Asien

Die glorreichen Tage der globalen Autobauer in China sind vorbei

Die goldenen Zeiten der ausländischen Autohersteller in China sind vorbei: Volkswagen, Ford und GM kämpfen ums Überleben, während lokale EV-Marken wie BYD und Xpeng in den Höhenflug starten!

Ausländische Automobilhersteller haben über Jahrzehnte den chinesischen Automarkt dominiert, Millionen von Fahrzeugen verkauft und enorme Gewinne erzielt. Doch diese goldene Ära neigt sich nun dem Ende zu. Mit dem rasanten Aufstieg der einheimischen Elektroautomobilhersteller wie BYD und Xpeng verändert sich der größte Pkw-Markt der Welt grundlegend, und die größten Automobilkonzerne der Welt stehen vor erheblichen Herausforderungen.

Volkswagen als Beispiel für sinkende Verkaufszahlen

Ein jüngstes Zeichen für die Schwierigkeiten, mit denen traditionelle Automobilhersteller konfrontiert sind, kam am Montag, als Volkswagen erstmals in der Unternehmensgeschichte warnte, dass es Werksschließungen in Deutschland in Betracht ziehe, um Kosten zu senken. Die deutschen Auto-Giganten verzeichneten im ersten Halbjahr dieses Jahres einen Rückgang ihrer Auslieferungen in China, dem größten Markt des Unternehmens, um mehr als ein Viertel im Vergleich zu vor drei Jahren, und zwar auf 1,34 Millionen Fahrzeuge. Im vergangenen Jahr verlor das Unternehmen seinen Status als meistverkaufte Automarke in China an BYD, eine Position, die es seit mindestens 2000 innehatte.

Der Rückgang ausländischer Automobilhersteller

Volkswagen, der weltweit zweitgrößte Automobilhersteller nach Toyota, ist nicht das einzige Unternehmen in der Krise. Auch Ford und General Motors sehen sich mit einem Rückgang ihrer Verkaufszahlen und Marktanteile in China konfrontiert, da die lokalen Verbraucher ausländische Marken abgelehnt haben und stattdessen zu chinesischen Herstellern greifen.

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Im Juli fiel der Marktanteil ausländischer Automobilhersteller in China auf 33 % – ein Rückgang von 53 % im gleichen Monat vor zwei Jahren, so die Daten der China Passenger Car Association (CPCA).

Gewinnrückgänge und steigender Preisdruck

Die Gewinne der Automobilhersteller in China stehen ebenfalls unter Druck. Im Zeitraum bis zum 30. Juni fiel der Gewinn aus Toyotas Joint Ventures in China im Vergleich zum Vorjahr um 73 %. Noch schlimmer erging es den Joint Ventures von GM in China, die in diesem Jahr durchgehend quartalsweise Verluste erlitten. Die Verkaufszahlen des amerikanischen Automobilherstellers in China halbierten sich von über 4 Millionen im Jahr 2017 auf 2,1 Millionen im letzten Jahr.

„Nur sehr wenige Menschen machen (in China) Gewinn“, sagte CEO Mary Barra den Analysten während eines aktuellen Gewinnaufrufs. „Das ist nicht nachhaltig, denn die Zahl der Unternehmen, die Geld verlieren, kann nicht unbegrenzt fortbestehen. Wenn wir uns in einen Preiskrieg begeben, ist das wahrlich ein Wettlauf nach unten.“

Unbarmherziger Wettbewerb auf dem EV-Markt

Der brutale und langanhaltende Preiskampf im Bereich Elektrofahrzeuge (EV) hat bereits mehrere lokale Automobilhersteller in den Abgrund gerissen. Auch ausländische Hersteller mussten ihre Geschäfte umstrukturieren oder einst blühende Betriebe im Land schließen. Im Oktober gab Mitsubishi Motors bekannt, dass die Produktion seiner Fahrzeuge in China wegen jahrelanger Rückgänge der Verkaufszahlen eingestellt werde. Auch Honda, Hyundai und Ford haben drastische Maßnahmen ergriffen, darunter Entlassungen und Werksschließungen, um Kosten zu senken.

Veränderungen im Konsumverhalten

Michael Dunne, ein Veteran der Automobilindustrie und CEO von Dunne Insights, einer Beratung, die sich auf Elektrofahrzeuge konzentriert, sagte: „Die glorreichen Tage, an denen man hohe Wachstumsraten und enorme Gewinne (in China) genoss, sind vorbei. Für Massenmarktmarken in China sind die Tage gezählt.“

Die Tesla-Revolution

Für die globalen Automobilhersteller kommt der plötzliche Wechsel in den Verkaufszahlen nach etwa zwei Jahrzehnten ununterbrochener Wachstumsraten in China, die Anfang der 2000er Jahre begonnen hatten. So stark war das Gefühl, dass die guten Zeiten niemals enden würden, dass laut Dunne ein Auto-Manager witzelte: „Wir verdienen hier mehr als Gott.“ Selbst nachdem die chinesische Regierung Mitte der 2010er Jahre begann, in lokale EV- und Batteriehersteller im Rahmen der „Made in China 2025“-Strategie gewaltige Summen zu investieren, wuchs der Marktanteil ausländischer Hersteller weiterhin.

Chinesische Marken auf dem Vormarsch

Die Ankunft von Tesla im Jahr 2019 veränderte jedoch alles. Der erste in China produzierte Tesla Model 3, der im Dezember 2019 vom Band lief, hat das Verbraucherbild von Elektroautos grundlegend verändert. Für chinesische EV-Hersteller wie BYD, Neo und Li Auto hatte dies einen „Halo-Effekt“, der ihnen half, ihre Produkte zu verbessern und von der plötzlichen Nachfragesteigerung zu profitieren.

Die Internationale Energieagentur prognostiziert, dass die Verkäufe von batterieelektrischen Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden in China in diesem Jahr 10 Millionen erreichen werden, was fast die Hälfte der Neuwagenverkäufe im Land ausmacht, im Vergleich zu nur 1,1 Millionen vor vier Jahren.

Etablierung als globales Zentrum für Elektrofahrzeuge

Die Automobilhersteller in China sind jedoch nicht nur auf den nationalen Erfolg aus. Die Ausfuhren von Personenkraftwagen haben sich im letzten Jahr um mehr als 60 % im Vergleich zum Vorjahr auf über 4 Millionen erhöht. Nach einigen Maßstäben ist China nun der größte Autoexporteur der Welt, noch vor Japan und Deutschland. Über ein Viertel dieser Exporte waren Elektroautos, so die Daten der CPCA.

Bis 2030 könnte der Marktanteil chinesischer Automobilhersteller am globalen EV-Markt auf etwa ein Drittel anwachsen, warnte UBS, wobei europäische Unternehmen den größten Verlust an Marktanteilen erleiden könnten.

Die Reaktion der globalen Automobilhersteller

Weltweit sehen sich die Automobilhersteller mit der Herausforderung konfrontiert, sich neu zu orientieren, und setzen verstärkt auf lokale Partnerschaften. Im vergangenen Jahr erwarb Volkswagen einen 5%-Anteil an Xpeng für 700 Millionen Dollar und vereinbarte eine strategische Partnerschaft zur gemeinsamen Entwicklung von Fahrzeugen, um einen Rückgang der Verkaufszahlen in China entgegenzuwirken.

Stellantis, Hersteller von Citroen, Fiat und Peugeot, kaufte kürzlich einen 20%-Anteil am chinesischen EV-Hersteller Leapmotor für etwa 1,5 Milliarden Euro. Ab diesem Monat wird Stellantis beginnen, Leapmotor-Fahrzeuge in neun europäischen Ländern zu verkaufen, was die wachsende Bedeutung chinesischer EV-Marken auf internationalen Märkten verdeutlicht.

Die Zukunft der Automobilindustrie

„Das neue Zentrum der weltweiten Automobilindustrie ist China“, sagte Dunne. „Jeder versucht noch zu verstehen, wohin es von hier aus geht. Wie konkurrieren wir mit den Chinesen?“

Statistische Auswertung

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