Vietnam ernennt vierten Präsidenten nach monatelanger politischer Krise

Am Montag wählte Vietnam Luong Cuong, einen Militärgeneral, zum neuen Präsidenten. Damit ist er bereits der vierte Amtsinhaber dieser weitgehend zeremoniellen Rolle innerhalb von 18 Monaten.

Ein neuer Präsident für Vietnam

Der 67-jährige Cuong wurde von der Nationalversammlung gewählt, um To Lam zu ersetzen. Letzterer war formell zum Generalsekretär der herrschenden kommunistischen Partei ernannt worden, hatte jedoch weiterhin das Präsidium inne. Die Rolle des Generalsekretärs gilt als die mächtigste Position in Vietnam, während das Präsidentschaftsamt vor allem zeremonielle Aufgaben umfasst, darunter die Begegnung mit ausländischen Würdenträgern.

Ausblick auf die Außenpolitik

In seiner Rede versprach Cuong, eine Außenpolitik zu verfolgen, die Unabhängigkeit und Frieden anstrebt und Vietnam als „Freund, vertrauten Partner und aktives, verantwortungsbewusstes Mitglied der internationalen Gemeinschaft“ fördert.

Erfahrung und Politburo-Mitgliedschaft

Cuong, der seit über vier Jahrzehnten in der vietnamesischen Armee dient, ist seit 2021 Mitglied des Politbüros. Seine Ernennung fiel in eine Zeit des politischen Umbruchs und nach dem Tod des ehemaligen Generalsekretärs Nguyen Phu Trong, der seit 2011 die Führung des Landes prägte.

Anti-Korruptionskampagne und deren Auswirkungen

Trong war ein Ideologe, der Korruption als die größte Bedrohung für die Legitimität der Partei betrachtete und eine umfassende Anti-Korruptionskampagne ins Leben rief, die als „brennender Ofen“ bekannt ist. Diese Kampagne richtete sich gegen sowohl geschäftliche als auch politische Eliten, einschließlich ehemaliger Präsidenten und des ehemaligen Parlamentschefs.

Stabilitätsbemühungen nach turbulenten Zeiten

Nguyen Khac Giang, Forschungsstipendiat im Vietnam Studies Program am ISEAS–Yusof Ishak Institute in Singapur, erklärte, dass Cuongs Ernennung einen „Schritt zur Stabilisierung des Systems“ darstellt. „Seine Ernennung stellt einen bewussten Versuch dar, das Gleichgewicht zwischen den militärischen und sicherheitspolitischen Fraktionen Vietnams wiederherzustellen, insbesondere im Hinblick auf den Parteitag 2026,“ fügte er hinzu.

Presse und öffentliche Reaktionen

Kritiker äußerten Bedenken, dass Cuongs Ernennung die Repression in Vietnam weiter ausweiten würde. Ben Swanton von The 88 Project, einer Organisation, die sich für die Meinungsfreiheit in Vietnam einsetzt, bezeichnete Cuong als „zuverlässigen Stellvertreter“ von Lam. „Die Ernennung von Luong Cuong zum Präsidenten ist ein weiteres Beispiel für die Ausweitung des Behördenstaates in Vietnam“, sagte er.

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