Die jüdische Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten steht an einem kritischen Wendepunkt. Die derzeitige israelische Politik hat eine scharfe Kluft innerhalb der Gemeinschaft erzeugt, die sich besonders unter jüngeren Generationen bemerkbar macht. Viele junge Juden und Jüdinnen empfinden große Bestürzung über die Entwicklungen in den besetzten palästinensischen Gebieten und beginnen, die moralischen Grundlagen ihrer bisherigen Ansichten über Israel zu hinterfragen. Diese tiefgehenden Emotionen und Überzeugungen werden in der aktuellen Dokumentation „Auf einem Auge blind – Das Israelbild Amerikanischer Juden“ beleuchtet.
Die dokumentarischen Einblicke bieten einen authentischen Blick auf das Leben zweier junger Amerikaner, Simone und Eitan. Beide wurden in einem Umfeld großgezogen, das sie von klein auf als leidenschaftliche Unterstützer des Staates Israel prägte. Durch ihre Teilnahme an Jugendprogrammen und organisierten Reisen lernten sie, sich zu identifizieren und einzusetzen für das, was als unbedingte Unterstützung der israelischen Politik angesehen wurde. Doch die Realität, auf die sie bei ihrem Erwachsenenleben stoßen, erschüttert diese Überzeugungen grundlegend.
Erste Begegnungen mit der Realität
Nach dem Schulabschluss entscheidet sich Eitan, der israelischen Armee beizutreten. Dies ist ein Schritt, der für viele junge Juden in Amerika als patriotisch gilt. Doch Eitan wird mit der brutalen Realität der israelischen Besatzung konfrontiert. Während seiner Zeit in der Armee trifft er auf Palästinenser, die unter der Kontrolle von Siedlern und militärischen Kräften leben. Diese Erlebnisse bringen ihn in einen inneren Konflikt und lassen ihn die Unterstützungsbekundungen seiner Jugend in Frage stellen.
Kritik und Rückschläge
Die Entscheidung, sich von der tradierten Loyalität zu Israel zu distanzieren, hat für Simone und Eitan ernste Konsequenzen. Sie werden als Verräter beschimpft und erfahren Ablehnung sowohl aus Teilen der jüdischen Gemeinschaft als auch aus ihrem persönlichen Umfeld. Diese Reaktionen spiegeln die tiefe Spaltung wider, die die amerikanische jüdische Gemeinde jetzt beschäftigt. Die progressiven Stimmen innerhalb der jüdischen Gemeinschaft werden lauter, aber die Widerstände sind stark.
Durch die Geschichten von Simone und Eitan wird deutlich, wie kritisch es ist, die Diversität der Meinungen innerhalb der jüdischen Gemeinschaft zu verstehen. Die Auseinandersetzung mit komplexen politischen Themen und die Akzeptanz unterschiedlicher Perspektiven sind entscheidend für den Fortschritt. „Auf einem Auge blind“ bietet daher nicht nur einen Einblick in die innere Zerrissenheit, sondern auch einen Raum für Dialog und Reflexion über Identität, Loyalität und Gerechtigkeit.
– NAG