Reisen

Reisebüros in Südtirol: Chancen und Herausforderungen im digitalen Zeitalter

Teaser: Inmitten des anhaltenden Reisetrends der Südtiroler, gestärkt durch die digitale Konkurrenz und Inflation, analysiert Verena Wenter von Primus Touristik die veränderten Reisegewohnheiten in Südtirol während der Hochsaison 2023 und betont die Notwendigkeit, sich an die neuen Herausforderungen anzupassen, um die Zukunft der Reisebüros zu sichern.

Die Reisezeit hat in Südtirol ihren Höhepunkt erreicht, und die urlaubsfreudigen Südtiroler suchen nach neuen Abenteuern. Die Reisewelt hat sich jedoch gewandelt. Unternehmen, die Reisen organisieren, sehen sich einem wachsenden Druck ausgesetzt, insbesondere durch die Beliebtheit digitaler Buchungsplattformen. Verena Wenter, ein Vorstandsmitglied der Reisebüros im Handels- und Dienstleistungsverband hds, gibt Einblicke in die aktuelle Lage der Reisebranche in der Region.

Auch in diesem Jahr haben die Menschen die extremen Sommertemperaturen hinter sich gelassen und sich auf Reisen begeben. Italien bleibt das Hauptziel für die Südtiroler, wobei Regionen wie die Toskana nach wie vor besonders beliebt sind. Gleichzeitig gibt es einen klaren Trend hin zu internationalen Destinationen. Griechenland und Spanien erfreuen sich wachsender Beliebtheit, wobei insbesondere die Balearen immer mehr Reisende anziehen.

Neue Reisegewohnheiten unter den Südtirolern

Die Inflation hat auch in diesem Sommer Auswirkungen auf die Reiseplanung der Menschen. Der Anstieg der Lebenshaltungskosten zwingt viele Reisende dazu, ihre Ausgaben zu überdenken. Verena Wenter merkt an, dass sich die Urlaubswünsche verändert haben: „Die Urlaubsgewohnheiten haben sich in den letzten Jahren etwas verändert. Viele Südtiroler bevorzugen mittlerweile kürzere und häufigere Reisen.“ Die Herausforderung für Reisebüros besteht darin, die Wünsche der Kunden innerhalb eines festgelegten Budgets zu erfüllen.

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Ein weiterer bemerkenswerter Trend ist die Abnahme der Nachfrage nach Cluburlauben. Im Gegenzug sind Ferienwohnungen und Eigenheime bei Familien zurzeit besonders gefragt. Reisende suchen verstärkt nach Privatsphäre und Freiraum. Dies zeigt sich auch in den Anfragen, die oft keinen spezifischen Standort festlegen. Die Flexibilität bei der Zielwahl ist gestiegen. Kunden legen nun mehr Wert auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Die Digitalisierung stellt eine große Herausforderung für die traditionellen Reisebüros dar. Immer mehr Menschen buchen ihre Reisen online, was die Konkurrenz für diese Etablissements verschärft. Wenter sagt: „Die Digitalisierung hat die Reisebranche stark verändert. Kunden nutzen immer häufiger Plattformen wie Booking.com, die eine Vielzahl von Optionen und teilweise günstigere Preise bieten.“ Dennoch sieht sie die Reisebüros als unverzichtbaren Partner für aufwendigeren Reisen.

„Wir haben festgestellt, dass insbesondere komplexere und exklusive Reisen über Reisebüros gebucht werden“, hebt Wenter hervor. Buchungen über Reisebüros bieten durch gesetzliche Regelungen wie das Reiserecht und die Insolvenzversicherung einen höheren Schutz. Sie betont, dass nicht nur ältere Reisende zu Reisebüros gehen, sondern dass auch jüngere und berufstätige Menschen zunehmend Unterstützung durch Fachleute in Anspruch nehmen.

Der Einfluss der Digitalisierung auf die Buchungstrends

Junge Erwachsene und Teenager greifen tendenziell auf Online-Plattformen zurück, um ihre Reisen zu planen. Wenter erklärt: „Es ist schon so, dass Jugendliche und junge Erwachsene vermehrt Online-Plattformen nutzen. Bei ihnen muss alles sehr schnell gehen.“ Bei Fernreisen jedoch ziehen viele junge Leute den persönlichen Kontakt zu Reisebüros vor, um wichtige Informationen über Einreisebestimmungen und Flugoptionen zu erhalten.

Reisebüros in Südtirol haben auf den Anstieg der Online-Buchungen reagiert. „In dieser herausfordernden Zeit entwickeln wir ständig Strategien, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, erläutert Wenter. Dazu gehört auch die Investition in moderne Technologien und Softwarelösungen, die speziell für Branchenangelegenheiten konzipiert sind. Die Personalisierung des Service und die Optimierung interner Prozesse sind weitere Schritte, um den Anforderungen der Kunden gerecht zu werden.

Die Veränderungen im Reiseverhalten sind sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance für Südtiroler Reisebüros. Innovation und die Bereitschaft, sich an die digitale Welt anzupassen, werden entscheidend sein, um zukünftig im Wettbewerb zu bestehen. Wenter blickt optimistisch in die Zukunft: „Insgesamt sehe ich die Zukunft der Reisebüros positiv, wenn sie bereit sind, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen und die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen.“

Die Reisebranche sieht sich nicht nur den Herausforderungen der Digitalisierung gegenüber, sondern auch den geopolitischen Entwicklungen, die das Reisen beeinflussen können. Kriege, politische Unruhen oder wirtschaftliche Krisen in bestimmten Regionen können schnell zu einer Verlagerung der Reiselust führen.

Ein Beispiel hierfür ist die reiselustige Bevölkerung nach den Ereignissen des Arabischen Frühlings, der die touristische Infrastruktur in vielen nordafrikanischen Ländern vorübergehend destabilisierte. Alternativen wie das Mittelmeer und die kanarischen Inseln wurden in dieser Zeit deutlich beliebter, was auch Auswirkungen auf die Reisewünsche der Südtiroler hatte. Aktuell könnten die geopolitischen Spannungen in Europa und darüber hinaus erneut zu einer Neuausrichtung der Reiseziele führen, wobei die Reisenden möglicherweise sicherere Urlaubsziele bevorzugen werden.

Entwicklungen in der Reisebranche

Ein bedeutender Aspekt, der für die Reisebüros von Südtitalien von Interesse ist, sind die sich ändernden Präferenzen der Reisenden, die auch von der breiteren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situation beeinflusst werden. Um dem Wettbewerb standzuhalten, setzen viele Reisebüros auf Innovation. Die Implementierung von Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data ermöglicht eine erweiterte Kundendatenanalyse und personalisierte Angebote. Viele Reisebüros bieten bereits die Möglichkeit, wie in einem Chatbot, schnell Informationen zu erhalten oder Buchungen vorzunehmen, was den Buchungsprozess für Kunden erleichtert.

Laut einer Umfrage von Phocuswright geben bereits 51% der Reisenden an, dass sie an personalisierten Reisevorschlägen interessiert sind, die auf ihren vorherigen Buchungen basieren. Diese Art der Beziehungspflege kann dazu beitragen, die Kundenbindung zu erhöhen und die Position der Reisebüros im Wettbewerb zu stärken. Diese Entwicklung steht im Zeichen der zunehmenden Individualisierung der Reiseerlebnisse, die von den Reisenden gewünscht wird.

Auswirkungen der Inflation auf Reisetrends

Die Inflation beeinflusst die Reisetrends erheblich, was auch Verena Wenter bestätigt. Die steigenden Preise führen dazu, dass Reisende bewusster auswählen und nach besseren Preis-Leistungs-Verhältnissen suchen. Laut einer aktuellen Umfrage von Statista glauben 64% der Reisenden, dass sie bei der Auswahl ihres Reiseziels in diesem Jahr auf das Budget achten müssen.

Interessanterweise könnte diese Entwicklung auch zu einem Anstieg von Last-Minute-Reisen führen, bei denen Reisende versuchen, kurzfristige Angebote zu nutzen. Dies könnte den Reisebüros neue Möglichkeiten liefern, ihre Angebote schnell anzupassen und auf die sich ändernden Bedürfnisse der Konsumenten zu reagieren. So zeigt sich: Die Reisebranche ist vielfältig und dynamisch, bietet sowohl Herausforderungen als auch Chancen für die Akteure im Markt.

– NAG

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