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Alkohol im Fest-Trubel: Muss der Staat Süchtige besser schützen?

In Baden-Württemberg ist Alkohol ein fester Bestandteil der Kultur, sei es auf Volksfesten, Weihnachtsmärkten oder im Biergarten. Diese weit verbreitete Trinkgewohnheit steht jedoch in der Kritik, da sie auch zahlreiche Gefahren birgt. Die Frage, ob der Staat mehr Schutz anbieten sollte, wird zunehmend diskutiert. Besonders sichtbar wird diese Debatte in der SWR-Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg", in der Experten und Betroffene zu Wort kommen.

Beate Vorberg, eine abstinente Alkoholikerin, spricht offen über ihre Erfahrungen mit der Sucht. Sie verweist darauf, wie der Konsum von Alkohol in unserer Gesellschaft ständig präsent ist und bei vielen Betroffenen Erinnerungen an die eigenen Herausforderungen weckt. "In so einem Zelt würde ich mich nicht aufhalten, das ist für mich etwas Abstoßendes," betont Vorberg und schildert, wie sie einst durch Alkohol ihre Probleme betäuben wollte, bis die Kontrolle verloren ging.

Konfrontation mit Alkohol und gesellschaftliche Verantwortung

Die Problematik einer leichten Verfügbarkeit von Alkohol wird von Suchtkranken und Therapeuten kritisch beleuchtet. In einer Selbsthilfegruppe schildert ein Teilnehmer, dass kleine Schnapsflaschen an Supermarktkassen eine ständige Versuchung darstellen. Ist Alkohol wirklich zu leicht zugänglich, besonders für Jugendliche? Diese Frage wird von den Anwesenden mit Nachdruck diskutiert.

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Minister Peter Hauk (CDU), verantwortlich für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, betont jedoch die Notwendigkeit eines maßvollen Umgangs mit Alkohol und sieht Warnhinweise auf Flaschen als wenig effektiv an. Er ist der Ansicht, dass Jugendliche an den kontrollierten Konsum herangeführt und nicht von dem Genuss des Alkohols ausgeschlossen werden sollten. Dies stößt jedoch auf Widerstand, insbesondere von Suchtmedizinern, die stattdessen eine Aufklärung und Ermutigung für Jugendliche fordern, auch mal "Nein" zu sagen.

Dr. Maurice Cabanis, ein Suchtmediziner, macht alarmierende Statistiken geltend: Jährlich sterben in Deutschland fast 70.000 Menschen an alkoholbedingten Schäden. Dies verdeutlicht die Dringlichkeit, verantwortungsvoll mit Alkohol umzugehen und den Konsum kritisch zu hinterfragen.

Der Rückgang des Alkoholconsums

Obwohl Alkohol im Alltag von vielen Menschen konsumiert wird, zeigen aktuelle Statistiken einen Rückgang des Getränkekonsums in Baden-Württemberg. Der Bierkonsum ist im vergangenen Jahr um 4,5 Prozent gefallen, der Weinkonsum um 3,5 Prozent. Dies könnte auf einen Wandel im Bewusstsein hinweisen, da sich immer mehr Menschen für alkoholfreie Alternativen entscheiden.

Das bedeutet jedoch nicht, dass die Gastronomie und die Brauereien leicht darüber hinwegsehen können. Laut dem Geschäftsführer des Baden-Württembergischen Brauerbundes machen alkoholfreie Biere nun etwa zehn bis zwölf Prozent des Bierabsatzes aus, jedoch kann dies den Rückgang in der Kategorie Alkohol nicht ausgleichen. Zudem haben steigende Preise und Kosten in den Bereichen Strom und Löhne die Branche stark belastet.

Die Landesregierung investiert jährlich mehr als zehn Millionen Euro in die Suchtprävention, wobei jedoch nur ein Teilayern dem Alkohol gewidmet wird. Suchtmediziner wie Cabanis fordern deshalb dringend ein Werbeverbot für alkoholische Getränke und mehr Aufklärung. Auch vor der Akzeptanz des allgegenwärtigen Konsumverhaltens wird gewarnt, wobei immer wieder betont wird, wie wichtig es ist, frühzeitig Hilfe anzubieten.

In diesem Zusammenhang wird die gesellschaftliche Verantwortung hervorgehoben: Suchtkranke wollen nicht ständig in Versuchung gebracht werden und fordern mehr Unterstützung im Alltag. Die Diskussion um die Verfügbarkeit von Alkohol und die Notwendigkeit einer besseren Aufklärung bleibt also von hoher Bedeutung.

Für mehr Informationen über den Umgang mit Alkohol und Hilfsangebote bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter www.kenn-dein-limit.de umfassende Ressourcen an, die jedem helfen können, sich besser über die Wirkung und den Umgang mit Alkohol zu informieren.


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Bad Saulgau, Deutschland
Quelle
swr.de

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