Im malerischen Eifelgebiet herrschte kürzlich eine außergewöhnliche Atmosphäre. Grund dafür war eine riesige Zeltstadt, die als Treffpunkt für etwa 50.000 Anhänger der Ahmadiyya Muslim Jamaat diente. Dabei handelte es sich um ein bedeutendes Kalif-Treffen, das sowohl logistisch als auch organisatorisch eine immense Herausforderung darstellte.
Zwischen den beiden größten Hallen, die das Gelände teilten, befand sich ein Mediencenter. Von hier aus wurden die Veranstaltungen in 13 Sprachen live im TV übertragen. Die Veranstaltung war streng nach Geschlechtern getrennt. Für die Männer stand eine große Haupthalle zur Verfügung, die bis zu 8.000 Personen aufnehmen konnte. Parallel dazu gab es auf der Frauen-Seite zwei Hallen, eine für 7.000 Frauen sowie eine kleinere für 1.000 Frauen mit kleinen Kindern.
Ein logistisches Mammutprojekt
Die Organisation eines solchen Großevents erforderte eine präzise Planung und exakte Umsetzung. Neben den Haupt- und Nebenhallen gab es zahlreiche Zelte für Verpflegung, Sanitäranlagen, Schlafmöglichkeiten und Informationsstände unterschiedlicher Abteilungen der Ahmadiyya. Auch wenn Fachfirmen für den Aufbau herangezogen wurden, lief vieles in Eigenregie. Überall auf dem Areal waren Fahrzeuge mit Nummernschildern aus ganz Deutschland zu sehen, die oft den Aufkleber „Liebe für alle, Hass für keinen“ trugen.
Über die gesamten Tage hinweg waren mehr als 6.000 ehrenamtliche Helfer im Einsatz. „Sehr professionell aufgestellt,“ wie die Ordnungsbehörde des Kreises Mayen-Koblenz betonte. Unter diesen Helfern befanden sich viele Fachleute, die ihr berufliches Know-how einbrachten. Adeel Abbasi, der stellvertretende Organisationsleiter, ist beispielsweise im Hauptberuf Projektmanager bei der Deutschen Bahn.
Geschlechtertrennung und Selbstorganisation
Ein großes Thema war die strikte Geschlechtertrennung der Ahmadiyya Muslim Jamaat, die in der Öffentlichkeit oft kritisch gesehen wird. Lugman Majoka, im interreligiösen Bereich tätig, betont jedoch, dass dies dem Schutz der Frauen diene und von diesen auch geschätzt werde. Interessanterweise betrug der Anteil der weiblichen Mitglieder mit Abitur laut eigenen Erhebungen 53 Prozent, während es bei den Männern 48 Prozent waren. Diese Zahlen sind zwar nicht überprüfbar, zeigen aber einen hohen Bildungsstand der Frauen.
Das Frauenareal wurde zwar von Männern aufgebaut, aber von den Leiterinnen des Frauenzweigs geplant. Auch wenn die Ahmadi ein konservatives Rollenbild vertreten, das Hausarbeit und Kindererziehung als Frauenarbeit ansieht, zeigt sich hier eine deutliche Selbstorganisation. Auf der Versammlung gab es zudem eine Hochzeitsbörse. Traditionell dürfen Ahmadis nur innergemeinschaftlich heiraten, wobei diese Regel heutzutage weniger streng interpretiert wird.
Sicherheitsvorkehrungen und freiwillige Kontrolleure
Die lokale Polizei in Mayen war durch das Großevent „Rock am Ring“ gut auf große Menschenmengen vorbereitet und erwartete keine größeren Probleme. Alkohol, der bekanntermaßen oft Aggressionen schürt, wurde auf dem Treffen nicht konsumiert. Die Ahmadis stellten zudem eine eigene Sicherheitscrew, die flughafenähnliche Einlasskontrollen durchführte. Diese Kontrollen wurden von Gemeindemitgliedern durchgeführt, die auch bei der Polizei oder dem Verfassungsschutz tätig sind.
Besucher kamen nicht nur aus der Glaubensgemeinschaft selbst, sondern auch geladene Gäste und interessierte Anwohner aus der Region. Trotz der riesigen Menschenmenge herrschte eine friedliche und geordnete Atmosphäre. Das Treffen der Ahmadiyya Muslim Jamaat in der Eifel war eine beeindruckende Demonstration von Organisationstalent, Engagement und Gemeinschaft.
Geschichtliche Parallelen zur Ahmadiyya Muslim Jamaat
Die Ahmadiyya Muslim Jamaat, gegründet 1889 von Mirza Ghulam Ahmad in Britisch-Indien, zeichnet sich durch ihre friedliche Mission und ihr Engagement für interreligiösen Dialog aus. Eine vergleichbare historische Bewegung ist die deutsche Evangelische Kirche im 19. Jahrhundert, die ebenfalls durch Reformen und die Betonung sozialer Gerechtigkeit geprägt war. Beide Bewegungen begegneten Vorurteilen und Widerständen, sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer Gemeinschaften, da sie innovative Ansätze in traditionellen religiösen Kontexten verfolgten.
Obwohl die Ahmadiyya trotz ihrer Bemühungen häufig mit Vorwürfen der Geschlechterungleichheit konfrontiert wird, unterstreicht die Gemeinschaft ihr Engagement für Bildung und soziale Integration. Im Vergleich dazu hatten Frauen in der frühen Evangelischen Kirche ebenfalls eingeschränkte Rollen, obwohl sie eine bedeutende Rolle in der Verbreitung und Pflegung christlicher Werte spielten. Beide Bewegungen zeigen, wie religiöse Reformgruppen hart daran arbeiten müssen, ihre Positionen und Philosophien der breiten Öffentlichkeit zu erklären und Missverständnissen entgegenzutreten.
Ökonomische und Soziale Hintergründe
Die Ahmadiyya Muslim Jamaat, oft einfach als Ahmadiyya bezeichnet, ist eine islamische Reformbewegung mit starkem Fokus auf Bildung und sozioökonomische Entwicklung. Sie ist weltweit tätig und bekannt für ihre Wohltätigkeitsinitiativen und Entwicklungshilfeprojekte in Afrika und Südasien. Laut dem Pew Research Center, einer nichtstaatlichen Forschungsorganisation, sind Ahmadis oft gut ausgebildet und in Berufen tätig, die einen hohen Bildungsgrad erfordern (pewresearch.org).
In Deutschland, wo die Ahmadiyya Muslim Jamaat seit 1923 präsent ist, sind deren Mitglieder oft in Berufen wie Medizin, Ingenieurwesen und IT beschäftigt. Das Engagement für Bildung zeigt sich auch in ihrer Struktur: Die Ahmadiyya-Gemeinschaft betreibt eigene Schulen und Universitäten weltweit, die hohe Bildungsstandards haben. So fallen auch die eigenen Erhebungen über den Bildungsstand der Frauen innerhalb der Ahmadiyya auffällig hoch aus – ein Fakt, der die Bedeutung von Bildung und Selbstständigkeit in der Gemeinde reflektiert.
Statistiken und Daten zur Ahmadiyya Muslim Jamaat in Deutschland
Gemäß dem aktuellen Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz wird die Ahmadiyya Muslim Jamaat in Deutschland als verfassungstreu eingestuft und stellt keine Gefährdung für die öffentliche Sicherheit dar (verfassungsschutz.de). Die Gemeinschaft ist in allen 16 Bundesländern aktiv und zählt rund 50.000 Mitglieder. Diese setzen sich stark für ehrenamtliche Arbeiten ein; bei großen Veranstaltungen sind bis zu 6.000 freiwillige Helfer im Einsatz.
Bildungsstatistiken aus den eigenen Erhebungen der Ahmadiyya Muslim Jamaat zeigen, dass der Anteil der Frauen mit Abitur bei 53 Prozent liegt, während es bei den Männern 48 Prozent sind. Diese hohen Bildungsabschlüsse spiegeln die fokussierte Bildungspolitik der Gemeinde wider, die Bildung als zentralen Wert für spirituelle und weltliche Entwicklung betrachtet.
Bevölkerungsdemographie und Wachstumsraten
Laut einer Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) wächst die Ahmadiyya-Gemeinschaft in Deutschland jährlich um etwa 1-2 Prozent. Ihre Kirchgemeinden, bekannt als Moscheegemeinden, haben eine aktive Rolle in der Gesellschaft, insbesondere durch interkulturelle und soziale Initiativen. Solche Demographiedaten unterstreichen die stetige Entwicklung und das wachsende Engagement dieser Gemeinschaft in Deutschland.
– NAG