Israels Menschenrechtsgruppen werfen dem Land Völkermord in Gaza vor

Zwei führende israelische Menschenrechtsgruppen werfen Israel vor, in Gaza Genozid zu begehen. B'Tselem und PHRI dokumentieren systematische Angriffe auf die palästinensische Bevölkerung und fordern ein internationales Eingreifen.

Zwei führende israelische Menschenrechtsgruppen werfen Israel vor, in Gaza Genozid zu begehen. B'Tselem und PHRI dokumentieren systematische Angriffe auf die palästinensische Bevölkerung und fordern ein internationales Eingreifen.
Zwei führende israelische Menschenrechtsgruppen werfen Israel vor, in Gaza Genozid zu begehen. B'Tselem und PHRI dokumentieren systematische Angriffe auf die palästinensische Bevölkerung und fordern ein internationales Eingreifen.

Israels Menschenrechtsgruppen werfen dem Land Völkermord in Gaza vor

Eine führende israelische Menschenrechtsorganisation hat Israel beschuldigt, „Völkermord an den Palästinensern im Gazastreifen“ zu verüben. Dies ist das erste Mal, dass eine solche Organisation diese Behauptung aufstellt. B’Tselem erklärte in einem umfassenden Bericht, dass sie zu dieser „eindeutigen Schlussfolgerung“ gekommen sei, nachdem sie die israelische Politik im Gazastreifen und deren erschreckende Folgen sowie die Aussagen hochrangiger israelischer Politiker und Militärkommandanten über die Ziele des Angriffs untersucht habe.

Unterstützung durch weitere Organisationen

Eine zweite israelische Gruppe, Ärzte für Menschenrechte Israel (PHRI), hat sich B’Tselem angeschlossen und ebenfalls die Aktionen Israels im Gazastreifen als Völkermord eingestuft. PHRI veröffentlichte eine separate rechtliche und medizinische Analyse, in der sie das beschreibt, was sie als „bewusste und systematische Zerschlagung des Gesundheitssystems im Gazastreifen“ bezeichnete.

Reaktionen der israelischen Regierung

Die israelische Regierung hat wiederholt betont, dass sie im Einklang mit dem internationalen Recht handelt und dass der Krieg im Gazastreifen als Antwort auf die tödlichen Hamas-Angriffe am 7. Oktober 2023 eine Selbstverteidigung darstellt. Wenn andere, nicht-israelische Gruppen Israel zuvor des Völkermords beschuldigt haben, reagierte die israelische Regierung mit Wut und wies die Aussagen scharf zurück, oft mit der Behauptung, diese Vorwürfe seien antisemitisch motiviert.

Die Situation im Gazastreifen

B’Tselem stellte in dem 79-seitigen Bericht fest, dass die Realität im Gazastreifen „keine Rechtfertigung oder Erklärung benötigt, um zu verstehen, dass es nicht darum geht, das Hamas-Regime oder dessen militärische Fähigkeiten zu beseitigen.“ Die Gruppe berichtete von Massentötungen – sowohl durch direkte Angriffe als auch durch das Schaffen katastrophaler Lebensbedingungen – von weitreichenden Zerstörungen der Infrastruktur, der sozialen Strukturen, Massenverhaftungen, Misshandlungen von Gefangenen und einer erzwungenen Vertreibung der Bevölkerung, einschließlich Versuchen der ethnischen Säuberung.

Internationale Gemeinschaft unter Beschuss

B’Tselem beschuldigte auch die internationale Gemeinschaft, den Völkermord zu ermöglichen. „Viele Staatsführer, insbesondere in Europa und den USA, haben nicht nur von effektiven Maßnahmen zur Beendigung des Völkermords abgesehen, sondern ihn auch ermöglicht – durch Aussagen, die Israels ‚Recht auf Selbstverteidigung‘ bekräftigen oder durch aktive Unterstützung, einschließlich der Lieferung von Waffen und Munition,“ heißt es in dem Bericht.

Eskalation der Gewalt

Die Einschüchterung, Wut und der Vergeltungsdrang, die viele Israelis nach den Terroranschlägen am 7. Oktober fühlten, dienten als „fruchtbarer Boden für Anstiftung gegen die Palästinenser, insbesondere gegen die Gazaner.“ Hamas und ihre Verbündeten töteten bei dem Angriff 1.200 Menschen, darunter Kinder, und entführten 251 andere nach Gaza – der schlimmste Terroranschlag auf Israel seit der Gründung des Landes.

Wachsende internationale Besorgnis

Der Bericht von B’Tselem kommt, während der Druck auf Israel aufgrund der katastrophalen Situation im Gazastreifen zunimmt. Bilder von Kindern, die an akuter Unterernährung sterben, haben weltweit Empörung ausgelöst. Die Regierungen des Vereinigten Königreichs, Frankreichs und Deutschlands erklärten letzte Woche, dass die Krise „von Menschen verursacht und vermeidbar“ sei.

Vergleich mit internationalen Vorwürfen

Obwohl B’Tselem die erste israelische Organisation ist, die die Regierung des Völkermords beschuldigt, haben zahlreiche internationale Gruppen, Organisationen und Regierungen in der Vergangenheit ähnliche oder identische Schlussfolgerungen gezogen. Diese Vorwürfe haben immer heftige Reaktionen hervorgerufen, insbesondere angesichts der Sensibilität des Begriffs Völkermord, der von den Vereinten Nationen als „Handlungen, die mit der Absicht begangen werden, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe ganz oder teilweise zu vernichten“ definiert wird.

Künftige Schritte und rechtliche Maßnahmen

Der Internationale Gerichtshof hat Israel im Rahmen des Antrags Südafrikas auf Sofortmaßnahmen angewiesen, „alle Maßnahmen zu ergreifen“, um einen Völkermord im Gazastreifen zu verhindern. Dies geschah in einer Entscheidung, die wie eine einstweilige Verfügung wirkt, während das Gericht die vollständigen Vorzüge des Völkermordsfalles prüft, was Jahre dauern könnte.

Mehrere prominente israelische Persönlichkeiten haben ebenfalls ähnliche Anklagen erhoben. Dazu gehört der führende Völkermordforscher Omer Bartov, der in einem Gastbeitrag in der New York Times erklärte, dass seine „unvermeidliche Schlussfolgerung“ geworden sei, dass Israel Völkermord an dem palästinensischen Volk begehe. Darüber hinaus zog der Historiker Lee Mordechai kürzlich eine ähnliche Schlussfolgerung.