Aktuell steht die Geburtshilfe im Marienkrankenhaus St. Wendel vor einer schmerzhaften Entscheidung. Die Marienhaus-Gruppe plant, die Geburtsabteilung nach Neunkirchen zu verlagern, was eine bedeutende Reduzierung der geburtshilflichen Versorgung im Nordsaarland zur Folge hätte. Diese Entscheidung folgt auf die Schließung der Geburtshilfe in der Merziger SHG-Klinik, die erst Ende des letzten Jahres stattfand.
Im Januar wurde erst kürzlich ein neuer Hebammenkreißsaal im Marienhaus-Klinikum St. Wendel eröffnet, der nun möglicherweise überflüssig wird. „Wir sehen uns gezwungen, auf die sinkenden Geburtenzahlen und den Fachkräftemangel zu reagieren“, erläuterten die Verantwortlichen der Marienhaus-Gruppe. Dabei ist die Vor- und Nachsorge für schwangere Frauen weiterhin im Standort St. Wendel geplant.
Reaktionen auf die Schließungsankündigung
Gesundheitsminister Magnus Jung (SPD) reagierte verärgert auf die Nachricht. Er habe erst kürzlich von den Plänen zur Schließung erfahren und macht dem Träger schwere Vorwürfe. „Die Probleme sind hausgemacht“, erklärte er. Der Rückgang der Geburtenzahlen sei in den letzten Jahren entstanden, und trotz des Augenzwinkerns, dass die Schließung eine notwendige Maßnahme sei, bestehen im Ministerium Zweifel an der Notwendigkeit dieser Maßnahme.
„Ich erwarte, dass die Verantwortlichen die Entscheidung überdenken“, betonte Jung und forderte sie zu einem Gespräch auf. Der Minister ist besonders enttäuscht über das Vorgehen des Trägers, der vermeintlich einseitig Fakten schaffen wollte. „Es müssen Lösungen gefunden werden, um die Geburtshilfe in St. Wendel zu erhalten“, fügte er hinzu.
Die Region spürt bereits die Auswirkungen des geplanten Umbaus. Réka Klein (SPD), die stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, wies darauf hin, dass diese Entscheidung für gebärende Frauen eine erhebliche Erhöhung der Fahrzeit zu den nächsten Geburtskliniken bedeutet – teilweise bis zu 40 Minuten. Gerade für Frauen aus Nohfelden und den umliegenden Gemeinden könnte dies ernsthafte Schwierigkeiten mit sich bringen.
Nährboden für Unmut und Besorgnis
Die Schließung des Kosteneinsparungen vorantreibt, geht auch mit der Möglichkeit eines Verlustes des einzigen Hebammenkreißsaals im Saarland einher. Dieser bietet vielen Frauen die Chance auf ein natürliches und individuelles Geburtserlebnis, das von der betroffenen Gruppe geschätzt wird.
Besondere Aufmerksamkeit erhält auch die Stimme von Landrat Udo Recktenwald (CDU), der ebenfalls Kritik an der Entscheidung übt. „Damit wird die Geburtsversorgung in Südsaars federführend gehalten, während der Norden vernachlässigt wird“, kritisierte er. Recktenwald fordert eine landesweite Strategie, die alle Regionen berücksichtigt und nicht nur kurzfristige Lösungen anstrebt. „Eine konzentrierte Geburtsversorgung ist nicht nachhaltig und bedarf einer breiteren Betrachtung.“
Das Saarland wird nach aktuellen Planungen lediglich über sechs Geburtskliniken verfügen, was unter den betroffenen Gemeinden Besorgnis auslöst. In einer Zeit, in der Unterstützung für Schwangere immer wichtiger wird, sind die Stimmen von Politikern und Gesundheitschefs darauf ausgelegt, das Unrecht eines ungleichen Gesundheitssystems zu beleuchten.
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