Die besorgniserregenden Entwicklungen in Baden-Württemberg sind kaum zu ignorieren. Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel im Oktober 2023 wurden Jüdinnen und Juden in der Region vermehrt zur Zielscheibe von Gewalt und Diskriminierung. Mehrere Vorfälle und dramatische Statistiken bezeugen den Anstieg des Antisemitismus, der die Landesregierung und die Öffentlichkeit gleichermaßen alarmiert.
Die Zahl antisemitischer Straftaten im ersten Halbjahr 2024 hat sich im Vergleich zum Vorjahr regelrecht verdreifacht. Laut dem baden-württembergischen Innenministerium wurden zwischen Januar und Juni 2024 insgesamt 260 antisemitisch motivierte Straftaten registriert, während es im gleichen Zeitraum 2023 nur 81 waren. Die Situation verschärfte sich besonders seit dem Ausbruch des Gaza-Kriegs, als die Gesamtzahl der antisemitischen Delikte bis zum Jahresende auf schockierende 668 anstieg. Dies stellt einen traurigen Höchstwert dar, der seit zehn Jahren nicht mehr erreicht wurde.
Extreme Zunahme von antisemitischen Delikten
Der Innenminister von Baden-Württemberg, Thomas Strobl, hat die Situation als besorgniserregend bezeichnet. Der Anstieg der Gewaltakte, insbesondere im Kontext ausländischer Ideologien, wirft ernste Fragen auf. Im ersten Halbjahr 2024 sollen in 120 Fällen antisemitische Übergriffe mutmaßlich aus solchen extremistischen Hintergründen begangen worden sein, einem drastischen Anstieg im Vergleich zu nur zwei Taten im Jahr 2023. Auch von rechtsextremer Seite wurden 97 antisemitische Straftaten registriert, was ebenfalls einen Anstieg darstellt.
Trotz der besorgniserregenden Zahlen betont Strobl, dass körperliche Gewalt in diesen Fällen noch relativ selten sei. Die meisten Delikte betreffen verbal oder schriftlich geäußerten Hass sowie Hetze. Dennoch ruft Strobl die Zivilgesellschaft dazu auf, ein wachsames Auge auf antisemitische Äußerungen und Handlungen zu haben, um nicht wegzusehen.
Forderungen nach Wachsamkeit und Konsequenzen
Darüber hinaus mahnt der Innenminister zur Wachsamkeit an Hochschulen und in anderen Bildungseinrichtungen. In Anbetracht der aktuellen Situation sollen Universitäten aktiv gegen antisemitische Vorfälle vorgehen und klare Stellung beziehen. „Ich erwarte eine eindeutige Haltung von einer Institution wie einer Universität“, so Strobl. Das Hochschulgesetz beinhaltet bereits die Möglichkeit, Ordnungsverstöße zu sanktionieren, u.a. durch Exmatrikulation.
Die Besorgnis über den Anstieg des Antisemitismus hat auch Auswirkungen auf die Diskussion um Asylverfahren. Strobl fordert härtere Konsequenzen für Menschen, die antisemitisch auffallen oder terroristische Organisationen unterstützen. In seinem Plädoyer betont er, dass solche Haltungen nicht mit dem Recht auf Asyl vereinbar seien.
Die Verrohung in Teilen der Gesellschaft ist ein besorgniserregendes Zeichen für viele. Der Innenminister betont, wie wichtig es ist, auf diese Entwicklungen aufmerksam zu machen und sich aktiv gegen Antisemitismus einzusetzen. Wie er bemerkte: „Die Verrohung unserer Gesellschaft beginnt immer damit – mit dem Wegschauen und dem Weghören.“ Diese Aussagen spiegeln die Dringlichkeit wider, mit der die Behörden auf die ansteigende Gewalt und den Hass reagieren müssen, um ein sicheres Umfeld für alle Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg zu gewährleisten.
– NAG