Wissenschaft

Unruhe in Pozzuoli: Vulkan Campi Flegrei sorgt für Angst und Unsicherheit

Die Phlegräischen Felder in Italien, Europas gefährlichster Vulkan, zeigen besorgniserregende Aktivitäten wie Erdbeben und Bodenhebungen, weshalb tausende Bewohner und Wissenschaftler, unter ihnen der Forscher Giuseppe Mastrolorenzo, vor einem potenziellen Ausbruch am 01.09.2024 warnen und sich die Frage stellt, ob eine Umsiedlung notwendig ist.

In der malerischen Umgebung des Golfes von Neapel liegt der gefährlichste Vulkan Europas, die Phlegräischen Felder, und sorgt weiterhin für Unruhe bei den Anwohnern. Mit seinen 2.000 Jahre alten Ruinen, die durch hydrothermale Kräfte erhöht werden, ist die Region nicht nur eine faszinierende Touristenattraktion, sondern auch ein ernstzunehmendes geologisches Risiko. Der Boden hebt sich rasant und die Menge an Erdbeben, die die Küstengemeinden erschüttert, erhöht den Druck im Alltag der über 485.000 Menschen, die in diesem Bereich leben. Die Erdbeben haben nicht nur Angst und Schrecken verbreitet, sondern auch bereits zu Notunterkünften für 1.500 Menschen geführt, die nach einem der Erschütterungen evakuiert werden mussten.

Besonders besorgniserregend ist die anhaltende Diskussion unter Wissenschaftlern über den Vulkan. Die Meinungen über die potenzielle Bedrohung gehen stark auseinander. Giuseppe Mastrolorenzo, ein angesehener Geophysiker, warnt eindringlich vor der Möglichkeit, dass das Erdinnere sich plötzlich und katastrophal äußern könnte. Er beschreibt in beängstigenden Bildern, was bei einem Worst-Case-Szenario geschehen könnte, einschließlich der Vorstellung, dass giftige Gase und pyroklastische Materialien aus einem Riss im Boden strömen könnten. „Es fühlt sich wie eine Bombe an, die jeden Moment detonieren könnte“, so Mastrolorenzo.

Uneinigkeit unter den Experten

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Die Debatte unter Wissenschaftlern über das wahre Ausmaß der Bedrohung wird durch einen Widerspruch zwischen Alarmierern und Optimisten angeheizt. Während einige Experten ein bevorstehendes großes Ereignis befürchten, beschwichtigen andere die Öffentlichkeit und weisen darauf hin, dass die aktuellen Messungen keine Anzeichen für eine bevorstehende Eruption zeigen. Carlo Doglioni, der Direktor des italienischen Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV), gibt den Anwohnern zu verstehen, dass die Gefahr vielleicht nicht so gravierend ist, wie von Mastrolorenzo dargestellt. Er steht jedoch Mastrolorenzo in seiner Einschätzung nicht ganz unkritisch gegenüber und betont, dass ein gewisses Risiko besteht.

Einige lokale Behörden und der Bürgermeister von Pozzuoli, Luigi Manzoni, versuchen derweil, die Sorgen der Bürger zu zerstreuen. Manzoni bezeichnet die alarmierenden Berichte als Panikmache und betont, dass die Gefahr gut kontrollierbar sei. „Wir müssen lernen, mit der Bedrohung zu koexistieren“, sagt er optimistisch. Über 80.000 Menschen leben in unmittelbarer Nähe des Vulkans, wo das Leben in dem Küstenort weitgehend friedlich bleibt, trotz der wachsenden Geister der Unsicherheit.

Direkte Auswirkungen sind jedoch bereits spürbar. Die Gastronomie und der lokale Handel leiden unter den Ängsten der Bürger. Nach Berichten von Geschäftsinhabern gingen die Umsätze in Geschäften, die traditionell von Touristen frequentiert werden, um 60 bis 70 Prozent zurück. Geschäfte, die früher blühten, müssen nun schließen, und die Anwohner ziehen es vor, sich in ihre Häuser zurückzuziehen, wo die Zweifel am künftigen Wohlergehen nagen. „Wir können uns nicht vorstellen, woanders zu leben, aber unsere Geschäfte sind hier und wir haben Angst“, sagt Rossana Maurelli, deren Familie ein Keramikgeschäft betreibt.

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Die politische Lage bleibt ungewiss. Während Rom einige Maßnahmen zur Risikominderung einleitet, widersprechen die Hinweise auf potenzielle Hilfen oft dem, was lokal gefordert wird. So wurde im letzten Monat ein Bauverbot erlassen, während gleichzeitig ein milliardenschweres Sanierungsprojekt für die betroffenen Gebiete geplant wird. Minister für Katastrophenschutz Nello Musumeci hat zugestimmt, dass mehr getan werden muss, um den Bürgern Sicherheit zu geben, räumt jedoch ein, dass der Staat nicht alle Kosten tragen kann und die Anwohner zur Mitfinanzierung aufgefordert werden.

Inmitten all dieser Unsicherheiten bleibt die Fumarole Pisciarelli, ein geysirähnlicher Ausbruchspunkt in der Nähe der Phlegräischen Felder, ein Erinnerungsstück an die geologischen Kräfte, die diese Region geprägt haben. Wissenschaftler überwachen den Standort, um wertvolle Daten über die vulkanische Aktivität zu sammeln, auch wenn der Druck unter der Erdoberfläche nur langsam reagiert. Monate und Jahre der schwankenden Bodenhöhe scheinen nur ein Vorgeschmack auf die Unberechenbarkeit zu sein, die die Region umgibt. Für die tief verwurzelten Anwohner bleibt die Frage; wie lange können sie noch ruhig leben, während sich die Erde unter ihren Füßen verändert?

– NAG

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