Im Herzen von Wien, genauer gesagt in Penzing, öffnete das Töpfelhaus am 14. und 15. September die Tore und lud zahlreiche Besucher ein, ein bemerkenswertes Stück Architekturgeschichte zu erkunden. Anlässlich des 10. Architekturfestivals „Open House Wien“ bot das frisch restaurierte Bürgerhaus mit seiner prunkvollen barocken Fassade einen einzigartigen Einblick in die Baukunst vergangener Jahrhunderte. In der Zeit von 10 bis 17 Uhr konnten die Gäste das Innere dieses eindrucksvollen Gebäudes besichtigen, das normalerweise nicht zugänglich ist.
Das Töpfelhaus hat seine Wurzeln im 15. Jahrhundert, erhielt jedoch erst im 18. Jahrhundert sein eindrucksvolles barockes Erscheinungsbild. Die ursprüngliche Architektur wird dem berühmten Baumeister Johann Lucas von Hildebrandt zugeschrieben. Über 100 Jahre lang, beginnend im Jahr 1842, war das Haus im Besitz der Familie Töpfel, was auch den Namen des Hauses erklärt. Neben seiner architektonischen Bedeutung beheimatet das Gebäude heute fünf Wohneinheiten sowie ein Weinverkaufslokal, das auch einen Weinkeller umfasst.
Eine Vision der Erneuerung
Wolfgang Wainig, der jetzige Besitzer des Töpfelhauses, erklärte beim Rundgang, dass der Dachboden in der Vergangenheit bereits mehrere Brände überstanden hat. Im Jahr 2021 wurde das Töpfelhaus im Rahmen eines Modellprojekts für nachhaltige Architektur modernisiert – ein Vorhaben, das große Herausforderungen mit sich brachte. Die Kunst bestand darin, die historischen Elemente des Gebäudes zu bewahren und gleichzeitig den modernen Wohnbedürfnissen gerecht zu werden. Wainig berichtete stolz von seinen Investitionen: „Ich habe an die vier Millionen in dieses Penzinger Wahrzeichen investiert und habe auf tausende Details, die dieses historische Bauwerk ausmachen, geachtet.“ Besonders erfreut äußerte er sich über die Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt, die tatkräftig unterstützte, um die Substanz des Hauses zu erhalten.
Die Sanierungsarbeiten umfassten zudem die Umgestaltung des Dachbodens in Wohnräume sowie einen Seminarraum mit großen Verglasungen, die einen schönen Ausblick in den Garten bieten. Während die traditionsreiche Fassade zur Penzinger Straße hin unverändert blieb, konnten die Rückseite und das Dach modernisiert werden, was den Charakter des Hauses keineswegs beeinträchtigte. Neu hinzugefügt wurden eine zentrale Erdwärmepumpe und eine Photovoltaikanlage, die das Gebäude nachhaltiger machen.
Tradition trifft auf innovative Technik
Barbara Libert, die Leiterin von Open House Wien, hebt die besondere Bedeutung des Töpfelhauses hervor, indem sie sagt: „Die gelungene Kombination aus traditioneller Architektur und nachhaltiger Technik macht das Haus nicht nur zu einem architektonischen Schmuckstück, sondern auch zu einem Vorreiter für zukunftsfähiges Bauen in Wien.“ Diese Aussage untermauert die Wichtigkeit des Töpfelhauses als Beispiel für wie historische Gebäude erfolgreich mit modernen Anforderungen kombiniert werden können.
Das Architekturfestival „Open House Wien“ ermöglicht es, zahlreiche weitere beeindruckende Bauwerke in und um Wien zu entdecken, die abseits der üblichen Touristenpfade liegen. Diese Veranstaltungen fördern nicht nur das Bewusstsein für Architektur, sondern geben auch Einblicke in die Entwicklung und Geschichte der Stadt, die für viele Besucher oft unbekannt sind.
Für weitere Informationen über das Festival und die beteiligten Gebäude können Interessierte die offizielle Website unter www.openhouse-wien.at besuchen. Das Event stellt eine wertvolle Gelegenheit dar, die architektonischen Schätze Wiens zu erkunden und zu schätzen.