Wera Petrow, eine leidenschaftliche Biologin aus Russland, lebt und arbeitet in einer belasteten Forschungssituation, die durch den Ukraine-Krieg und die damit verbundenen westlichen Sanktionen geprägt ist. Auf der Suche nach wissenschaftlicher Zusammenarbeit reist sie nach Westeuropa, doch regierungsseitige Beschränkungen machen ihr diese Reise nicht leicht. Während ihrer Zeit in einer deutschsprachigen Stadt hat sie new eine Woche lang mit westlichen Kollegen zusammengearbeitet, was im gegenwärtigen politischen Klima äußerst riskant geworden ist.
Die Biologin hat sich auf die Erforschung von Gliederfüßern spezialisiert, einer Tiergruppe, die Insekten und Krebse umfasst. Seit ihrer Kindheit hat Petrow eine Faszination für diese kleinen, wirbellosen Tiere entwickelt, die sie als ihre wissenschaftliche Mission betrachtet. Doch heute, inmitten eines neuen „eisernen Vorhangs“ zwischen Russland und dem Rest der Welt, könnte selbst eine harmlose biologische Forschung zu einer großen Herausforderung werden. Die Angst, von der eigenen Regierung verfolgt oder gar inhaftiert zu werden, schwebt wie ein Damoklesschwert über ihr.
Herausforderungen der Kooperation
Wera Petrow plant zusammen mit ihrem westlichen Kollegen Philip Blum eine Überprüfung und mögliche Neuentdeckung von Gliederfüßerarten. Diese Art der Zusammenarbeit steht jedoch unter Druck, weil westliche Länder, darunter Deutschland und die Schweiz, beschlossen haben, die wissenschaftliche Kooperation mit Russland weitgehend einzustellen, um das Putin-Regime nicht weiter zu unterstützen. Bestehende Partnerschaften werden auf die Probe gestellt, und es gibt Bedenken, ob die Wissenschaft eine Brücke der Diplomatie sein kann.
Die Sanktionen betreffen von der Waffenforschung bis hin zur Biodiversitätsforschung alle Disziplinen. Petrow und Blum haben sich ursprünglich über soziale Medien kontaktiert, bevor die geopolitischen Spannungen die Pläne für eine gemeinsame Forschung in die Quere kamen. Was für gewöhnlich eine unkomplizierte wissenschaftliche Kooperation war, ist nun mit Unsicherheiten und geheimen Absprachen verbunden.
Die Anspannung zeigt sich auch in den Gesprächen, die Petrow und Blum führen müssen. Um sicherzustellen, dass es keine unangenehmen politischen Missverständnisse gibt, bat Blum Petrow, eine Resolution gegen den Krieg zu unterzeichnen. Sie zeigt Verständnis für seine Position, sieht sich aber auch in einer schwierigen Lage: „Ich bin alleinerziehende Mutter und muss vorsichtig sein,“ erklärt sie. Eine öffentliche Äußerung gegen den Krieg könnte fatale Konsequenzen für sie haben.
Wissenschaft in Krisenzeiten
Gerade in der heutigen Zeit ist es für Petrow und Blum nicht selbstverständlich, Forschungsergebnisse zu veröffentlichen. Die Kosten für Publikationen und die benötigten Materialien stellen eine zusätzliche Hürde dar, da häufig finanzielle Ressourcen fehlen. Petrow ist gezwungen, kreative Lösungen zu finden und teilweise auf eigene Kosten zu agieren. „Ich bin hartnäckig“, sagt sie und lacht. Trotzdem wünscht sie sich oft mehr Ruhe, um ihre Forschungsergebnisse ernsthaft vorantreiben zu können.
Petrow ist sich der komplexen Situation bewusst und sieht die Sanktionen als „verständlich, aber nicht richtig“. Schließlich geht es bei ihrer Forschung um Biodiversität und nicht um militärische Technologien. „Come on, wir vergleichen Gliederfüßer. Das wird den Krieg wohl kaum beeinflussen“, fügt Blum schmunzelnd hinzu. Aber auch sie wissen, dass wissenschaftliches Arbeiten unter diesen Bedingungen eine ständige Herausforderung bleibt.
Die Diskussionen rund um Sanktionen und wissenschaftliche Neutralität werfen auch tiefere Fragen auf: Ist es naiv zu glauben, dass Wissenschafter in einem Regime wie dem russischen unpolitisch bleiben können? Während Blum und Petrow über ihre Forschung sprechen, wird ihnen die Realität des Krieges immer wieder bewusst, sei es durch aktuelle Nachrichten oder durch das Schicksal von Freunden und Kollegen in der Ukraine.
In dieser wachsenden Isolation der Wissenschaft ist es für Petrow und ihre Kollegen überlebenswichtig, Möglichkeiten zu finden, ihre Forschungen fortzusetzen, auch wenn die politischen Rahmenbedingungen dies extrem erschweren. Am Ende ihrer Reise von mehreren Wochen nach Westeuropa hofft Petrow nicht nur, wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse mit nach Hause nehmen zu können, sondern auch, dass sie nicht als Staatsfeind behandelt wird, wenn sie zurückkehrt.