In der Dunkelheit der Nacht, als die letzten Gäste das Bajszel verließen, geschah das Unfassbare: Ein Pflasterstein krachte durch das große Fenster der Bar, die sich in Neukölln befindet. Es war der Höhepunkt einer Reihe von brutalen Angriffen auf den beliebten Treffpunkt, der erst kürzlich einen Brandanschlag überstanden hatte. Die Barbetreiberin Andrea Reinhardt war gerade dabei, den Feierabend einzuleiten, als der Stein die gepanzerte Scheibe zerschlug und die Nachbarschaft in Aufruhr versetzte.
Die Polizei war schnell zur Stelle und nahm den Pflasterstein zur Beweissicherung mit. Doch das ist nicht der erste Vorfall dieser Art. Bereits im September hatten Unbekannte versucht, mit einem Hammer die Scheibe einzuschlagen, um einen Brandsatz in die Bar zu werfen. Glücklicherweise blieb der Mitarbeiter, der sich zu diesem Zeitpunkt im Lokal befand, unverletzt, da das Sicherheitsglas dem Angriff standhielt. Reinhardt betont, dass die Angriffe auf das Bajszel nicht nur Sachbeschädigungen sind, sondern eine ernsthafte Bedrohung darstellen.
Ein Ort des Widerstands
Die Angriffe auf das Bajszel sind Teil einer besorgniserregenden Welle von antisemitischen Übergriffen. Nach dem 7. Oktober 2023 kam es zu massiven Störungen, als aggressive Pöbler in die Bar stürmten und Parolen wie „Free Palestine“ riefen. Die Wände des Lokals sind mit roten Hamas-Dreiecken beschmiert, die es als Ziel markieren. Trotz der Bedrohungen bleibt die Community stark und solidarisch. „Wir zeigen alles an, damit es dokumentiert wird“, sagt Reinhardt, die sich für einen besseren Schutz des Lokals einsetzt.
Die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung hat ihre Solidarität mit dem Bajszel bekundet, doch nicht alle politischen Parteien unterstützen die Initiative. Die Linkspartei und die Grünen verweigerten ihre Zustimmung zur Solidaritätsadresse, da sie die Emotionen der palästinensischen Bevölkerung nicht mit den Angriffen verknüpfen wollten. Dennoch bleibt die Bar ein Ort des Austauschs und der Vernetzung, und die Gäste zeigen sich unbeeindruckt von der Hasskampagne. „Ich bin total beeindruckt von unserem Publikum“, sagt Reinhardt, „die geben aufeinander Acht.“ Trotz der Angriffe bleibt der Umsatz stabil, und die Bar wird weiterhin als sicherer Raum für alle angesehen.