Die Geschichte des Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 ist ein bleibendes Kapitel in der Herausforderung des Widerstands gegen eine tyrannische Diktatur. Claus Schenk Graf von Stauffenberg plante und führte einen militärischen Umsturzversuch durch, der letztendlich scheiterte. Die Verschwörer erhofften sich, den Zweiten Weltkrieg zu beenden, sahen sich jedoch schnell der brutalen Rache des NS-Regimes ausgesetzt.
Das Attentat wirft eine ethische Frage auf, die bis heute kontrovers diskutiert wird: Darf ein Tyrann ermordet werden? Aristoteles und die mittelalterliche Theologie haben sich bereits mit dieser moralischen Dilemma befasst. Die Rechtfertigung des Tyrannenmords hängt davon ab, ob die bestehende Ordnung als ungerecht und tyrannisch empfunden wird. Die Abwägung zwischen Gerechtigkeit und Rechtssicherheit, wie von Gustav Radbruch formuliert, spielt hierbei eine entscheidende Rolle.
Moderne Theologen und Philosophen reflektieren über die ethischen und politischen Implikationen des Tyrannenmords. Ulrich Körtner hebt hervor, dass die Folgen einer solchen Tat stets bedacht werden müssen, da durch den Sturz eines Tyrannen nicht nur der Herrscher, sondern auch das gesamte Regime und die staatliche Ordnung in Frage gestellt werden können. Die Grenze zwischen rechtlichem Widerstand und illegalem Mord ist dabei verschwommen.
Die Diskussion über den Tyrannenmord erstreckt sich auch auf moderne politische Kontexte. Der Appell des US-Senators Lindsey Graham zur Ermordung von Kremlchef Wladimir Putin im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt zeigt, dass die Debatte über den moralischen und politischen Wert des Tyrannenmords weiterhin von großer Relevanz ist. Die Frage nach der Legitimität und den Konsequenzen solcher Handlungen bleibt ein ethisch und juristisch komplexes Thema, das die Grenzen zwischen Recht, Gerechtigkeit und moralischer Verantwortung herausfordert.