Die Stadt Wien hat sich in den letzten Jahren zu einem globalen Musterbeispiel für lebenswerte Urbanität entwickelt. Der britische „Economist“ kürte die österreichische Hauptstadt erst im Juni erneut zur lebenswertesten Stadt der Welt. Diese Auszeichnung ist das Ergebnis einer umfassenden Stadtentwicklung, die Bewohner und Kommunalpolitik gleichermaßen einbezieht. Der Fokus auf eine erstklassige Infrastruktur hat maßgeblich zu diesem Erfolg beigetragen, wobei die Stadtverwaltung großen Wert auf soziale Aspekte und Zugänglichkeit legt.
Nachhaltigkeit und soziale Integration
Wien wächst jährlich um etwa 25.000 neue Bürgerinnen und Bürger. Dieses Wachstum stellt die Stadt vor Herausforderungen, die jedoch mit Weitblick und strategischer Planung angegangen werden. Ein Beispiel hierfür ist das Viertel „Seestadt Aspern“, das seit 2010 als neues Wohn- und Arbeitsumfeld entsteht. Der Plan für die Seestadt umfasst sowohl Wohnraum als auch soziale Infrastruktur, darunter Kitas und Schulen. Ziel ist es, bis in die 2030er Jahre ein lebendiges Umfeld mit über 25.000 Einwohnern und 20.000 Arbeitsplätzen zu schaffen, das durch nachhaltige Bauweisen gekennzeichnet ist.
Innovative Stadtentwicklung: Seestadt Aspern
Die Seestadt Aspern ist auf dem Gelände eines ehemaligen Flugfeldes errichtet worden. Dabei wurde nicht nur ein künstlicher See als zentraler Punkt integriert, sondern auch bei der Planung auf ökologische Kriterien geachtet. Beispielsweise sollen die Gebäude vorwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt werden. Es gibt kaum Verkehr mit Autos, was zur Lärmminderung und Lebensqualität beiträgt. Zudem wurde der öffentliche Raum barrierefrei gestaltet, was die Anwohner mit unterschiedlichen Bedürfnissen, insbesondere Menschen mit Rollstühlen, unterstützt.
Wohnraum für alle: Die Wohnbaupolitik in Wien
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg Wiens ist eine aktive Wohnbaupolitik, die auf soziale Durchmischung setzt. Hierbei wird eine Vielzahl an Wohnformen geplant und gebaut, von Mietwohnungen bis hin zu Eigentumswohnungen. Rund ein Drittel der Wiener Bevölkerung lebt in städtischen Gemeindewohnungen, die als qualitativ hochwertiger und dennoch bezahlbarer Wohnraum gelten. Jährlich entstehen etwa 7.000 neue geförderte Wohnungen, was dazu beiträgt, dass die durchschnittliche Kaltmiete unter 10 Euro pro Quadratmeter bleibt.
Lehren für Nordrhein-Westfalen
Diese umfassenden Planungen und deren positive Auswirkungen auf die Lebensqualität in Wien sind auch für andere Regionen, wie Nordrhein-Westfalen, von Bedeutung. Sarah Philipp, die Vorsitzende der NRWSPD, empfiehlt Politikern, sich an diesem Stadtmodell zu orientieren. „Eine kluge und vorausschauende Stadtentwicklungspolitik fördert nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Sicherheit“, so Philipp. Ihr Aufruf richtet sich an die Politik in Nordrhein-Westfalen, mutige Schritte in der Stadtentwicklung zu wagen, um die Städte für alle Bürger zu verbessern.
Ausblick: Was folgt aus Wiens Erfolg?
Der Erfolg von Wien als Modellstadt weist also nicht nur auf eine gelungene städtische Planung hin, sondern fordert auch ein Umdenken in anderen Städten. Eine durchdachte, integrative Wohnbaupolitik kann nicht nur die Lebensqualität erhöhen, sondern auch soziale Spannungen verringern und die Gemeinschaft stärken. Wien zeigt, dass durch gezielte Maßnahmen der Wohnungsbau und die Entwicklung von Stadtteilen harmonisch zusammengeführt werden können, um eine hohe Lebensqualität für alle zu gewährleisten. Diese Erkenntnisse sind sowohl für bestehende als auch für aufstrebende Städte von großem Wert und können helfen, soziale Inklusion und nachhaltige Entwicklung zusammenzubringen.