In Wien, genauer gesagt in Pötzleinsdorf, steht die stilvolle Bauhaus-Villa an der Dr.-Heinrich-Maier-Straße 1 vor dem Abriss – und das, obwohl das Gebäude in einer Schutzzone liegt. Der Kauf des Anwesens durch die ASM 58 Immobilien GmbH & Co KG im Juli 2023 hat die besorgten Anwohner auf den Plan gerufen. Während das Gelände mit wildem Unkraut und höheren Hecken überwuchert ist, war das Gebäude selbst erst vor kurzem durch eine moderne Pelletsheizung auf den neuesten Stand gebracht worden. Es stellt sich heraus, dass das Haus, das vor 1945 erbaut wurde, theoretisch unter einem besonderen Schutz steht, doch das zuständige Magistrat hat eine positive Gutachten zum Abbruch erteilt.
Diese Nachricht sorgt bei den Nachbarn für Erstaunen. „Wir haben hier eine Villa in einem guten Zustand! Es kann doch nicht sein, dass sie einfach abgerissen wird“, äußert ein Anwohner seine Bedenken. Die Entscheidung über den Abriss basiert auf dem Urteil der MA 19 – Architektur und Stadtgestaltung, die erklärt, dass kein öffentliches Interesse an der Erhaltung des Gebäudes bestünde. Ein Umstand, der laut den Gesetzen der Stadt Wunder nimmt, denn Gebäude wie dieses dürfen nur in Ausnahmefällen abgerissen werden.
Öffentliches Interesse versus Abbruchgenehmigung
Die Situation führt zu Diskussionen unter den Anrainern. Immerhin handelt es sich um einen wertvollen Teil der Wiener Architekturgeschichte. Wenn das Gebäude nicht als erhaltenswert gilt, fällt es im Grunde aus dem Schutzrahmen der Stadt. Bezirksvize und Vorsitzender des Bauausschusses Robert Zöchling von den Grünen betont, dass der Bezirk in solch einem Fall nur eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten hat: „Wir können lediglich eine Stellungnahme abgeben, die in der Regel ohne Einfluss bleibt.“
Nachbarn und Interessierte fragen sich, welche Pläne die Eigentümer mit dem Grundstück verfolgen könnten. Oftmals interessieren sich Immobilienfirmen für solche historischen Bauwerke, da sie durch den Abriss Platz für neue Wohnanlagen schaffen und die Baugenehmigung ausweiten können. Ein Beispiel für diese Strategie – der Abriss und Neubau könnten zu einer Verdopplung oder gar Verdrei- oder Vervierfachung der Wohnfläche führen. Beträchtliche Gewinne wären damit für die Investoren erreichbar.
Eines der größten Bedenken der Anrainer ist die mögliche Zerstörung der Grünflächen und das Verschwinden von geschichtsträchtigen Gebäuden. Erste Fragen an den neuen Besitzer über potenzielle Baupläne blieben bisher unbeantwortet, sodass die Anwohner weiterhin in Ungewissheit leben müssen.
Der Abriss der Villa in Pötzleinsdorf steht exemplarisch für einen weit verbreiteten Trend in vielen Städten – den Konflikt zwischen modernem Wohnungsbau und dem Erhalt von historischen Bauwerken. Das Geschehen wird weitere Diskussionen anstoßen, während sich die Anrainer fragen, wie viel von ihrer gewohnten Umgebung erhalten bleibt. Ob die Entscheidung für den Abriss letztlich im Sinne der Stadtentwicklung war, bleibt abzuwarten, doch die Neugier auf die zukünftige Gestaltung des Areals wächst stetig.