Im Landkreis Fürstenfeldbruck hat sich seit vier Jahrzehnten ein bedeutendes Netzwerk zum Schutz und zur Unterstützung von Frauen entwickelt, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind. Der Verein Frauen helfen Frauen (FHF), der 1984 aus einer privaten Initiative entstand, hat seither nicht nur seinen Service ausgeweitet, sondern auch den gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema Gewalt in Partnerschaften entscheidend beeinflusst.
Ursprünglich wurde der FHF ins Leben gerufen, als die Gründerinnen von Schicksalen im Bekanntenkreis erfuhren und sich entschieden, aktiv zu werden. Mit einem Notruftelefon und Beratungen in den eigenen Wohnzimmern begann die Reise des Vereins, die schnell eine professionelle Dimension annahm, als sie 1986 eine erste Anlaufstelle in angemieteten Räumen einrichteten. Doch das war nur der Anfang: 1991 übernahm der Verein das örtliche Frauenhaus in Eichenau, was einen weiteren wichtigen Schritt in seiner Entwicklung darstellt. „Die Adresse war geheim, doch im Ort wussten die meisten Bescheid“, erinnert sich Franziska Gumtau, eine langjährige Ehrenamtliche und ehemaliges Vorstandsmitglied.
Kampf gegen Vorurteile
In den Anfangsjahren wurde das Frauenhaus jedoch nicht unbedingt begrüßt. Es gab in der Nachbarschaft eine gewisse Skepsis gegenüber der Einrichtung, und viele Menschen hegten Vorurteile gegen Frauen, die Schutz suchten. „Häusliche Gewalt betrifft alle Gesellschaftsschichten“, betont Geschäftsführerin Sabine Grünewald-Hilken. Diese Wertschätzung hat sich über die Jahre gewandelt, und der Verein hat geschafft, ein offenes Bewusstsein für die Thematik zu schaffen.
Heute befindet sich das Frauenhaus nicht mehr an einem geheimen Ort, sondern in Germering. Es bietet Platz für neun Frauen und 16 Kinder. Diese Transparenz und Normalität wird von den Bewohnerinnen und insbesondere von den Kindern positiv wahrgenommen, wie Vorständin Annemarie Fischer erklärt: „Die Kinder müssen kein Geheimnis mehr um ihre Adresse machen.“ Das fördert das Gefühl von Sicherheit und Normalität, welches in einer bereits angespannten Lebenssituation von essentieller Bedeutung ist.
Proaktive Hilfe für Betroffene
Der FHF, der 1997 seine heutigen Büros im Stadtteilzentrum West bezog, bietet nicht nur Beratung, sondern auch eine Interventionsstelle für Opfer von häuslicher Gewalt. Diese Stelle hat sich als wertvolle Anlaufstelle erwiesen und wird von Betroffenen oft dankbar angenommen. „Das wird in der Regel gut angenommen“, berichtet Diplom-Sozialpädagogin Miriam Ludwig-Göttle. Die Vermittlung von Hilfestellungen erleichtert es vielen, den ersten Schritt zur Unterstützung zu gehen, da sie oft nicht wissen, wo sie Hilfe finden können.
Ein wesentlicher Aspekt der Vereinsarbeit sind die Ehrenamtlichen, die unverzichtbar für den Erfolg des FHF sind. Aktuell engagieren sich neben den drei Vorstandsmitgliedern auch elf festangestellte Mitarbeiterinnen und zahlreiche Ehrenamtliche. Der Verein sucht weiterhin nach neuen Ehrenamtlichen, um die Vielzahl der Aufgaben abzudecken – von Hilfeleistungen bis hin zu Deutschkursen. „Frauen gehen ermächtigt und gestärkt hier raus“, so Ludwig-Göttle. Allerdings zeigt sich der Verein mit einer wachsenden Zahl an komplexen Fällen konfrontiert, die mehrere Probleme gleichzeitig betreffen.
„Oft sind existenzielle Herausforderungen der erste Schritt, bevor Gewaltthematiken bearbeitet werden können“, erklärt Ludwig-Göttle. Zudem sorgt der Mangel an bezahlbarem Wohnraum für zusätzliche Schwierigkeiten. Die Beraterinnen sehen sich auch oft mit Erwartungen konfrontiert, die nicht immer erfüllbar sind, was die Problematik zusätzlich verkompliziert. Es sei wichtig, den Klientinnen klar zu machen, dass sie selbst an der Umsetzung der besprochenen Schritte arbeiten müssen.
Um das 40-jährige Bestehen zu feiern, veranstaltet der Verein am Mittwoch, 16. Oktober, einen Festakt im katholischen Pfarrzentrum Eichenau, in dessen Rahmen auch die Wanderausstellung „Häusliche Gewalt loswerden“ eröffnet wird. Auf einem weiteren Event im Lichtspielhaus Fürstenfeldbruck wird am 24. Oktober der Film „Die göttliche Ordnung“ gezeigt, welcher humorvoll die Bedeutung von Frauensolidarität thematisiert. Der Eintritt ist frei, um möglichst vielen eine Teilnahme zu ermöglichen. Zudem findet am 8. November ein Fachtag statt, der sich mit den Auswirkungen häuslicher Gewalt auf Kinder beschäftigt, zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen sind.