Die Identität von 46 Frauen, deren Leichen in Europa entdeckt wurden, bleibt auch Jahrzehnte nach ihrem Tod unklar. Die internationale Polizeiorganisation Interpol, mit Hauptsitz in Lyon, unternimmt nun einen bedeutenden Schritt zur Aufklärung dieser alten Mordfälle. Im Rahmen der Kampagne „Identify Me“ wird in Zusammenarbeit mit den Polizeibehörden Deutschlands, Belgiens, der Niederlande, Italiens, Frankreichs und Spaniens nach Hinweisen gesucht, die zu den identitätslosen Opfern führen könnten.
Interpol berichtet, dass viele dieser Frauen unter verdächtigen und oft gewaltsamen Umständen ums Leben kamen. Bei dieser Initiative stehen zahlreichen Gestaltungen von Gesichtern, sowie Bilder von Kleidungsstücken und Schmuckstücken, die bei den Opfern gefunden wurden, im Vordergrund. Jürgen Stock, der Generalsekretär von Interpol, betont: „Auch das kleinste Informationsstückchen kann entscheidend dabei sein, diese ungelösten Fälle aufzuklären.“ Damit fordert die Organisation die Öffentlichkeit auf, bei der Suche nach den vermissten Identitäten und den Umständen ihrer Tode zu helfen.
Details zur Kampagne und den Betroffenen
Bereits im vergangenen Jahr startete Interpol eine erste Kampagne, die sich auf 22 Fälle konzentrierte, die in Deutschland, Belgien und den Niederlanden stattfanden. Diese führte zu etwa 1.800 Hinweisen aus der Bevölkerung, was den Fortschritt in den Ermittlungen enorm beeinflusste. In einem dieser Fälle wurde sogar eine Frau identifiziert, die 31 Jahre nach ihrem Tod zurückgestellt worden war. Diese Art von Öffentlichkeitsarbeit ist erfolgversprechend, da sie die Menschen dazu ermutigt, Informationen zu teilen, die bislang verschwiegen waren.
Die aktuelle Erweiterung der Kampagne umfasst jetzt neun ungeklärte Frauenmorde aus Deutschland, deren Leichen in einem Zeitraum zwischen 1986 und 2002 aufgefunden wurden. Zu den älteren Fällen kommen nun weitere hinzu: Eine Frau wurde 1994 auf einem Militärgelände bei Hannover gefunden, eine andere in Frankfurt am Main im Jahr 2001, und eine weitere im Jahr 1989 im Lahn-Dill-Kreis.
Die Verbindungen zu weiteren Mordfällen in Deutschland zeigen, dass die Suche nach Antworten und Gerechtigkeit längst überfällig ist. Zu den Fällen zählen unter anderem eine 2001 in Köln entdeckte Tote, eine 1986 an der A6 bei Heilbronn gefundene Frau sowie ein besonders tragischer Fall aus 2002, bei dem eine Leiche in einen Teppich gewickelt in Bremen in der Weser gefunden wurde. Diese kontinuierlichen Anstrengungen von Interpol und den nationalen Polizeibehörden stehen für ein großes Engagement in der Aufarbeitung und Aufklärung von Verbrechen, die oft im Schatten der Vergangenheit liegen.
Die Kampagne „Identify Me“ zielt nicht nur darauf ab, die Identitäten der Verstorbenen festzustellen, sondern auch, auf die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Polizei und Zivilgesellschaft hinzuweisen. Jede noch so kleine Information kann den Ermittlungen einen entscheidenden Schub geben, um Gerechtigkeit für die Opfer und deren Angehörige zu erzielen. Detektive und Ermittler hoffen daher auf rege Teilnahme aus der Bevölkerung, um lang vergessene Wahrheiten ans Licht zu bringen und den Opfern eine Stimme zu geben.
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