In der malerischen Region Betuwe in den Niederlanden erwacht der Obstanbau zu neuem Leben. Der erfahrene Obstbauer Kees de Jong, auch bekannt als Meester Kees, tourt mit seinem Traktor, dem sogenannten Elstar-Express, durch die üppigen Obstplantagen, um den Besuchern die Geheimnisse der Apfelernte näherzubringen. Der Siebzigjährige fährt dabei gemächlich mit seinen Gästen, beantwortet ihre Fragen und teilt sein umfangreiches Wissen über die Regionalität und den Anbau von Äpfeln.
Das wertvolle Know-how zum Obstanbau bringt auch Kees van Blyderveen mit in die Führungen, der als einer der wichtigsten Obstgroßhändler in den Niederlanden gilt. Gemeinsam möchten die beiden Kees dafür sorgen, dass die Gäste mehr über die Vielfalt und die Geschichte des Obstanbaus in ihrer Heimat erfahren, denn viele verbinden die Niederlande vor allem mit Käse und Tulpen, nicht jedoch mit der Apfelernte. Die Region Betuwe ist jedoch ein wahres Kernobstparadies, das oft übersehen wird, während Touristen auf dem Weg zu den Nordseebädern dem fruchtbaren Landstrich westlich von Arnheim nur selten Beachtung schenken.
Eine lange Geschichte des Obstanbaus
Die Tradition des Obstanbaus in der Betuwe reicht über 100 Jahre zurück. Marc André de la Porte, Vorsitzender des regionalen Obstbauern-Verbandes, stellt fest, dass in der Region Äpfel bereits vor 6000 Jahren angebaut wurden, wie archäologische Funde zeigen. Heute kultivieren etwa 300 Obstbauern verschiedene Sorten, wobei die beliebte Sorte Elstar über 35 Prozent des Anbaus ausmacht. Diese modernen Spalierobstkulturen ersetzen die einst stehend angebauten, großen Bäume.
Außer dem Obsthof des Hotelier Floris Peters, der über 300 alte Apfelsorten in seinem Nationalen Fruitpark präsentiert, gibt es viele Möglichkeiten für Besucher, die Schönheit der Apfelblüte im Frühjahr oder die Erntezeit im Spätsommer zu genießen. Die Betuwe wird während dieser Zeit prächtig und farbenfroh. Während die Frühlingsblüte eine beeindruckende Kulisse bietet, kann man in den Obstgärten auch während der Erntezeit aktiv werden. An sogenannten Pflücktagen haben Besucher die Möglichkeit, selbst Äpfel von den Bäumen zu pflücken oder diese direkt beim Bauern zu kaufen.
Auf dem Fahrrad durch die Landschaft
Für einen erholsamen Tag in der Natur bieten sich die zahlreichen Radwege in und um die Betuwe an. Ein beliebter Radweg führt von Geldermalsen nach Leerdam und erstreckt sich über 46 Kilometer entlang des malerischen Flusses Linge, der bekannt ist als der einzige Fluss, der durch die gesamte Fläche der Niederlande fließt. Diese entspannte Route ist ideal für einen Tagesausflug, um die reiche Obstflora der Region zu erkunden und die frische Luft zu genießen.
Parallel zu den Obstplantagen gibt es ein gastronomisches Angebot, das die Regionalität der Produkte hervorhebt. Im Restaurant „De Stapelbakker“ erfreuen sich Besucher klassischer niederländischer Kuchenspezialitäten wie „Appelgebak met Slagroom“ – einem köstlichen Apfelkuchen, der für viele zu den bedeutendsten Nachspeisen des Landes zählt. Wer diesen Genuss mit einer Übernachtung verbinden möchte, findet über das Landgut Marienwaerdt die Möglichkeit, nicht nur zu dinieren, sondern auch zu bleiben.
Zusätzlich bieten die kleinen Fährboote, wie das „Marietje“, einen charmanten Transportweg über die Linge, wo Radler und Wanderer die Stille des Wassers genießen können, während sie von einem Ort zum anderen reisen. Im nahegelegenen Buren sind die historischen Gassen und das mittelalterliche Flair eine Reise wert. Die Stadt spielt eine bedeutende Rolle in der niederländischen Geschichte, da sie als „Perle der Betuwe“ bezeichnet wird und historische Verbindungen zum Königshaus hat.
Die Betuwe ist nicht nur ein Ort für obstrichende Genüsse, sondern auch ein Ausgangspunkt für kulturelle Erlebnisse und historische Entdeckungen. Die charmanten Dörfer, die dort liegen, und die idyllischen Landschaften ziehen immer mehr Radfahrer und Touristen an, die die Verbundenheit von Natur, Kultur und Geschichte schätzen. In den nächsten Jahren wird erwartet, dass diese Region weiterhin an Bedeutung gewinnt, sowohl für Einheimische als auch für Reisende aus aller Welt.
Die beste Reisezeit, um diese Region zu erkunden, ist von April bis Oktober, wobei die Obstbaumblüte und die Erntezeit die Höhepunkte des Jahres darstellen. Die Anreise ist unkompliziert, mit Bahnverbindungen von großen Städten in Deutschland, und auch die Anfahrt mit dem Auto ist problemlos möglich. Vor dem Hintergrund eines so reichen kulturellen Erbes und der fruchtbaren Landschaft prometiert die Betuwe, eine unvergessliche Erfahrung für alle zu sein, die sie besuchen.
– NAG