In der Kunst des Geschichtenerzählens hat Axel Hacke (68) bereits viele Facetten beleuchtet. Nun überrascht er seine Leser mit einem ungewöhnlichen Andenken: einem unter Glas präsentierten Zahn, der ihm kürzlich extrahiert wurde. Auf rotem Filz zeigt dieser Zahn nicht nur seine skulpturale Präsenz, sondern er regt auch zum Nachdenken über Vergänglichkeit und Identität an. "So wie er hier liegt, wirkt er wie das Objekt einer Wunderkammer", erklärt Hacke in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ).
Der Schriftsteller erläutert, dass es sich um seinen "Dreisiebener" handelt. Dies ist ein medizinischer Fachbegriff für einen bestimmten Zahn im Gebiss. Er hat den Zahn in seinem Arbeitszimmer aufbewahrt, wo er ihn immer im Blick hat. "Es ist faszinierend zu denken, dass dieser Zahn einst Teil von mir war", fügt er mit einer Mischung aus Nostalgie und Humor hinzu.
Ein kauziger Aufruf zur Ausstellung
Hacke hat eine humorvolle Einstellung zu seinem neuartigen „Ausstellungsstück“. Er denkt sogar darüber nach, weitere Körperteile auszustellen. In Anspielung auf Karl Mays Figur Old Firehand, der mit einer Kette aus Grizzly-Zähnen und Bärenklauen geschmückt ist, sinniert er: "Das wäre auch was für mich. Vielleicht sollte ich den Zahn bei Lesungen tragen." Diese Gedanken zeigen Hackes kreative Ader und seinen unkonventionellen Ansatz zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und dessen Geschichte.
In einer Zeit, in der der Körper oft als perfekt und jugendlich dargestellt wird, wirft Hackes Umgang mit seinem Zahn einen neuen Blick auf die Akzeptanz des Alterns und der menschlichen Unvollkommenheit. Der Zahn ist nicht nur ein Erinnerungsstück an einen medizinischen Eingriff, sondern auch ein Symbol für Hackes künstlerische Freiheit. "Mein Traum wäre ein Museum meiner selbst: mit lauter ehemaligen Körperteilen", sagt er schmunzelnd, während er sich gleichzeitig der Ironie dieser Vorstellung bewusst ist.
Die Präsentation seines Zahns steht auch für eine Art Dialog über die eigene Vergänglichkeit. Damit spielt Hacke auf die menschliche Erfahrung an, die nicht nur von Schönheit, sondern ebenso von Verlust und Veränderung geprägt ist. Der öffentliche Umgang mit so einem persönlichen Gegenstand könnte dazu anregen, sich intensiver mit den Erinnerungen und der Bedeutung des eigenen Körpers auseinanderzusetzen.
Seine Gedanken laden uns ein, über die eigene Beziehung zum Körper nachzudenken und ihn nicht nur als Hülle, sondern als Teil unserer Lebensgeschichte zu betrachten. Wie er selbst sagt, bleibt der Zahn auch eine Erinnerung an den Tod, doch die Überraschung über die eigene Anatomie und die Möglichkeit der Anbindung an die eigene Lebensgeschichte überwiegen.
Axel Hacke zeigt mit seinem einzigartigen Zugang zur Kunst und zur Selbstinszenierung, dass es oft die ungewöhnlichen Dinge sind, die uns helfen, unsere eigene Existenz zu reflektieren. Sein Zahn als Ausstellungsstück mag im ersten Moment skurril erscheinen, doch dahinter verbirgt sich eine tiefere Bedeutung, die sowohl Schmunzeln als auch Nachdenklichkeit auslöst.
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