Ein neuer "Faktencheck Artenvielfalt," veröffentlicht vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), verdeutlicht die alarmierende Lage der biologischen Vielfalt in Deutschland. Bei mehr als 150 Wissenschaftlern, die Erkenntnisse aus über 6000 Publikationen zusammengetragen haben, zeigt sich, dass 60 Prozent der untersuchten Lebensräume in einem schlechten Zustand sind. Erschreckenderweise ist fast ein Drittel der heimischen Arten gefährdet, was die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität unterstreicht.
Insgesamt wurden von den 72.000 in Deutschland bekannten Tier-, Pflanzen- und Pilzarten lediglich 40 Prozent auf ihre Gefährdung hin untersucht. Christian Wirth, Professor an der Universität Leipzig, betont, dass diese Untersuchung als eines der ersten Beispiele weltweit gilt, bei denen internationale Berichte auf die nationale Ebene angewandt werden. Besondere Sorgen bereiten der Verlust von Lebensräumen und die Intensivierung der Landwirtschaft, die beide signifikante negative Auswirkungen auf das Ökosystem haben.
Negative Auswirkungen durch intensive Landwirtschaft
Der Faktencheck identifiziert die intensive Nutzung von Kulturlandschaften als einen Hauptfaktor für den Rückgang der biologischen Vielfalt. Die Landwirtschaft beeinflusst nicht nur landwirtschaftlich genutzte Flächen, sondern auch andere Lebensräume. Die ersten Anzeichen des Klimawandels zeigen sich ebenfalls im Bezug auf die Artenvielfalt. Um dem entgegenzuwirken, sind grundlegende Änderungen in der Landwirtschaft notwendig, um den Verlust an Biodiversität zu bremsen.
Auf der positiven Seite wurden aber auch Fortschritte in bestimmten Bereichen festgestellt. Beispielsweise zeigte sich eine Verbesserung der Wasserqualität in Flüssen und eine positive Entwicklung von Lebensräumen durch natürliche Strukturen in Wäldern und landwirtschaftlichen Flächen. Hierbei wird klar, dass durch gezielte Maßnahmen eine Trendumkehr möglich ist. Nina Harwig, Mitherausgeberin des Berichts, weist darauf hin, dass moderne Technologien sowie biodiversitätsorientierte Landnutzungssysteme hierbei unterstützen können.
Empfehlungen zur Verbesserung der Naturschutzpolitik
Zu den kritischen Punkten gehört die unzureichende Umsetzung rechtlicher und förderpolitischer Instrumente innerhalb der Naturschutzpolitik. Die Autoren des Berichts schlagen vor, nicht nur erfolgreich finanzielle Anreize zu bieten, sondern auch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland zu ändern. Dies könnte die Einbeziehung eines "Eigenrechts der Natur" oder eines "Menschenrechts auf eine gesunde Umwelt" umfassen. Diese rechtlichen Änderungen könnten entscheidend sein, um den Schutz der Artenvielfalt in Zukunft zu gewährleisten.
Die Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA), die vom BMBF gefördert wird, spielt eine zentrale Rolle, indem sie wissenschaftliche Projekte zur Analyse der Biodiversität in Deutschland unterstützt. Ziel ist es, Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, um die biologische Vielfalt zu schützen und zu verbessern. Der Gedankenwechsel hin zu einer "transformativen" Wissenschaft ist entscheidend für den Austausch zwischen verschiedenen Sektoren wie Forschung, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Für weitere Informationen zum Faktencheck und zur aktuellen Situation der Artenvielfalt in Deutschland besuchen Sie www.feda.bio/faktencheck.
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