Anatol Kotte ist ein Name, der in der Welt der Fotografie viele Ohren erreicht hat. Der in Hessen geborene Künstler hat sich im Laufe seiner Karriere einen Namen gemacht, indem er einige der bekanntesten Persönlichkeiten aus Politik und Unterhaltung in seinem Studio im Grindelhof in Hamburg eingefangen hat. Berühmtheiten wie Thomas Gottschalk, Udo Lindenberg und Diana Krall zählen zu seinen Auftraggebern, und seine Fotografien sind bekannt für ihre Authentizität und Tiefe.
Der Weg von Kotte zur Porträtfotografie war weder geradlinig noch einfach. Mit 18 Jahren begann er seine Reise als Fotoassistent in der Werbebranche und wagte 1988 den Schritt in die Selbstständigkeit. Zu Beginn lagen seine Schwerpunkte in der Werbefotografie, wo er insbesondere talentiert war, Autos ins rechte Licht zu rücken. „Das gab es damals kaum, entweder konnten Fotografen Autos in Szene setzen oder Menschen“, erklärt er rückblickend. Durch seine Fähigkeit, diese beiden Welten zu vereinen, konnte er sich einen soliden Kundenstamm aufbauen und war bald fast das ganze Jahr über auf Reisen – von Berlin nach Barcelona bis hin zu Argentinien und China.
Ein Umbruch und der Rückkehr zu den Wurzeln
Doch der Druck und die Herausforderungen eines solch hektischen Lebensstils hatten ihren Preis. 2014 erlitt Anatol Kotte einen Burnout, ein Wendepunkt, der ihn dazu brachte, über seine beruflichen Prioritäten nachzudenken. Im Krankenhaus fand er die Klarheit zurück zu seiner ersten Liebe – der Porträtfotografie. Mit einem neu entfachten Elan richtet sich sein Blick wieder stärker auf die besonderen Facetten der Menschen, die er ablichtet, und weniger auf die glänzenden Karosserien der Autos, die einst den Hauptfokus seiner Arbeit bildeten.
Seit seinem Umzug nach Hamburg im Jahr 1992 hat Kotte sein Studio stetig weiterentwickelt. Anfänglich hatte er sein Atelier im Großen Burstah, bevor er 2004 in die heute bekannte Location im Grindelviertel wechselte. Diese Räume, die einst von jüdischen Geschäftsleuten genutzt wurden, sind heute ein gemütliches Loft, das den Charakter von Kottes Arbeit widerspiegelt – kreativ, einladend und voller Geschichte.
In diesem Loft, fernab vom Lärm der Großstadt, kreiert Kotte eindrucksvolle Porträts. „Ich brauche nicht viel Zeit für ein Porträt“, verrät er an einem ungemütlichen, regnerischen Nachmittag. „Da ist noch Platz für Spontanität, aber nicht viel“, fügt er hinzu. Dies zeigt seinen pragmatischen Ansatz, der in der oft übertechnisierten Welt der Fotografie erfrischend wirkt. Seine Londoner Ansätze bringen eine Naturnähe und ein Gefühl von Echtheit zu jedem seiner Bilder.
Ein besonderes Gefühl für die Nachbarschaft
Kottes Studio befindet sich nicht nur an einem geschichtsträchtigen Ort, sondern auch in einer Nachbarschaft, die ihm am Herzen liegt. „Das Grindelviertel schätzt die Unaufgeregtheit. Manchmal ist es fast schon ländlich. Jeder kennt sich“, sagt Kotte und verdeutlicht damit die Verbundenheit mit seinem Umfeld. Bei jedem Schritt aus seinem Studio grüßt er die Nachbarn oder trifft auf bekannte Gesichter, was zur persönlichen Atmosphäre der Umgebung beiträgt.
Die Prominenten, die Kotte ablichtet, kommen oft nicht nur wegen seiner Fähigkeiten, sondern auch wegen der Einblicke, die er ihnen bietet. So müssen viele seiner Gäste zum Studio durch den Innenhof und an dem beliebten Plattenladen „Plattenrille“ vorbei, wo sie häufig einen Abstecher machen, um Schallplatten zu stöbern. „Einmal habe ich den legendären Jazz-Gitarristen Al Di Meola fotografiert und ihn danach dahin geschickt. Die Besitzer waren völlig aus dem Häuschen und kramten alle seine Platten hervor, damit er sie signiert“, erinnert sich Kotte lächelnd.
Obwohl sein Studio im Grindel 2023 seinen 20. Geburtstag feiert, weiß Anatol Kotte noch nicht, wie lange er dort bleiben wird. Dennoch ist er sich sicher, dass der Umzug in das Grindelviertel genau die richtige Entscheidung war. „Ich dachte früher, ich müsste unbedingt ins Schulterblatt zu den anderen namhaften Fotografen. Aber ich bin heilfroh, dass ich hier gelandet bin“, sagt er und strahlt dabei Zufriedenheit aus.
– NAG