Das Wahlergebnis in Thüringen hat für besorgniserregte Reaktionen unter ausländischen Ärzten gesorgt. Besonders das starke Abschneiden der Alternative für Deutschland (AfD) hat viele von ihnen alarmiert. „Täglich verfolgen sie die Nachrichten und fragen sich, wohin die Entwicklung gehen wird“, äußerte Samer Matar, Gründungsmitglied der Syrischen Gesellschaft für Ärzte und Apotheker in Deutschland, während eines Gesprächs in Erfurt. Laut der Landesärztekammer sind etwa 25 Prozent der Klinikarzt-Positionen in Thüringen mit ausländischen Fachkräften besetzt.
Die besorgniserregende gesellschaftliche Stimmung scheint bereits einige ausländische Mediziner zur Abwanderung bewogen zu haben. Anas Jano, ein Kardiologe am Universitätsklinikum Jena, ergänzte: „Die langfristige Perspektive ist für uns ausländische Ärzte von zentraler Bedeutung.“ Es reicht ihnen nicht, im Moment gute Arbeitsbedingungen zu genießen, auch ihre zukünftigen Lebensbedingungen und die ihrer Kinder spielen eine wesentliche Rolle. „Die Situation mag heute noch stabil erscheinen, aber was wird in zehn Jahren passieren?“, fragte Jano besorgt.
Wachsendes Unbehagen unter ausländischen Ärzten
Die AfD wurde bei den letzten Landtagswahlen mit einem bemerkenswerten Anteil von etwa 33 Prozent zum stärksten politischen Akteur im Freistaat. Dies hat Bedenken ausgelöst, vor allem in Anbetracht der Einstufung der Partei als rechtsextrem durch den Verfassungsschutz. In Anbetracht dieser Entwicklungen forderte Matthias Zenker, Hauptgeschäftsführer der Landesärztekammer Thüringen, ein aktives und respektvolles Miteinander. „Vertrauen Sie darauf: Die Ärzteschaft benötigt Sie, unsere Kolleginnen und Kollegen“, appellierte er an die ausländischen Ärzte.
Zenker betonte ferner die Notwendigkeit, die Zulassungsprozesse für ausländische Ärzte zu beschleunigen und weniger bürokratisch zu gestalten. Rainer Poniewaß, Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen, unterstrich, dass ein effektives Vorgehen in dieser Hinsicht einen wichtigen Ausdruck von Willkommenskultur darstellt. Die Reaktionen auf die Wahlergebnisse und das gesellschaftliche Klima sind also nicht nur Symptome einer politischen Entwicklung, sondern auch entscheidend für die Zukunft des Gesundheitssystems in Thüringen, wo ausländische Ärzte eine unverzichtbare Rolle spielen.
Das Thema wird weiterhin intensiv diskutiert, und die Forderungen nach einer Willkommenskultur sind lauter denn je. Die Unsicherheiten über die zukünftige Entwicklung in Deutschland lassen viele ausländische Fachkräfte nach Alternativen suchen. Die Arztpraxen und Kliniken müssen sich anstrengen, eine Umgebung zu schaffen, in der sich alle Ärzte unabhängig von ihrer Herkunft wertgeschätzt und akzeptiert fühlen können.
Insgesamt bleibt die Situation im Freistaat Thüringen angespannt, was auch Auswirkungen auf die Bereitschaft ausländischer Mediziner hat, ihren Platz in einem sich verändernden politischen Umfeld einzunehmen. Wie www.aerztezeitung.de berichtet, könnten sich die Bemühungen um mehr Integrationsmaßnahmen als entscheidend erweisen, um das Vertrauen der ausländischen Ärzte zurückzugewinnen und für die Zukunft zu sichern.