In Thüringen gab es bei der jüngsten Landtagswahl entscheidende Ergebnisse, die die politische Landschaft erheblich verändern könnten. Die AfD, angeführt von Björn Höcke, hat mehr als 30 Prozent der Stimmen erhalten und somit einen historischen Erfolg erzielt. Dies ist das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, dass eine vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte Partei einen solchen Wahlsieg erringt.
Mit 32,8 Prozent, laut Hochrechnung von infratest dimap, konnte sich die AfD im Vergleich zur Wahl 2019, als sie nur 23,4 Prozent der Stimmen erhielt, deutlich steigern. Im Wahlkampf betonte die AfD Themen wie Zuwanderung, Kriminalität und die Ukraine-Politik der Bundesregierung, die bei der Wählerschaft auf Resonanz stießen. Diese strategische Ausrichtung verdeutlichte eine Abgrenzung zu anderen Parteien, während Höcke, als prominentes Gesicht der AfD, weiterhin polarisiert.
Höcke will über Regierungsbildung sprechen
Björn Höcke erklärte, die AfD sei die „Volkspartei Nummer eins“ und wolle in Gespräche mit anderen Parteien eintreten, um eine Regierungsbeteiligung zu erwirken. Er betonte die parlamentarische Tradition, dass die stärkste Kraft nach der Wahl zu Gesprächen einlädt. Trotz dieser Ansprüche hatten bislang alle anderen Parteien Koalitionen mit der AfD ausgeschlossen, was die Regierungsbildung vor Herausforderungen stellt.
Interessanterweise hat es Höcke jedoch nicht geschafft, sein direktes Mandat in seinem Wahlkreis Greiz II zu gewinnen, wo er dem CDU-Kandidaten Christian Tischner unterlag.
CDU auf Platz zwei
Die CDU, unter der Leitung von Mario Voigt, erreichte 23,8 Prozent, was eine Verbesserung gegenüber den 21,7 Prozent bei der letzten Wahl darstellt. Die CDU hat sich als Regierungsalternative zur Minderheitsregierung von Bodo Ramelow, dem Ministerpräsidenten von der Linken, positioniert, konnte jedoch von der Unzufriedenheit in der Bevölkerung nicht so stark profitieren, wie erwartet. Voigt schloss eine Zusammenarbeit mit der Höcke-AfD kcategorisch aus, was die Koalitionsbildung zusätzlich verkompliziert.
Ramelow, der seit 2014 regiert hatte, sieht das Regierungsmandat nun klar bei der CDU. In seiner Rolle gilt er weiterhin als beliebtester Politiker Thüringens, doch der dramatische Rückgang der Stimmen für die Linke, die nur noch bei 12,9 Prozent landet, steht im Kontrast zu seinem politischen Image.
Das Bündnis von Sahra Wagenknecht, das BSW, erzielte einen unerwarteten Sieg mit 15,5 Prozent und wird ebenfalls in den Landtag einziehen, wobei Wagenknecht eine Koalition mit der CDU und möglicherweise der SPD ins Spiel brachte. Dagegen wurden Koalitionen mit der AfD klar ausgeschlossen.
Die SPD sowie die Grünen hingegen erlebten ein Desaster, wobei die Sozialdemokraten mit einem historischen Tief von nur 6,1 Prozent noch in den Landtag einziehen können, während die Grünen mit 3,3 Prozent das Parlament nicht erreichen. Die FDP hat es überhaupt nicht in den Landtag geschafft, da sie nur 1,2 Prozent der Stimmen erhielt.
Die Wahl zeigte, dass sich die politische Landschaft in Thüringen erheblich wandelt und die Herausforderung einer Regierungsbildung ansteht, die sowohl die Mehrheitsverhältnisse als auch die Koalitionsbereitschaft der Parteien klärt. Mit einer Wahlbeteiligung von 73,5 Prozent, dem höchsten Wert seit 2019, bleibt abzuwarten, wie sich die neue Zusammensetzung des Landtags auf die politische Stabilität und künftige Regierungsentscheidungen auswirken wird.
– NAG