Heute ist der 7.06.2025
Datum: 7.06.2025 - Source 1 (https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20250530_OTS0014/reste-von-gewebeproben-von-ns-opfern-in-der-sammlung-des-ehemaligen-neurologischen-instituts-in-wien-gefunden):
- Forschungsprojekt an der MedUni Wien zur Geschichte der Hirnforschung im Nationalsozialismus.
- Identifikation von mikroskopischen Schnitten und Paraffin-embedded Gewebeproben von Opfern der NS-„Euthanasie“.
- Fund durch digitale Erschließung der historischen Sammlung der Abteilung für Neuropathologie und Neurochemie.
- Gewebeproben stammen von insgesamt neun Kindern.
- Sechs Kinder verstarben in der Wiener „Kindereuthanasie“-Anstalt Am Spiegelgrund.
- Drei weitere Kinder wurden in der Brandenburger Anstalt Görden ermordet.
- Wissenschaftliche Zusammenarbeit in den 1950er Jahren zwischen dem Neurologischen Institut Wien und dem Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Gießen.
- Bereits 2002 wurden menschliche Überreste von NS-Opfern am Wiener Zentralfriedhof bestattet.
- Weitere Beisetzung 2003 in Görden.
- Würdige Bestattung für die neu entdeckten Gewebeproben vorgesehen.
- Rektor Markus Müller betont die Bedeutung ethischer Grundsätze in der medizinischen Wissenschaft.
- MedUni Wien engagiert sich aktiv für die Aufarbeitung der Vergangenheit.
- Romana Höftberger hebt die Notwendigkeit hervor, aus der Vergangenheit zu lernen und unethisches Verhalten in der Medizin zu bekämpfen.
- Herwig Czech sieht die Entdeckung im größeren wissenschaftshistorischen Kontext der Forschung an menschlichen Überresten aus NS-Unrechtskontexten.
Source 3 (https://www.aerzteblatt.de/archiv/medizin-in-der-ns-zeit-hirnforschung-und-krankenmord-7b1f7d56-9993-48f6-9340-41606f87892c):
- Zeitraum: 1940 bis 1945
- Institution: Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung, Berlin
- Untersuchte Gehirne: etwa 700 von Opfern des Massenmordes an psychisch Kranken und geistig Behinderten
- Ermächtigung durch Hitler: formelles Schreiben an Karl Brandt und Philipp Bouhler, datiert auf 1. September 1939
- Beginn der „Aktion T4“: Vergasung von etwa 70.000 Psychiatriepatienten (Januar 1940 bis August 1941)
- Schätzung der Gesamtzahl der Opfer: etwa 185.000 Psychiatriepatienten, inklusive 117.000 aus Heil- und Pflegeanstalten
- Hinzuzufügen von 80.000 Toten in polnischen, sowjetischen und französischen Anstalten erhöht die Zahl auf über 260.000
- Ärzte waren maßgeblich an der Planung und Durchführung des Genozids beteiligt
- Ziel der „Euthanasie“: Vernichtung chronisch kranker und behinderter Patienten zur Umstrukturierung der Anstaltspsychiatrie
- Eugenik als Teil der psychiatrischen Therapie: Sterilisierung zur Ausmerzung genetischer Defekte
- Forschungsplan 1941: Einbeziehung von 14 anatomischen Instituten des Deutschen Reiches
- Forschungsabteilungen ab 1942: in Brandenburg-Görden und Wiesloch/Heidelberg
- Gehirne von getöteten Patienten wurden in neuropathologischen Laboratorien untersucht
- KWI für Hirnforschung: Fokus auf Hirnarchitektonik und neurologische Erkrankungen
- Wechsel der Leitung 1937: Prof. Hugo Spatz übernahm und verlagerte den Fokus auf kranke Gehirne
- Militärische Parallelstruktur während des Krieges: verschiedene Forschungsstellen für Kriegsschäden
- Verstrickung des KWI in die „Euthanasie“: enge Verbindungen zu Landesanstalt Brandenburg-Görden
- Julius Hallervorden erhielt Gehirne von „Euthanasie“-Opfern, auch von Kindern
- Hallervorden und Spatz erhielten Gehirne aus verschiedenen Tötungsanstalten
- Verbindungen zu anderen Ärzten und Institutionen, die an der „Euthanasie“ beteiligt waren
- Abteilung Hallervorden verlegt nach Dillenburg 1944, bis dahin 697 Gehirne erhalten
- Insgesamt 1.179 untersuchte Gehirne, 707 wahrscheinlich von „Euthanasie“-Opfern
- Fortsetzung der Forschung nach dem Ende der „Euthanasie“