Osnabrück – In einer bewegenden Zeremonie wurde Dominicus Meier als neuer Bischof von Osnabrück in einem vollbesetzten Dom eingeführt. Rund 1.000 Gläubige und Vertretungen aus Politik und Gesellschaft waren anwesend, als der 65-Jährige seine päpstliche Ernennungsurkunde von Erzbischof Nikola Eterovic, dem Vatikan-Botschafter, erhielt. Wenige Augenblicke später nahm er auf dem Bischofsstuhl Platz, was den symbolischen Beginn seiner Amtszeit markiert und den Neuanfang des Bistums etwa 18 Monate nach dem Rücktritt seines Vorgängers, Franz-Josef Bode, darstellt.
Unter den Gästen war auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sowie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing. Dominicus Meier, der als Michael Meier geboren wurde und im Sauerland aufwuchs, ist ein erfahrener Theologe, der zuletzt als Weihbischof in Paderborn tätig war.
Ein Aufruf zur Nächstenliebe
Während seiner Predigt betonte Meier die Bedeutung von Aufmerksamkeit und Nächstenliebe in unserer Gesellschaft. „Aufmerksamkeit ist ein Charakterzug, der guttut“, erklärte er und forderte die Anwesenden auf, sich den Schwachen und Benachteiligten zuzuwenden. Er äußerte, dass viele Menschen oft durch ihre eigenen Sorgen abgelenkt seien und die Nöte ihrer Mitmenschen nicht wahrnähmen.
„Wir tun gut daran, aufmerksamer zu leben und uns mit den wirklichen Anliegen unserer Geschwister in der Gemeinde zu beschäftigen“, betonte der Bischof. In Zeiten, in denen nationale und egoistische Strömungen Überhand nehmen, ist dies eine eindringliche Botschaft, um gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Der Bischof appellierte, die Solidarität in einer zusehends polarisierten Welt zu stärken.
Ein Bischof der Begegnung
Dominicus Meier bringt eine frische Perspektive in sein neues Amt. Im Vorfeld seiner Amtsübernahme erklärte er, dass er keinen vorgefertigten Plan mitbringe. Stattdessen wolle er seine neuen Gemeinden an den Rändern erkunden, insbesondere in Bremen und auf den ostfriesischen Inseln. „Ich möchte die Menschen vor Ort treffen, mit ihnen Gottesdienst feiern, Kaffee trinken und auch eine Wurst essen“, beschrieb er seine Vorgehensweise. Die formalen Visitationen, bei denen er systematischer mit den Gemeinden interagieren möchte, sind für nach Ostern 2025 geplant.
Die Herausforderungen, vor denen das Bistum steht, sind nicht zu unterschätzen. Die Austrittszahlen der katholischen Kirche erreichen Rekordhöhen, und es herrscht ein Mangel an Priestern. Im Jahr 2023 lebten im Bistum Osnabrück mehr als eine halbe Million katholische Christen, jeder Einzelne von ihnen stellt eine Verbindung zum Glauben dar, die gefestigt werden muss.
Dominicus Meier übernimmt zudem ein Bistum, das sich noch immer mit den Folgen des Rücktritts seines Vorgängers auseinandersetzt, der aufgrund von Fehlern im Umgang mit sexuellen Missbrauchsfällen sein Amt niederlegte. Es bleibt abzuwarten, wie Dominicus die Herausforderungen meistern und das Bistum durch diese schwierige Zeit führen wird. Die Augen der Gemeinschaft sind auf ihn gerichtet, und viele hoffen auf einen neuen Weg, der durch Nächstenliebe und Begegnung geprägt ist.
– NAG