herrmann appelliert an die Verbraucher, den stationären Handel dem bequemen Online-Shopping vorzuziehen.
Trotz aller Herausforderungen bleibt Bad Tölz eine Stadt mit Potenzial. „Sport Peter“ wird bis Ende Dezember geöffnet sein, eine letzte Gelegenheit für Kunden, die ungezwungene Atmosphäre und die kompetente Beratung zu genießen. Von der Wippel plant, sich nach der Schließung um sein anderes Geschäft, das „StadtLandFluss“, zu kümmern, das sich auf fair hergestellte Outdoor-Mode spezialisiert hat. „Das ist die Art von Geschäft, die wir in Bad Tölz brauchen“, fügt Munkert hinzu. Er hofft, dass die Stadt nicht nur bekannte Ketten, sondern auch einzigartige Geschäfte anzieht, die das Stadtbild bereichern.