
Die Krise der Krankmeldungen in Deutschland spitzt sich zu: Allianz-Chef Oliver Bäte schlägt Alarm und fordert eine drastische Reform. Er will die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag abschaffen, da die Arbeitgeber jährlich rund 77 Milliarden Euro für kranke Mitarbeiter ausgeben. Laut Bäte, der im Handelsblatt zitiert wird, kommt ein weiterer Betrag von 19 Milliarden Euro von den Krankenkassen, was insgesamt etwa sechs Prozent der Sozialausgaben entspricht. Im Vergleich dazu liegt der EU-Durchschnitt bei lediglich 3,5 Prozent. Die Deutschen sind durchschnittlich 17,7 Tage im Jahr krank, während der EU-Schnitt bei nur acht Tagen liegt.
Ärztliche Atteste und gestiegene Krankheitsfälle
Bäte plant die Einführung von Karenztagen, um kurzzeitige Krankmeldungen einzuschränken, die oft nur einen Tag andauern. Die Lohnfortzahlung soll erst bei Vorlage eines ärztlichen Attests beginnen. Der Anstieg der Krankmeldungen seit 2021 wird laut dem Mediziner Dr. Christoph Specht auf die veränderte Wahrnehmung durch die Corona-Pandemie zurückgeführt. Specht erklärt, dass die Menschen durch die Aufforderung, zu Hause zu bleiben, langfristig anders mit Krankheiten umgehen. Die Maskenpflicht während der Pandemie hat zudem das Immunsystem geschwächt: „Durch die Aussperrung der 200 zirkulierenden Infekt-Viren hat unser Immunsystem zwei bis drei Jahre keine Updates bekommen“, ergänzt er.
Auch die sogenannte telefonische Krankschreibung steht in der Kritik, da sie als zu einfach angesehen wird. Laut Specht haben Ärzte kein Interesse daran, Patienten nicht telefonisch krankzuschreiben, da sie dafür auch ohne direkten Kontakt bezahlt werden. Gleichzeitig erfreuen sich die Deutschen am größten Geldvermögen, das je erzielt wurde – stolze 9,3 Billionen Euro haben die Deutschen auf Konten und in Aktien gebunkert, wie die DZ Bank berichtet. Da immer mehr gespart wird, bleibt die Frage, was passiert, wenn die Deutschen beginnen, ihr Geld auszugeben. Diese Fülle an Vermögen, das derzeit eher still auf Sparbuch und unter der Matratze liegt, könnte vielerorts für wirtschaftliche Impulse sorgen, aber das bleibt eine hypothetische Überlegung, während die Diskussion um Krankmeldungen und deren Kosten für die Gesellschaft immer drängender wird.
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