Niki Glattauer kündigt assistierten Suizid an: Ein kraftvoller Abschied

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Wiener Autor Niki Glattauer plant am 4. September assistierten Suizid aufgrund seiner unheilbaren Krebserkrankung.

Wiener Autor Niki Glattauer plant am 4. September assistierten Suizid aufgrund seiner unheilbaren Krebserkrankung.
Wiener Autor Niki Glattauer plant am 4. September assistierten Suizid aufgrund seiner unheilbaren Krebserkrankung.

Niki Glattauer kündigt assistierten Suizid an: Ein kraftvoller Abschied

Niki Glattauer, ein 66-jähriger Wiener Autor, Lehrer und Journalist, plant am 4. September einen assistierten Suizid. Er leidet an Gallengangskrebs, einer unheilbaren Form der Erkrankung, die er vor einigen Wochen diagnostiziert bekam. Glattauer ist bekannt für seine wöchentlichen Kolumnen über Bildungsthemen, die er seit 2019 für Heute schreibt. In einem persönlichen Interview, das als Vermächtnis und Weckruf dient, äußerte er, dass er nicht um jeden Preis leben wolle und dass er seinen Tod als eine Möglichkeit sieht, das Thema assistierter Suizid ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Bereits 2022 wurde diese Form der Sterbehilfe in Österreich legalisiert, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, wie zum Beispiel unheilbare Krankheiten und unerträgliches Leid.

In seinen Ausführungen kritisierte Glattauer das österreichische Gesundheitssystem scharf. Er beschreibt sich selbst als „Holzklasse-Patient“ und bemängelt die Zustände in den überforderten Spitälern und den Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal. Insbesondere betont er die Probleme der Zweiklassenmedizin, wobei er anmerkt, dass viele Mitarbeiter im Gesundheitswesen oft nicht ausreichende Deutschkenntnisse haben. Diese Situation führt laut Glattauer zu einer unzureichenden Betreuung von Patienten, die einer klaren Kommunikation bedürfen.

Ein bewusster Abschied

Der bevorstehende Tod ist für Glattauer kein Grund zur Traurigkeit, sondern ein Schritt zu einem selbstbestimmten Ende. Er möchte das Thema assistierter Suizid in Österreich gründlich beleuchten und auf die Herausforderungen aufmerksam machen, die unheilbar Kranke erleben. „Krebs ist kein Feind, ich will ihn nicht bekämpfen,“ erklärt er und sieht die Krankheit als Teil seines Lebens an. Glattauer plant, am Vormittag des 4. September in angenehmer Gesellschaft zu sterben und wünscht sich, dass man ihn als lustigen und aufrichtigen Menschen in Erinnerung behält.

Assistierter Suizid in Österreich ist seit dem 1. Januar 2022 erlaubt, allerdings unter strengen Auflagen. Die rechtlichen Bedingungen besagen, dass die Betroffenen unheilbar oder schwer chronisch erkrankt sein müssen. Vor der Durchführung sind mindestens zwei Aufklärungsgespräche mit Ärzten erforderlich, wobei einer der Ärzte ein Palliativmediziner sein muss. Nach einer Bestätigung der medizinischen Umstände folgt eine zwölfwöchige Wartefrist, die den Patienten zur Reflexion anregen soll. In Akutfällen kann diese Frist auf zwei Wochen verkürzt werden. Glattauer hat sich nach reiflicher Überlegung für diesen Weg entschieden und wünscht, dass sein Beispiel andere ermutigt, ebenfalls über selbstbestimmtes Sterben nachzudenken.

Kritik am Bildungssystem

Ein weiterer Aspekt seiner Kritik gilt dem österreichischen Bildungssystem. Glattauer weist darauf hin, dass die Integration von Kindern, die kein Deutsch sprechen, stark unzureichend ist. Als Lehrer hat er sich immer bemüht, Gutes für Kinder zu tun und sieht es als seine Pflicht an, Missstände und Ungerechtigkeiten anzusprechen. Die gesellschaftlichen Probleme, die er thematisiert, spiegeln sich auch in seinen Kolumnen wider und müssen seiner Meinung nach dringend angegangen werden. Glattauer möchte, dass seine Worte auch nach seinem Tod Gehör finden und zum Nachdenken anregen.

Mit diesen Worten und seiner anstehenden Entscheidung betont Niki Glattauer nicht nur die Dringlichkeit einer Reform im Gesundheits- und Bildungssystem, sondern auch die Wichtigkeit eines selbstbestimmten Lebens – bis zum Ende.

Für mehr Informationen über die Abläufe und Statistiken zu assistiertem Suizid besuchen Sie Heute.