Im schleswig-holsteinischen Dänischenhagen, auf einem Golfplatz, der normalerweise nur als Aussichtspunkt für Golfer dient, findet in diesen Wochen eine ganz besondere Ernte statt. Die Initiativgruppe „Das Geld hängt an den Bäumen“ widmet sich der Apfelernte von rund 300 alten Bäumen, die jahrelang ungenutzt verfallen sind. Ihre frischen, saftigen Äpfel, die wie aus einem Märchen wirken, werden nun genutzt, anstatt zu faulen und im Gras zu liegen.
Bei der Ernte helfen „vergessene“ Menschen, die oftmals auf dem Arbeitsmarkt keine Chance haben. „Wir sind Deutschlands sozialster Saftladen“, erklärt Constantin Ohmann, der für die Koordination der sogenannten „Social Days“ verantwortlich ist. Bei diesen Tagen kommen Gruppen zusammen, um das Team bei der Ernte zu unterstützen und gleichzeitig sozialen Austausch zu fördern. Die Initiative bietet nicht nur vieljähriger Erfahrung in der Obsternte, sondern auch einen Platz für Menschen, die gesellschaftlich oft übersehen werden.
Ein bunter Haufen mit einem Ziel
Die Initiative kümmert sich seit über zehn Jahren um Baumarten, die vielerorts vernachlässigt werden. Das Ernten findet dort statt, wo die jeweiligen Grundstücksbesitzer keinen Wert auf ihre Obstbäume legen. Auf dem Golfplatz Gut Uhlenhorst wird nun das Obst zu Saft verarbeitet und auf Flaschen abgefüllt. Gina Pfeiffer, die seit vier Jahren Teil des Teams ist, äußert stolz, dass ihre eigene Kreation, die Apfel-Ingwer-Schorle, mittlerweile ein Hit ist und sogar bundesweit angeboten wird. „Das ist einfach ein bunter Laden“, sagt sie und gibt zu, dass die Teamarbeit mit verschiedenen Menschen aus unterschiedlichen Lebenslagen eine der schönsten Erfahrungen in ihrem Job ist.
Die Nachfrage nach den Säften ist so groß, dass das Team auch mit Zukäufen von Obst aushelfen muss. Betriebsleiterin Dominique Agbobly betont die Bedeutung der Initiative, sowohl in Bezug auf die Menschen als auch auf die Umwelt: „Nachhaltigkeit ist unser Motto, nicht nur für die Natur, sondern auch in der sozialen Inklusion.“ Dieser ganzheitliche Ansatz zeigt sich auch in den täglichen Abläufen der Initiative.
Gemeinsames Lernen und Erleben
Geplant sind auch Projekttage mit Schulkindern, um bereits den Jüngsten Verständnis für Inklusion und Teamarbeit zu vermitteln. Ohmann ist überzeugt: „Beim Apfelaufsammeln verfliegt die Scheu schnell.“ Die Initiative wird durch viele Mitstreiter unterstützt, darunter auch große Banken, deren Mitarbeiter helfen, die Ernte zu bewältigen. „Das hätten wir ohne diese Hilfe nicht geschafft“, sagt Ohmann und freut sich über die große Resonanz.
Die spannenden Erlebnisse der Ernte gehen jedoch über das Sammeln hinaus. Die Initiative plant auch, alte Obstsorten zu pflegen, neue Bäume zu pflanzen und biodiversitätsfreundliche Wiesen anzulegen. So wird nicht nur das Obst nützlich genutzt, sondern auch ein Beitrag zur Erhaltung der Umwelt und der Lebensräume für Tiere geleistet.
Durch diese sozial-ökologische Initiative gewinnen sowohl die Natur als auch zahlreiche Menschen, die sonst isoliert wären, an Wertschätzung. Während also auf einem Platz für Freizeit und Sport über 70 Tonnen Äpfel geerntet werden, sehen die Beteiligten nicht nur die Arbeit, sondern auch die Gemeinschaft. „Einen Bohmischen Apfelkuchen mit Sahne dazu? Ein Hochgenuss“, meint Ohmann, und das Strahlen seiner Augen spricht Bände über den Erfolg der unkonventionellen Ernte.
Die Initiative „Das Geld hängt an den Bäumen“ zeigt eindrücklich, wie man mit einer einfachen Idee und viel Herz verschiedene positive Aspekte in unserer Gesellschaft vereinen kann.
Ein umfassender Überblick über diese faszinierende Initiative sowie weitere Einblicke in ihre sozialen Projekte sind erhältlich auf www.evangelische-zeitung.de.