Weltrekordversuch und nachhaltige Mobilität
Obwohl der Weltrekord für die längste Fahrt mit einem Elektromotorrad bei 25.000 Kilometern (11.300 Meilen) liegt, die über 42 Tage in den USA gefahren wurden, hofft Roam, dass ihr bemerkenswerter Versuch zeigt, dass erneuerbare Energien auch für Fernreisen in abgelegenen Gegenden mit minimaler Ladeinfrastruktur wirklich geeignet sind.
Innovatives Batteriesystem
Auf der Reise wurden die Batterien durch ein Solarpanel-Ladesystem aufgeladen, das in einem Begleitfahrzeug transportiert wurde. Dieses Fahrzeug fuhr jeden Tag voraus, hielt an, um die Batterien aufzuladen und ermöglichte so einen Austausch der leeren Batterie gegen eine voll aufgeladene, wenn das Motorrad aufholte. Während der Reise erreichte das Modell Roam Air eine neue Rekordreichweite von 113 Kilometern (70 Meilen) mit einer einzigen Batterieladung und legte am letzten Tag der Reise beeindruckende 1.000 Kilometer (620 Meilen) in weniger als 18 Stunden zurück.
Grenzen überwinden
Masa Kituyi, Produktverantwortlicher bei Roam und einer der Fahrer der Expedition, erklärte gegenüber CNN: „Wir wollten viele Grenzen überwinden, um zu zeigen, wie es möglich ist, durch das subsaharische Afrika zu reisen, ohne dass bereits Ladestationen installiert sind. Aus Roams Sicht wollten wir beweisen, dass die Idee von ‚Überall fahren, überall laden‘ realistisch ist.“
Kituyi teilte sich das Fahren mit Stephan Lacock, einem Postgraduierten der Universität Stellenbosch, der an einem Projekt zur Effizienzsteigerung des Antriebsstrangs des Roam Air arbeitet. Begleitet von zwei Unterstützungsfahrzeugen brachen sie am 29. September auf, reisten durch Tansania, Malawi, Sambia und Botswana und erreichten am Morgen des 16. Oktober Stellenbosch. Die Gruppe unterwegs hielt an bemerkenswerten Orten wie den Victoriafällen und dem Chobe-Fluss, wo sie unter dem Sternenhimmel und inmitten von Nilpferden campierten.
Herausforderungen durch Wetterbedingungen
Eines der größten Herausforderungen während der Reise war das Wetter. „Die Sonne lässt sich nicht zwingen“, sagt Kituyi. An einigen Stellen musste die Gruppe ihre Route ändern, um den Wolken zu entkommen und die Batterien aufzuladen. Obwohl Roam demonstrieren wollte, dass Solarenergie eine Lösung für Gebiete ohne Ladestruktur sein kann, stellt Kituyi fest, dass die meisten Kunden von Roam ihre Motorräder zu Hause mit Energie aus dem Stromnetz aufladen. Er betont jedoch, dass diese Mammutreise auch für Menschen, die kein Solar-Fahrzeug zur Verfügung haben, möglich wäre.
Marktentwicklung und Elektromobilität
Die Reise war eine Kooperation zwischen Roam und der Universität Stellenbosch, die diesen Monat ein Electric Mobility Lab ins Leben gerufen hat, um nachhaltige Verkehrslösungen weiterzuentwickeln. Roam spendete zwei Motorräder an das Labor zur Unterstützung von Forschungsprojekten, um das Produkt weiterzuentwickeln. Kituyi hofft, durch Effizienztests des Antriebsstrangs und beschleunigte Tests, die mehrfache Aufladung und Entladung der Batterien pro Tag einschließen, ein besseres Verständnis für die Lebenszyklen der Bikes und der Batterien zu gewinnen.
Wachstumsmarkt für Elektrofahrzeuge in Afrika
Laut der Marktforschungsfirma Mordor Intelligence wird der afrikanische Markt für Elektrofahrzeuge auf etwa 16 Milliarden Dollar geschätzt. Es wird erwartet, dass dieser bis 2029 auf 25 Milliarden Dollar anwächst, angetrieben durch steigende Investitionen, wachsende Verkaufszahlen von Elektrofahrzeugen und staatliche Maßnahmen zur Elektromobilität. So hat Ruanda beispielsweise die Einfuhrsteuern auf Elektrofahrzeuge abgeschafft und Anreize für die Entwicklung von Ladeinfrastruktur geschaffen.
Die Nachfrage nach elektrischen Motorrädern nimmt rasant zu. Laut einem weiteren Bericht von Mordor wird erwartet, dass der Marktanteil von Elektro-Zweirädern bis 2030 eine Elektrifizierungsrate von 22 % erreichen könnte, was deutlich über anderen Fahrzeugtypen liegt. Die geringen Betriebskosten sind ein entscheidender Faktor, wie Analysten von Mordor in einer E-Mail an CNN berichteten. „Strom ist in der Regel günstiger als Benzin, und Elektromotorräder haben weniger mechanische Teile. Fahrer können jährlich etwa 400 bis 700 Dollar allein bei den Kraftstoffkosten sparen, was elektrische Motorräder finanziell attraktiv macht.“
Unterstützung lokaler Startups
Afrikanische Startups dominieren diesen Sektor, da sie Motorräder entwickelt haben, die den lokalen Straßenbedingungen standhalten, nicht auf herkömmliche Ladeinfrastruktur angewiesen sind und flexible Zahlungsmöglichkeiten anbieten. So betreibt Ruandas Ampersand derzeit eine Flotte von fast 4.000 und erwartet, bis Ende 2026 über 40.000 zu verfügen. Spiro hat bereits über 18.000 E-Bikes auf den Straßen in Kenia, Benin, Togo, Ruanda und Uganda und hat kürzlich auch in Nigeria gestartet.
Roam, gegründet 2017, zuvor bekannt als Opibus, hat diese Transformation hautnah miterlebt. Angefangen hat das Unternehmen mit der Elektrifizierung von Safari-Fahrzeugen, bevor sie Busse und Motorräder in den Fokus rückten. Derzeit konzentriert sich Roam auf Motorräder und produziert nach Angaben von Kituyi etwa 40 Bikes pro Tag. Die Motorräder sind derzeit in Nairobi erhältlich, und Anfang 2025 wird das Unternehmen in ganz Kenia expandieren sowie die Märkte Uganda und Ruanda erschließen.
Vertrauen in Elektrofahrzeuge stärken
„Die Nachfrage und das kontinuierliche Wachstum des Marktes für Motorräder sind enorm“, sagt Kituyi und betont, dass er einen allmählichen Wandel in der Denkweise der Menschen beobachtet hat. „Sie werden zunehmend selbstbewusster und fragen in Restaurants nach, ob sie dort ihr Motorrad aufladen dürfen.“ Er hofft, dass die jüngste Expedition dazu beiträgt, das Vertrauen in Elektrofahrzeuge weiter zu stärken.