Urlauber bringen nicht nur Souvenirs aus dem Ausland mit nach Hause, sondern manchmal auch unliebsame Überraschungen. Von winzigen Spinnen bis hin zu gefährlichen Pilzsporen können Reisende ungewollte Mitbringsel im Gepäck schleppen, die Folgen für die heimische Natur haben. Jenifer Calvi, Pressereferentin der Deutschen Wildtier Stiftung, beleuchtet die Gefahren, die durch solche Übertragungswege entstehen können, und erklärt, wie sich Wanderer und Rückkehrer vor diesen Risiken schützen können.
Die Geschichte von invasiven Arten ist nicht neu. Im 14. Jahrhundert wurde Europa von der Pest heimgesucht, die möglicherweise durch Reisende aus Asien verbreitet wurde. Auch heute sind sich Experten einig, dass Touristen für die Ausbreitung von Krankheiten wie der Afrikanischen Schweinepest mitverantwortlich sein können. Diese gefährliche Viruserkrankung, die Nutz- und Wildschweine bedroht, wird durch das unsachgemäße Entsorgen von Lebensmitteln in der Natur begünstigt. „Reste von Wurst oder Schinken könnten noch monatelang das Virus enthalten und stellen somit eine Gefahr für Wildschweine dar,“ so Calvi.
Die unterschätzten Gefahren von Pilzen und Viren
Der Bsal-Pilz (Batrachochytrium salamandrivorans) ist ein weiteres Beispiel für ein gefährliches Mitbringsel. Dieser Pilz greift die Haut von Amphibien an und kann ganze Populationen auslöschen. Besonders in Nordrhein-Westfalen sowie in angrenzenden Ländern hat der Bsal-Pilz bereits verheerende Schäden verursacht. „Um die Ausbreitung zu verhindern, sollten Reisende ihre Schuhe desinfizieren und Haustiere vor dem Betreten heimischer Wälder gründlich abbürsten,“ rät Calvi. Tatsächlich können auch die Sporen der Bsal-Pilze an Schuhen haften bleiben und so in neue Gebiete eingeschleppt werden.
Zusätzlich zu Pilzen und Viren gibt es auch invasive Arten, die aus dem Urlaub mitgebracht werden können. Der Japankäfer (Popillia japonica) ist nur ein Beispiel für einen solchen Schädling, der derzeit in Norditalien und der Schweiz verbreitet ist. Dieser Käfer kann erheblichen Schaden an Pflanzen anrichten und stellt somit eine Bedrohung für die heimische Flora dar. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat bereits gewarnt und fordert Touristen auf, Verdachtsfälle auf einen Befall schnell zu melden. „Wer mit dem Auto reist, sollte auch das gesamte Fahrzeug auf Japankäfer inspizieren,“ fügt Calvi hinzu.
Die Vorsicht beim Reisen ist besonders wichtig, vor allem in Zeiten des Klimawandels. Calvi macht deutlich, dass sich invasive Arten durch veränderte klimatische Bedingungen schnell neue Lebensräume erschließen können. Auf der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien wurden kürzlich Nester der Roten Feuerameise (Solenopsis invicta) entdeckt, einer Art, die für ihre Angriffslust und Gefährlichkeit bekannt ist. Wenn die Temperaturen weiterhin steigen, könnte auch Deutschland bald von dieser invasiven Art betroffen sein.
Die Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana) ist ein weiteres Beispiel für eine nicht einheimische Art, die mittlerweile in Deutschland heimisch ist. Auch wenn sie als weniger bedrohlich gilt, könnte die Situation schnell alarmierend werden, sollte eine invasive Ameisenart wie die Rote Feuerameise tatsächlich nach Deutschland kommen. Calvi erklärt, dass die Übertragung solcher Arten häufig unbemerkt geschieht, entweder in Gepäck oder sogar im Motorraum von Fahrzeugen.
Um sich vor unwillkommenen Gästen zu schützen, empfiehlt die Expertin, beim Auspacken des Gepäcks auf Ungeziefer zu achten. Dies kann einfach geschehen, indem man die Sachen in der Dusche oder über der Badewanne auspackt und alles gründlich auf Spuren von Insekten und anderen unerwünschten Mitbringseln untersucht. Dies hilft nicht nur dabei, sich vor invasiven Arten zu schützen, sondern auch gegen Spinnen und Ameisen vorzugehen, die auf der EU-Liste der gefährlichen invasiven Arten stehen.
Die Gefahr, die von solchen „blinden Passagieren“ ausgeht, wird oft unterschätzt. Umso wichtiger ist es, bereits beim Urlaubsbeginn auf die eigene Verantwortung zu achten und die Natur zu schützen. Dies geht von der ordnungsgemäßen Entsorgung von Lebensmitteln bis hin zu Vorsichtsmaßnahmen beim Reisen in Gebiete, die von solchen Gefahren betroffen sind.
Obwohl viele der eingeschleppten Arten ungefährlich erscheinen, können die langfristigen Auswirkungen auf die heimische Flora und Fauna katastrophal sein. Mehr Informationen zu den Risiken und wie man sich entsprechend schützt, finden sich in einem Beitrag auf www.welt.de.