In einem entscheidenden Wahlkampf, in dem unentschlossene Wähler das Zünglein an der Waage sein könnten, gab Vizepräsidentin Kamala Harris ihr erstes Interview seit der Verkündung ihrer Kandidatur als demokratische Präsidentschaftskandidatin. Gemeinsam mit ihrem Mitstreiter, dem Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, trat sie am Donnerstag bei CNN auf und nutzte die Gelegenheit, um ihre Regierungsbilanz und ihren Ansatz darzulegen. Trotz der jüngsten Begeisterung innerhalb der Partei stehen Harris und Walz vor der Herausforderung, sich die Unterstützung der unentschlossenen Wähler zu sichern.
Einer der Schlüsselgruppen sind junge Männer. Diese werden aggressiv von Donald Trump und seinen Auftritten in Podcasts angesprochen, die größtenteils ein junges, männliches Publikum haben. In diesem Kontext haben wir die Reaktionen von drei jungen Wählern auf Harris‘ Interview eingeholt.
Empfang gemischter Gefühle
Rohan Vijayan, ein 29-jähriger Software-Ingenieur aus Pennsylvania, der bei den letzten zwei Wahlen die Demokraten unterstützt hat, aber für 2024 noch unentschlossen ist, äußerte gemischte Gefühle. „Harris kann kohärent sprechen, was ich für eine Verbesserung im Vergleich zu den vorherigen beiden Kandidaten Trump und Biden halte. Aber was die Politik betrifft, habe ich hier zum ersten Mal einige substanzielle Elemente gehört.“ Trotzdem äußerte er Zweifel an ihrer Fähigkeit, ihre Pläne umzusetzen. „Das Interview hat meine Bedenken bezüglich dessen, was sie tatsächlich tun möchte und ob sie es effektiv umsetzen kann, nicht gelindert.“
Vijayan fordert einen härteren Test für Harris: „Ich möchte sie in einer Pressekonferenz oder der kommenden Debatte sehen, ohne Teleprompter oder einstudierte Antworten. Das Interview war mir zu sehr umsorgt, ich möchte sie unter Druck sehen.“
Unzufriedenheit über vage Botschaften
Auch Jeremy Petersen, ein 26-jähriger Lehrer aus Utah, der 2020 für die Grüne Partei gestimmt hat, war nicht überzeugt. Petersen bemängelt, dass die Botschaften von Harris an Überzeugungskraft mangeln. „Es scheint, als wollen sie Donald Trump in den Vordergrund stellen, anstatt über konkrete Politik zu sprechen. Aber das bringt einen nur bedingt weiter.“ Speziell störte ihn Harris’ Aussage, dass ihre Werte unverändert seien, sich ihre Politiken jedoch geändert hätten.
Seine Frustration gipfelte beim Thema Israel und Gaza: „Sie sagte, wir werden die Politik der Biden-Administration fortführen. Eine Politik, die sowohl Juden als auch Palästinensern gescheitert ist. Sagen, dass man eine gescheiterte Politik fortführt, fühlt sich an, als wolle sie nur keine Wähler verlieren.“
Eine verlorene Stimme und unsichere Zukunft
Edward Greene, ein 22-jähriger Student aus New Hampshire, der bei der letzten Wahl nicht abgestimmt hat und sich verlassen fühlt, nachdem sein bevorzugter Kandidat Robert Kennedy Jr. Trump unterstützt, äußerte ebenfalls Unzufriedenheit. „Ich war ehrlich gesagt nicht besonders beeindruckt. Das Interview hat nicht viel enthüllt.“ Er lobte Harris’ Pläne für Wirtschaftsreformen, fand die Diskussion aber wenig überzeugend.
Greene brachte seine Hauptbedenken auf den Punkt: „Einer der großen Gründe, warum die Leute begeistert waren, dass Harris die Kandidatur übernimmt, war, dass sie jung ist und möglicherweise mehr Energie in die Demokratenkampagne einbringen könnte. Aber aufgrund des Mangels an Live-Interviews und der Beantwortung von Fragen habe ich weiterhin Bedenken hinsichtlich ihrer Kompetenz.“
Für Harris und Walz steht weiterhin viel auf dem Spiel, wenn sie versuchen, diese entscheidende Wählergruppe für sich zu gewinnen. Die kommenden Wochen und insbesondere die Debatten könnten wegweisend für die Unentschlossenen werden.
– NAG