Im Bezirksmuseum Leopoldstadt in Wien wird ab dem 14. Februar eine Ausstellung über Männer und Frauen eröffnet, die aufgrund ihrer Homosexualität während der NS-Zeit verfolgt wurden. Die Zusammenarbeit zwischen den Bezirksmuseen und dem Zentrum für queere Geschichte (QWIEN) wird somit fortgesetzt. Insgesamt werden 17 Lebensgeschichten präsentiert, die eine Vielfalt an Schicksalen und eine tiefere Einblick in die homosexuelle Subkultur der Zeit bieten. Eine bisher unbekannte Geschichte des Praters und dessen Umfeld wird ebenfalls erzählt.
Der Prater und verschiedene Lokale wie das Gasthaus „Zur schönen Schäferin“ und das „Eminger“ waren Teil eines bunten schwulen und lesbischen Lebens. Zudem waren das Dianabad und das Römische Bad beliebte Treffpunkte homosexueller Männer. Die Rekonstruktion der Lebensgeschichten gestaltet sich schwierig, da die einzige Quelle die Dokumente der Verfolgung sind, die oft in behördlicher und abwertender Sprache verfasst wurden. Diese Dokumente erzählen jedoch auch von Einschüchterung und Gewalt seitens der Gestapo und der Kripo.
Die Verfolgung richtete sich vor allem gegen Unterprivilegierte, obwohl die Homosexuellenverfolgung der NS-Zeit als Klassenjustiz bezeichnet werden kann. Die Bandbreite der Geschichten ist groß und umfasst auch Frauen und Männer, die zusätzlich als „Juden“ klassifiziert wurden. Es wird von Gestapo-Razzien gegen homosexuelle Freundeskreise berichtet sowie von Menschen, die trotzdem ihrem Begehren folgten, und von Strichern, die besonders hart verfolgt wurden. Selbst handfeste Nazis blieben nicht vor Verfolgung verschont.
Trotz der Verfolgung existierte eine lebendige queere Subkultur in Wien. Gaststätten waren Treffpunkte für „Damenimitatoren“ und junge Männer, vor Kinos warteten sie auf Kunden, und der Gastgarten der Schönen Schäferin war bei Lesben beliebt. Besonders im Umfeld des Praters konnten lesbische Frauen und homosexuelle Männer ihre Nischen finden. Die Verfolgung der Nazis zerstörte jedoch diese kleinen Biotope sowie das Leben der Betroffenen. Einige wurden mit Kerkerstrafen belegt, andere in Konzentrationslagern ermordet oder hingerichtet.
Die Ausstellung „Als homosexuell verfolgt. Leopoldstädter Schicksale aus der NS-Zeit“ wird vom 14. Februar bis zum 26. Juni 2024 im Bezirksmuseum Leopoldstadt zu sehen sein. Die Eröffnung findet am 14. Februar um 18:30 Uhr statt. Die Öffnungszeiten des Museums sind mittwochs von 16 bis 18:30 Uhr und sonntags von 10 bis 13 Uhr.
Quelle: Wien Museum / ots